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Jeder Kuss ein Treffer

Jeder Kuss ein Treffer

Titel: Jeder Kuss ein Treffer
Autoren: Janet Evanovich
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wohnt ein Geist«, sagte Destiny. »In diesem Fall der Geist einer toten Frau, die das Haus aus irgendeinem Grund nicht verlassen will.« Annie wusste nicht, was sie darauf sagen sollte, deshalb schwieg sie.
    Destiny zuckte mit den Achseln. »Das passiert mir ständig. Ich ziehe die Toten an wie ein Zuckertopf die Bienen.«
    Peaches gab einen tiefen, kehligen Laut von sich und warf Annie einen Blick zu, den sie immer als den »bösen Blick« bezeichnete. Die Katze hob eine Pfote und schlug gegen die Plastikschale. Sie rutschte über den Boden und schepperte gegen die Wand.
    »Deine Katze hat Hunger«, bemerkte Destiny.
    »Sie hat schon gefressen«, erwiderte Annie. »Ignorier sie einfach.«
    »Hast du den Geist noch nie gesehen?«, fragte Destiny. »Ich glaube nicht an Geister.«
    »Aber gespürt hast du ihn doch bestimmt schon mal. Dass es plötzlich kälter wurde oder du dich beobachtet fühltest?«
    Annie machte ein nichtssagendes Gesicht, doch der eine oder andere Zwischenfall kam ihr in Erinnerung: ein kalter Luftzug am Arm oder im Nacken, Geräusche in der Nacht, Gäste, die sich über fehlende Gegenstände beklagten, die dann an einem unerwarteten Ort wieder auftauchten. »Ich denke, dazu muss man diesen Dingen gegenüber aufgeschlossen sein«, sagte sie. »Und das bin ich nicht.«
    Destiny wirkte nicht überzeugt, beließ es aber dabei. »Soll ich dir denn nun noch weiter aus der Hand lesen? Mal sehen, ob du in nächster Zeit das große O genießen darfst! Oder sogar multiple Os?«, fügte sie hinzu.
    »Multiple?«
    »Ich gebe ja nicht gerne an, aber mein eigener Rekord liegt bei fünf.«
    »Mein lieber Schwan!«
    »Er war jung und sah super aus, und zwischen uns stimmte die Chemie. Außerdem ließ er sich wirklich Zeit und drückte auf die richtigen Knöpfe, wenn du weißt, was ich meine.«
    »Hört sich an, als hätte es sich gelohnt, den zu behalten.« Annies Knöpfe waren schon lange Zeit nicht mehr gedrückt worden.
    »Deshalb habe ich ihn ja geheiratet.«
    Destiny seufzte. »Funktionierte aber nicht.«
    Annie wusste, dass Destiny fünfmal verheiratet gewesen war, momentan aber keinen Freund hatte. Noch bis vor zwei Monaten hatte sie eine brandheiße Affäre mit einem attraktiven Mann namens Sam gehabt, jedoch die Bremse gezogen, als er anfing, das Wort Heirat in den Mund zu nehmen. Destiny hatte nicht das Bedürfnis, sich in nächster Zeit erneut ehelichen zu lassen.
    »Warum hast du dich denn von diesem Kerl scheiden lassen, wenn er doch so gut im Bett war?«
    »Man muss mit dem Mann am Frühstückstisch auch noch ein bisschen reden können, aber das ging mit dem leider nicht. Mit der Zeit verebbte meine Leidenschaft.«
    Annie hatte zum letzten Mal Leidenschaft verspürt, als die fettreduzierte Erdnussbutter von Jiffy auf den Markt kam. »Das ist aber schade«, sagte sie. Peaches schlug gegen die Schranktür, hinter der ihr Futter stand. »Jetzt reicht‘s«, sagte Annie und stand vom Tisch auf. Sie hob die alte Katze hoch und schleppte die elf Kilo schwere Fellkugel zur Hintertür. Peaches fauchte.
    »Fang dir eine Maus«, sagte Annie und setzte sie nach draußen. »Diese Katze hat nur ein Ziel im Leben, und das ist, mich in den Wahnsinn zu treiben.«
    »Sie fühlt sich unwohl wegen des Geistes. Katzen spüren so etwas.«
    Annie schüttelte den Kopf. »Diese war immer schon arrogant und schwierig, aber meine Großmutter hat sie geliebt. Leider mag die Katze mich nicht.«
    »Sie braucht einfach nur einen netten Kater.«
    »Zu spät. Sie ist sterilisiert.«
    »Das erklärt ihre schlechte Laune. So ein Stündchen im Heu wirkt manchmal Wunder.«
    »Also, das einzige männliche Wesen, das mir im Moment fehlt, ist mein nichtsnutziger Hausmeister Erdle Thorney«, erklärte Annie, »aber ich muss nicht hellsehen, um zu wissen, dass er betrunken im Bett hegt. Wenn ich den zwischen die Finger bekomme! Dem binde ich Arme und Beine zusammen und trete ihm ordentlich in den Hintern.«
    »Manche Menschen lassen sich gerne fesseln«, gab Destiny zu bedenken und studierte ihre Fingernägel. »Habe ich wenigstens gehört.«
    Annie grinste. »Ich glaube, wir sprechen da von zwei verschiedenen Dingen.«
    Sie mochte diese schlagfertige, unabhängige Frau, die eine gewisse Berühmtheit erlangt hatte, seit sie vor knapp einem Jahr in der
Beaumont Gazette
mit ihrer Kolumne begonnen hatte. Destiny besaß hellseherische Fähigkeiten und gab einsamen Menschen Ratschläge und Tipps. Sie war eine auffällige Erscheinung mit ihrer
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