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Je oller, je doller: So vergreisen Sie richtig (German Edition)

Je oller, je doller: So vergreisen Sie richtig (German Edition)

Titel: Je oller, je doller: So vergreisen Sie richtig (German Edition)
Autoren: Bill Mockridge , Lars Lindigkeit , Markus Paßlick
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vertreten war – von Pampers bis Pubertät. Das konnte man schon riechen, wenn man bei uns hereinkam: Dieses zart-herbe Bouquet aus Penaten und Clearasil, das einem an der Haustür entgegenströmte, verriet alles. Achten Sie mal drauf: Wo auch immer dieser Geruch verströmt wird, schauen sich Mehrfachväter nur wissend-verschwörerisch an. Da bedarf es keiner Worte. Ganz im Gegensatz natürlich zu den endlosen Diskussionen zu Hause mit dem pubertierenden Nachwuchs. So eröffnete mir damals, in der Vor-Handy-Zeit, mein sechzehnjähriger Sohn Luke mit resoluter, just dem Stimmbruch entsprungener Stimme: »Dad, wir brauchen ISDN!«
    Ich schaute ihn ratlos an. »Bitte was brauchen wir?«
    »I-S-D-N!« Luke betonte die vier Buchstaben wie das Geheimnis zur Erleuchtung.
    »Luke, weißt du überhaupt, was ISDN bedeutet? I st s owas d enn n otwendig?«
    »Ey, sicher ist das notwendig! Das ist voll fett! Dann haben wir zwei Leitungen zum Telefonieren, checkst du das? Zwei! Eine mehr als eine!«
    »Ja, ja, Luke, eins plus eins krieg ich in meiner Kalkbirne gerade noch zusammen, keine Sorge … Warum brauchen wir zwei Leitungen??«
    »Oh Mann, Dad, du raffst gar nichts! Pass auf: Wenn wir zwei Leitungen haben, dann brauchst du nicht mehr zu nerven, wenn ich mit Maxi telefoniere, oder mit Tobi oder mit Jenny, die ist übrigens total verknallt in mich, genau wie die Steffi. Weil, dann haben wir ja noch eine Leitung! Eine mehr, und mit der, die übrig ist, telefonierst du dann. Ist doch endgeil!«
    Hmm. Das klang in der Tat endgeil. Das rhetorische Meisterstück meines Sohnes überzeugte mich, noch am selben Tag ISDN zu beantragen.

    Nur einen Monat später waren wir dann technisch ganz vorne mit dabei: zwei Leitungen! Nie wieder das genervte Hochgerufe Richtung Kinderzimmer: »LUKE, WARUM IST HIER BESETZT?!« Eine neue Ära im Hause Mockridge brach an. Und ich war live dabei, als ich unten den Hörer abnahm. Von oben hörte ich meinen Sohn Luke dumpf durch die Zimmertür sprechen, doch das brauchte mich nicht zu stören. Wir hatten ja jetzt schließlich ISDN. Zwei Leitungen. Eine mehr als eine.
    Tut-tut-tut-tut-tut-tut!
    Besetztzeichen?
    »LUKE, WARUM IST HIER BESETZT?!«
    »Ey Dad, kein Stress!«, kam es von oben herunter. »Ich telefonier gerade auf der einen Leitung mit Maxi und auf der anderen mit Tobi. Ist megawichtig! Und danach hab ich ein Zweiertelefonat mit Jenny und Steffi, also bleib mal locker!«
    Während ich fassungslos die Treppe hochstarrte, tutete das Besetztzeichen in meinem Hörer weiter. Es hörte sich fast so an, als würde mich mein Telefon auslachen.
    Notiz an mich selbst: Bei der Telekom anfragen, ob es auch »Doppel-ISDN« gibt. Wobei: Wenn mein Sohn Luke demnächst noch zwei weitere Freundinnen am Start hat, sind auch vier Leitungen sofort besetzt. Ein echter Teufelskreis. Und was da alles bei meinen Söhnen durch die Leitungen geschickt wird. Ich verstehe einzelne Wörter, aber keinen Zusammenhang! Ein typisches Telefonat im Hause Mockridge ist im Grunde wie modernes Theater, nur noch wirrer:
    Ring-Ring-Ring!
    Mein Sohn Teo eilt zum Hörer.
    »Teo Mockridge am Apparat, Tag und Nacht für Sie bereit, was kann ich für Sie tun? … Hey, fett … ja, krass … ja, voll fett … ja, laber … hey, Hammer … hey, HAAAMMER … kooooooooooooooorekt! Tschö!«
    Teo legt auf. Ich schaue ihn völlig ratlos an.
    »Was war das denn eben?«
    »Hä? Wieso, hast du doch gehört: Das war der Ferdy, wir treffen uns um 15 Uhr, fahren mit den 636er in die Stadt, gehen in ›Scream 4‹, danach gehen wir zu McDonald’s, dann fahren wir um 19:20 Uhr mit dem 636er wieder nach Hause, 20 Uhr mache ich Hausaufgaben, und um 23 Uhr lieg ich im Bett – ist doch voll fett!«
    Ja, es stimmt: Meine Kinder machen mich alt. Aber das ist auch okay so. Das kann ich ab. Und klammheimlich frohlockend übe ich mich in Geduld – denn ich weiß: Irgendwann werden meine Söhne eigene Kinder haben. Dann machen die ihre Väter alt. Und Opa lehnt sich nur noch genüsslich zurück und schaut zu, ruft höchstens mal über seine zwei freien Leitungen Hinz und Kunz gleichzeitig an, um ihnen den neuesten Wahnsinn zu berichten. Das wird ein wahrer Jungbrunnen für mich. HAAAAMMER!

7.
    Knoten, Liften, Tackern
    Das Elixier der ewigen Jugend. Man könnte Millionen damit verdienen, ach was, Milliarden! Aber eher geht ein Kamel durchs Nadelöhr oder wird der 1. FC Köln Deutscher Meister, als dass dieses Elixier Wahrheit wird. Die Natur
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