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Janusliebe

Janusliebe

Titel: Janusliebe
Autoren: E Mier
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nicht mehr von Zufällen sprechen.»
Robby griff nach seiner Kaffeetasse. Es war fünf Uhr früh, eigentlich hätte er
im Bett liegen und den Schlaf der Gerechten schlafen sollen. Aber der chaotische
Ausgang des Treffens mit Carry hatte ihn nicht zur Ruhe kommen lassen. Das Ge-
fühl, dass irgendwo Unheil lauerte, und sein Gewissen, das ihm vorwarf, Carry
kampflos diesem unfreundlichen Hünen überlassen zu haben, vertrieben die Mü-
digkeit und ließen ihn stattdessen von Minute zu Minute munterer werden.
Als das Telefon gegen drei Uhr zu läuten begonnen hatte, hatte er noch nicht
eine Sekunde die Augen zugemacht.
Daphnes Nachricht hatte dann seine schlimmen Befürchtungen wahr werden
lassen. Robby war aus dem Bett in seine Jeans gesprungen und in der Rekordzeit
von zehn Minuten von seiner Wohnung zu Carrys Apartment gerast.
Jetzt saß er zusammen mit Daphne, ihrem Verlobten Vincent und Carry im
Wohnzimmer und versuchte einerseits die noch immer zitternde Carry zu beru-
higen und andererseits hinter die Lösung des Geheimnisses zu gelangen, weshalb
ihr jemand nach dem Leben trachtete.
«Ich weiß nicht, wer das sein sollte.» Carry schüttelte zum wiederholten Male
den Kopf.
Sie war müde, eigentlich wünschte sie sich nur, endlich ihre Ruhe zu haben.
Sie sehnte sich nach ihrem Bett, in dem sie längst liegen würde, wenn Daphne
nicht Vincent und Robby aus den Betten geklingelt hätte, damit sie Carry trösten
kamen. «Du brauchst jetzt männlichen Beistand», hatte Daphne verkündet und
war schon am Telefon gewesen, bevor Carry auch nur «Äh» machen konnte.
Robby begann nervös auf seinem Sitz herumzurutschen.
«Dieser Lawrence M. Carlson heute Abend ...» Zu spät fiel ihm ein, dass ihm
jemand gegenübersaß, der ebenfalls «Carlson» hieß. «Äh ... ja ...»
Carry stützte den Kopf in die Hände.
«Der hat gewiss nichts mit den Anschlägen zu tun.»
«Moment!» Daphne sah zwischen Carry und Robby hin und her. «Was ist pas-
siert?»
Carry ließ die Arme sinken und lehnte sich zurück.
«Lawrence hat mir auf seine charmante Art klargemacht, dass ihm mein Tref-
fen mit Robby nicht gefällt», seufzte sie.
    «Er hat sie gepackt und einfach aus dem Restaurant getragen», rief Robby em-
pört dazwischen. Im nächsten Moment sank er wieder in seinem Sitz zusammen.
«Und ich habe daneben gestanden wie ein Blödi, anstatt ...»
«Hör auf!» Carry klatschte in die Hände. «Was hättest du denn tun sollen?
Dich mit Schwert und Lanze auf Lawrence stürzen? Er hätte dich in der Mitte aus-
einander gebrochen.» Sie sah zu Daphne und Vincent, die wie versteinert auf dem
Sofa saßen. «Lawrence hat mir nichts getan, okay? Und er ist es ganz bestimmt
nicht, der mir irgendwas Übles will.»
«Aber der Stress ging los, kurz nachdem du in seinem Büro gewesen bist»,
murmelte Daphne mit einem unsicheren Seitenblick auf Vincent.
«Mein Bruder ist zwar ein Stinkstiefel, aber ein Verbrecher ist er nicht!», fuhr
dieser empört auf. «Er würde niemals jemandem ernsthaft schaden.»
«Außerdem, welchen Grund hätte er, mir etwas anzutun?», warf Carry ein.
«Ich habe an diesem halben Tag in seinem Büro einzig und alleine seine Briefe in
den Computer getippt. Und bei unserem anschließenden Treffen hat er mir nicht
ein einziges Geschäftsgeheimnis verraten.»
«Wie wäre es mit einem verschmähten Liebhaber?», schlug Vincent vor, der
seinen Bruder aus dem Spiel bringen wollte.
Carry schüttelte den Kopf.
«Du weißt selbst, was in diesem Punkt im Moment bei mir los ist.» Sie hob die
Schultern. «Kinder, vergesst es. Wir finden keine Antwort. Es ist irgend so eine
vertrackte Geschichte, auf die sich niemand einen Reim machen kann.» Sie setzte
sich wieder. «Lasst uns lieber ins Bett gehen. Ich bin hundemüde.»
Vincent, Daphne und Robby wechselten unsichere Blicke miteinander, dann
erhob Robby sich zögernd.
«Okay, du hast Recht, wir brauchen alle unseren Schlaf», sagte er nachdenk-
lich. «Aber wir sollten unbedingt die Polizei einschalten.»
«Das auf jeden Fall!», stimmte Daphne ihm zu.
«In Ordnung», gähnte Carry. «Morgen früh gehe ich zu den Cops. Aber jetzt
lasst mich endlich schlafen.»
Die Freunde standen wortlos auf. Während Robby das Haus verließ, ging Carry
auf ihr Zimmer und legte sich ins Bett. Sie war überzeugt, dass sie trotz ihrer Mü-
digkeit kein Auge zumachen würde, aber ihr Kopf hatte kaum das Kissen berührt,
da war sie auch schon in einen
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