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Jene Nacht im Fruehling

Titel: Jene Nacht im Fruehling
Autoren: Jude Deveraux
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getragen und dort behalten - vielleicht für immer. Aber wenn sie ihm zuerst Bedingungen stellen wollte, zum Beispiel, daß er in den Himmel hinaufklettern, dort ein Dutzend oder mehr Sterne einsammeln, zusammenbinden und in ihrem Schlafzimmer aufhängen sollte, hätte er das schon gern jetzt gewußt, damit er anfangen konnte, sich um die Leitern, die er dafür brauchte, zu kümmern.
    »Ich entschuldige mich für alles, was Sie beleidigt haben könnte«, sagte er, obwohl er nicht ein Wort von dem, was er sagte, auch so meinte. Er bereute nichts, und er konnte auch an nichts anderes denken als an ihren Knöchel in seiner Taille.
    Samantha blickte ihn aus schmalen Augen an. »Wollen Sie damit erreichen, daß ich Ihnen glaube?« Sie holte tief Luft und versuchte, sich zu beruhigen, denn sie merkte, daß inzwischen eine Reihe von Passanten auf sie aufmerksam geworden waren.
    »Könnten wir nicht irgendwo hingehen und darüber reden?« sagte er.
    »Etwa in ihr Haus?«
    Mike, dem der sarkastische Unterton in ihrer Stimme entgangen war, fand, daß das eine großartige Idee sei, hütete sich aber, das laut zu sagen.
    »Es gibt nichts zu bereden!«
    Diesmal konnte er nicht mehr überhören, daß sie sein Haus offenbar als einen Sündenpfuhl betrachtete. Er holte tief Luft. »Wir gehen jetzt zum Haus zurück, setzen uns auf die Vortreppe, wo uns ganz New York sehen kann, und sprechen über das, was Sie offenbar für ein Problem halten. Und wenn Sie danach immer noch Weggehen wollen, werde ich Ihnen helfen, ein Hotel zu finden.«
    Samantha wußte, daß sie nicht auf ihn hören sollte. Sie sollte vielmehr eines der vielen Taxis anhalten und sich irgendwo eine Bleibe für die kommende Nacht suchen.
    »Sie wissen doch gar nicht, wohin Sie gehen sollen, nicht wahr? Sie können nicht einfach in ein Taxi steigen und sagen: >Bringen Sie mich zu einem Hotel.< Diese Zeiten sind vorbei. Heutzutage wissen Sie nicht, wo Sie dann landen werden, und deshalb lassen Sie mich wenigstens für Sie ein Hotel anrufen und dort ein Zimmer für Sie bestellen.«
    Als Mike merkte, wie sie unschlüssig wurde, nahm er diese günstige Gelegenheit wahr, um sich in Richtung Haus zu entfernen - in der Hoffnung, daß sie mit ihrem Koffer und ihrer Reisetasche folgen würde. Da er sein Glück nicht überstrapazieren und den kleinen Vorteil, den er herausgeholt hatte, nicht wieder verspielen wollte, sagte er unterwegs kein Wort mehr, sondern ging langsam die Straße hinunter und blieb nur hin und wieder stehen, um sich zu vergewissern, daß sie ihm auch nachkam.
    Als er sein Haus erreichte, trug er ihr Gepäck die Vortreppe hinauf, setzte es dort ab und drehte sich zu ihr um. »Wollen Sie mir jetzt verraten, was Sie gegen mich haben?«
    Samantha blickte auf ihre Hände hinunter. Sie spürte, wie müde und erschöpft sie war von den Strapazen dieses langen, anstrengenden Tages. Oder vielmehr von den Strapazen eines langen, anstrengenden Jahres. »Ich denke, das Problem ist offensichtlich«, erwiderte sie und bemühte sich, ihn dabei nicht anzuschauen, denn er war wirklich nur sehr spärlich bekleidet. An das Geländer der Vortreppe gelehnt, schob er eine Hand unter das alte ärmellose Sweatshirt, das er trug, und begann sich an der Brust zu kratzen. Dabei konnte Samantha die waschbrettartigen Muskeln, die seinen Oberkörper bedeckten, nicht übersehen.
    Als er schwieg, ergriff Samantha abermals das Wort, diesmal in der Absicht, sich sehr klar auszudrücken: »Ich habe nicht vor, mit einem Mann unter einem Dach zu leben, der seine Zeit damit verbringt, mich durch das ganze Haus zu verfolgen. Ich trauere um meinen Vater, habe gerade meine Ehe beendet und möchte mir nicht noch mehr Schwierigkeiten aufhalsen.«
    Vielleicht hätte Mike keinen Anstoß nehmen sollen an ihren Worten, aber sie stellte ihn so hin, als wäre er ein alter, lüsterner Bock, der seine Hände nicht von einem attraktiven jungen Mädchen lassen konnte. Er widerstand der Versuchung, sie darauf hinzuweisen, daß er sich ihr keineswegs aufgedrängt hatte. Er spielte auch mit dem Gedanken, ihr zu sagen, daß alles, was sie bisher geteilt hatten, ein Kuß gewesen war - nicht mehr -, und daß sie keinen Anlaß dazu hatte, sich so zu benehmen, als wäre er ein überführter Sexualtäter, der soeben versucht hatte, sie zu vergewaltigen.
    »Also gut«, sagte er, »was sind die Bedingungen?«
    »Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden.«
    »Oh, doch. Jeder, der sich so anzieht wie Sie, muß ja nach
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