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Jax

Jax

Titel: Jax
Autoren: Inka Loreen Minden
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feucht vom Bad.
    »Erzähl du zuerst«, wispere ich und beuge mich zu ihm. »Ich möchte deine Version hören.«
    Jax saß bei der Verhandlung im Publikum. Ich habe geglaubt, seine wütenden Blicke in meinem Rücken zu spüren, und hatte Angst, er würde mich im Gerichtssaal töten. »Ich fand es seltsam, dass du nicht angehört wurdest.«
    »Ich habe dem Senat erzählt, dass ich noch nicht bei Bewusstsein war, als Cedric starb, daher konnte ich keine Aussage machen.« Seine Stimme klingt ein wenig erstickt, und ich spüre, wie sich in seinem Nacken Schweiß bildet.
    »Du hast gelogen!«
    »Ich hoffe, du kannst mir das jemals verzeihen.«
    »Was ist denn passiert?« Mein Puls rast. Erneut dreht sich alles in meinem Kopf. Träume ich vielleicht? Ist deshalb alles so wirr und verrückt?
    Seine Lippen streifen meine Wange. »Als ich nach der OP aufgewacht bin, sah ich dich neben mir auf einer Liege schlafen.«
    »Du warst zuvor schon mal kurz wach und hast mit mir geredet, so wirres Zeug«, unterbreche ich ihn. Immer noch habe ich seinen dankbaren Blick vor Augen.
    »Ja, aber ich meine ein wenig später, als wir bereits auf dem Krankenzimmer waren. Du hast einen sehr erschöpfte n Eindruck gemacht, lagst auf dem schmalen Bett wie tot. Ich wusste, du hast alles gegeben, um mich und meinen Bruder zu retten, hast viele Stunden lang um unser Leben gekämpft.« Er räuspert sich leise.
    »Woher willst du das wissen?« Doch langsam dämmert es mir und mein Magen zieht sich zusammen.
    »Ich habe gehört, wie du dich mit einem anderen Arzt an meinem Bett über die Operation unterhalten hast, bevor du dich hingelegt hast.«
    »Das war Mark Lamont.« Ein Lächeln huscht über mein Gesicht. Ich vermisse die Arbeit mit ihm. Wir haben uns perfekt ergänzt.
    Eine Träne läuft über meine Wange und ich wische sie hastig weg, lausche wieder Jacksons Worten, anstatt mich in der Vergangenheit zu verlieren.
    »Er wollte, dass du schläfst, aber du hast darauf bestanden, dich in unserem Zimmer au szuruhen, damit du sofort zur Stelle bist, falls es einen Notfall gibt. Cedric sei zwar über den Berg, hast du gesagt, doch dir war es lieber, bei ihm zu bleiben. Du warst meine H eldin. Du hast alles gegeben, um ihn zusammenzuflicken.«
    Neue Tränen steigen in meine Augen. »Ich war so erschöpft, dass ich vielleicht einen Fehler gemacht habe. Angeblich bin ich aufgestanden und habe ihm eine Spritze gegeben.« Ich schlucke. »Hast du mich … gesehen?«
    »Nein, du hast tief und fest geschlafen, als er … von uns ging.«
    Wieso hat er das niemandem erzählt? Oder hat er geträumt? Die Aufwachphasen sind bei jedem Menschen unterschiedlich, er kann sich nicht sicher sein, dass er durchgehend wach war. »Sie warfen mir vor, dass ich ihm das falsche Medikament gespritzt hätte und deshalb sein Herz aufhörte zu schlagen. Langsam bin ich mir wirklich nicht mehr sicher, ob ich ihm nicht doch die Medizin verabreicht habe.« Ich schluchze auf und wende im Dunkeln mein Gesicht ab, als könnte er es trotzdem sehen. »Jax, auch wenn ich einen Fehler gemacht habe – ich gehöre nicht den Rebellen an, wirklich nicht. Ich habe deinen Bruder bestimmt nicht absichtlich …« Indem er mir über den Kopf streichelt, bringt er mich zum Schweigen. Hasst er mich nicht?
    »Doc, hör mir zu. Auch wenn es seltsam klingt, aber … Du bist nur eine Schachfigur in einer perfiden Verschwörung des Regimes und zufällig zwischen die Fronten geraten. Sie brauchten eine Schuldige? Voilà, da war sie.«
    »Was redest du da?«
    »Ich glaube, da war noch jemand im Raum«, sagt er stockend.
    »Wie meinst du das?« Natürlich waren andere Leute im Raum. Pfleger, Schwestern, Ärzte.
    »Ich dämmerte immer wieder weg, doch mein Kriegerinstinkt lässt sich nicht so einfach abschalten. Als die Tür aufging und sich jemand ins Zimmer schlich, blinzelte ich. Ich wollte schon wieder die Augen schließen, weil der Mann einen weißen Kittel trug und nach Arzt aussah, doc h sein Gesicht kam mir nicht bekannt vor. Er stellte sich zu dir ans Bett und … zog kurz eine Pistole aus der Tasche.«
    »Was?« Meine Kehle ist ganz trocken. »Du hast sicher geträumt, nur ein Warrior darf in der Stadt Waffen tragen.«
    »Es war keiner von uns.«
    »Hast du versucht, den Mann zu finden?«
    »Das habe ich, aber ich kann mich nicht klar an sein Gesicht erinnern. Ich wusste in dem Moment nur, dass ich ihn noch nie gesehen habe. Er hatte braunes Haar und einen Kinnbart, doch wenn ich ihn noch mal
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