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Jeder Kuss ein Treffer

Jeder Kuss ein Treffer

Titel: Jeder Kuss ein Treffer
Autoren: Janet Evanovich
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hat ihn begraben? Meine mich zu erinnern, dass er damals gar nicht hier war.«
    »Er war noch mal zurückgekommen, weil er was vergessen hatte. Er hat alle Spuren säuberlich beseitigt.«
    »Und warum erzählst du mir das?«, fragte Doc.
    »Zu der Zeit damals haben Sie Ihre Rosenbüsche beschnitten, wissen Sie das noch? Von Ihrem Garten können Sie bei mir auf den Hof sehen. Und Sie sitzen gerne mit einem Cognac im Liegestuhl und betrachten die Blumen, manchmal stundenlang. Einmal haben Sie gesagt, dabei hätten Sie die besten Ideen.«
    »Annie, kommst du mal langsam auf den Punkt? Ich bin ein alter Mann. Sonst bin ich schon tot, ehe du fertig bist.«
    »Sie haben beobachtet, wie Donna Schaefer ins Haus ging und später fortlief. Deshalb sind Sie rübergegangen, um nachzusehen. Liege ich richtig?« Doc schwieg.
    »Als Sie reinkamen, lag Charles bewusstlos auf dem Boden. Sie hatten ihn noch nie gemocht. Sie wussten, dass er mich schon länger betrog, nicht wahr? Vielleicht hat Danny es Ihnen erzählt. In Ihren Augen war Charles um nichts besser als ein streunender alter Kater. Und da lag er auf dem Boden, hilflos und ohnmächtig. Sie gingen ins Wohnzimmer, holten ein Kissen und …«
    »Nein«, widersprach Doc entrüstet. »Wofür hältst du mich? Für einen kaltblütigen Mörder?«, fragte er.
    »Dann sagen Sie es mir.«
    Doc nahm seine Brille ab, rieb sich die Augen und blinzelte mehrmals. Eine Weile starrte er vor sich hin. »So war das nicht, Annie. Ganz und gar nicht.« Er seufzte schwer.
    »Du hast recht, dass ich in meinem Liegestuhl saß. Es war schon dunkel geworden, da merkte ich, dass ich Hunger bekam. Doch noch bevor ich aufstehen konnte, sah ich, wie diese Frau mit dem Auto vorfuhr und in euer Haus ging. Im Schlafzimmer ging das Licht an, ich hörte, wie sie mit Charles stritt. Die Frau schrie herum und sagte schreckliche Sachen. Irgendwann reichte es mir, ich wollte reingehen. Dann hörte ich die Frau schreien. Sie kam aus dem Haus gelaufen, als sei der Leibhaftige hinter ihr her. Ich hörte, dass sie weinte. Sie stieg ins Auto und fuhr davon.«
    Wieder verstummte Doc. Es war, als sei er sich Annies Gegenwart gar nicht mehr bewusst. Sie saß einfach da und wartete. Dann hörte sie ein Geräusch im Nebenzimmer und sah einen Schatten. Es war Wes.
    »Ich bin nicht sofort rübergegangen«, sagte Doc schließlich. »Ich hab überlegt, die Polizei zu rufen, es dann aber nicht getan. Ich bin ins Haus und hab aufgeräumt. Machte mir ein Sandwich. Als ich wieder vor die Tür ging, merkte ich, dass bei euch die Hintertür aufstand. Ich wunderte mich, dass Charles sie nicht geschlossen hatte. Deshalb ging ich zu euch rüber.« Doc seufzte. »Er lag unten vor der Treppe. Ich kniete mich neben ihn, er machte die Augen auf. Ich fragte ihn, ob er Schmerzen habe. Er meinte, sein Nacken würde stark wehtun, er hätte ihn knacken hören und Angst, ihn gebrochen zu haben. Ich sagte, er solle sich nicht bewegen.« Doc hielt inne und sah Annie an.
    »Weißt du, ich kenne mich aus mit Wirbelsäulenverletzungen. Ich weiß, was sie bedeuten. Ich hatte einen Freund, der zwanzig Jahre im Rollstuhl saß und nur noch sterben wollte. Zwanzig Jahre sind eine lange Zeit, wenn man nicht leben will, Annie. Ich sagte Charles, er solle ruhig liegen bleiben, ich würde mich um ihn kümmern. Er machte die Augen zu, und ich ging nach nebenan und holte das Kissen. Ich hatte keine andere Wahl, ich musste ihn erlösen.« Wes kam ins Zimmer und ging zu Annie. Doc schien sich nicht zu wundern, er sah nicht einmal auf. Er blickte nur auf den dunklen Fernsehbildschirm. Die Falten in seinem müden Gesicht traten noch stärker hervor. Wes schlang Annie die Arme um die Taille. »Alles klar?« Sie nickte. »Woher wusstest du, wo ich bin?«
    »Es fiel mir heute wie Schuppen von den Augen«, sagte er. »Als ich dann deine Nummer auf meinem Handy sah, wusste ich, dass du mich brauchst.« Annie lehnte sich gegen ihn. »Danke.« Wes strich ihr über das Haar. »Du siehst müde aus. Morgen ist ein großer Tag.
    Geh nach Hause und schlaf ein bisschen. Ich bleibe bei Doc.«
    Annie nickte. Sie konnte sich nicht erinnern, jemals so erschöpft gewesen zu sein. Sie wusste, was auch immer Wes tun würde, es wäre richtig. Annie stand auf.
    Doc sah hoch. »Ich möchte, dass du etwas weißt, Annie. Ich muss es dir sagen.
    Ich hätte niemals zugelassen, dass du für etwas ins Gefängnis gehst, das du nicht getan hast.«
    Sie nickte. »Ich weiß.« Auf dem Weg nach
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