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Jax

Jax

Titel: Jax
Autoren: Inka Loreen Minden
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sehe, würde ich ihn wiedererkennen.«
    Keiner der Ärzte, die ich kenne, trägt einen Kinnbart. Mark ist rasiert, Jason hat einen Vollbart, Mickey trägt Koteletten. »Daher hast du wohl behauptet, du wärst nicht bei Bewusstsein gewesen.« Er hat das bestimmt nur geträumt, doch mein Herz hofft, dass er diesen Mann tatsächlich gesehen hat.
    »Nicht nur deshalb, denn ich bin mir sicher, dass dieser Kerl Ced ermordet hat. Ich verlor erneut das Bewusstsein, obwohl ich mich vehement dagegen wehrte, und als ich aufwachte, war Cedric tot und du bereits festgenommen.«
    »Du glaubst also, er wurde ermordet?«
    »Ja.«
    »Von wem? Vom Regime? Und warum? Und wieso er und nicht wir alle? Und in welche Verschwörung soll ich hineingeraten sein? Das gibt doch keinen Sinn!«
    »Pst, ich will jetzt nicht mehr dazu sagen.«
    Ist das vielleicht eine Falle? Will mich jemand auf die Probe stellen? »Und du hast gewusst, dass ich unschuldig bin, aber niemandem etwas gesagt?!« Am liebsten möchte ich meinen Frust hinausschreien.
    Ich kann meinen Frust hinausschreien! Und das tue ich, obwohl der Schrei in meiner Kehle schmerzt und ich danach heiser sein werde, doch das ist mir egal.
    Mein Gebrüll hört sich wirklich schaurig an, ich schreie, und ich werde schreien, bis ich keine Luft mehr bekomme. Ich brülle mir Wut und Enttäuschung aus der Seele, bis Jax meinen Kopf an seine Brust drückt und mich wiegt wie ein Baby. »Hey, ist gut.«
    »Nichts ist gut!« Ich schluchze auf und fühle mich abgrundtief erschöpft. »Deine Aussage hätte mich entlasten können!«
    »Nein, sie hätte mich ebenfalls ins Gefängnis gebracht, und dann hätte ich nichts für dich tun können.«
    »Warum? U nd was hast du denn für mich Großartiges getan?« Jetzt will er den Helden rauskehren? Dumpf pocht die Wut hinter meinen Rippen. Ich reiße mich von ihm los und stehe auf. »Ich will eine Erklärung. Für alles! Du redest und lässt mich mit noch mehr Fragen stehen.«
    »Nicht hier.«
    »Jax, bitte!« Falls wir abgehört werden, hat er ohnehin schon zu viel gesagt.
    Ich taste nach seinem Kopf und lasse sein Haar, das sich trotz der Kürze weich anfühlt, durch meine Finger gleiten. »Erzähl mir wenigstens, was du für mich getan hast«, flüstere ich in sein Ohr.
    »Ich konnte erreichen, dass du ins Serva-Programm aufgenommen wirst.«
    Oh, dieser Lügner! »Das hat mein Anwalt veranlasst.« Ich möchte fort von ihm, weiche zurück, doch er packt mein Handgelenk, als könnte er es in der Finsternis problemlos sehen.
    »Der Vorschlag kam von mir, Doc.«
    »Er hat das nicht erwähnt.«
    »Ich habe ihm viel Geld dafür gegeben.« Ich weiß , dass Jax reich ist, d enn die Soldaten haben den bestbezahlten Job der Stadt. Aber das würde bedeuten, mein Anwalt ist bestechlich. Habe ich deshalb den Prozess verloren? Steckt er vielleicht mit in dieser seltsamen Verschwörung?
    Meine Kehle schnürt sich zu.
    »Ich musste dich wiedersehen, Doc, und das war die einzige Möglichkeit.«
    »Warum wolltest du mich wiedersehen?«, frage ich heiser und lege meine Hand auf die von Jax, die immer noch mein Gelenk umschlossen hält. Ich spüre dieses kleine Gerät an seinem Arm, das einer Uhr ähnelt.
    »Ich kann doch die Frau, die mein Leben gerettet hat, nicht sterben lassen.«
    Totenstille breitet sich aus und ich höre nur den rasenden Puls, der mein Trommelfell zum Vibrieren bringt. Jacksons Finger verschränken sich mit meinen. Zärtlich streichelt er mit dem Daumen über meine Handfläche.
    Was ist das zwischen diesem Mann und mir? Er wirkt einerseits bedrohlich, dennoch besitzt er eine sanfte Seite. Er zeigt sie mir in der Geborgenheit der Finsternis. Auf einer Toilette.
    Wenn ich mir vorstelle, wie wir aussehen würden, wenn das Licht angeht – es wäre zum Piepen.
    »Dann bist du meine letzte Hoffnung«, wispere ich und schließe seinen streichelnden Daumen in meinen Fingern ein.
    Ich lasse es zu, dass er mich wieder auf seinen Schoß zieht. »Ich habe einen Namen, der uns weiterbringen könnte, aber dazu muss ich an einen Computer, der nicht vom Regime kontrolliert wird.«
    »Ich kenne jemanden, der uns helfen könnte«, sage ich vorsichtig. Das ist die Wahrheit. Außerdem wittere ich eine Chance auf Freiheit. »Aber ich komme hier nicht raus und darf auch mit niemandem von außerhalb sprechen.«
    »Vielleicht gibt es einen Weg. Schließlich hat ein Warrior Sonderrechte. Wir werden das gemeinsam durchziehen müssen, um die Wahrheit aufzudecken.«
    Wir …
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