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Jan Fabel 05 - Walküre

Titel: Jan Fabel 05 - Walküre
Autoren: Craig Russell
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sogenannte Operation Able Archer 83 erwies sich schließlich doch nur als NATO-Übung, aber es war der größte Einsatz westlicher Waffen und Truppen seit dem Ende des Krieges. Die Kapitalisten waren dumm genug, ein vollständiges Manöver durchzuführen, bis hin zur Nachrichten­übermittlung innerhalb der Befehlsstruktur. Die Nachrichten konnten wir abfangen.
    Unsere Überwachung ergab auch, dass die britische Premier­ministerin Margaret Thatcher oft mehrere Male täglich chif­frierte Mitteilungen mit Präsident Reagan austauschte. Heute wissen wir, dass es dabei nicht um Vorbereitungen für einen Weltkrieg, sondern um die amerikanische Besetzung von Gre­nada ging. Es waren einfach zwei Imperialisten, die sich darüber stritten, wer die Kolonialrechte für ein Stück Land besaß.«
    »Ich kann Ihnen versichern, Major Drescher«, schaltete sich Adebach ein, »dass der Mann auf der Straße hier und im Wes­ten nie erfahren wird, wie nahe wir der Katastrophe waren. Das Einzige, was einen allgemeinen Atomkrieg verhindert hat, war die Sammlung und Analyse von Informationen durch die Nach­richtendienste. - Auf beiden Seiten, wie man zugeben muss. Unsere Agenten schafften es gerade noch, den kalten nicht zu einem heißen Krieg werden zu lassen.
    Wir müssen neue Wege finden, den Feind zu treffen, ohne dass die Situation zum Krieg eskaliert. Ihre Abteilung hat bei der Infiltration des Westens mit Informationssammlern Groß­artiges geleistet. Und unsere Erfahrung des letzten Jahres macht deutlich, wie unsinnig es ist, militärische Mittel gegeneinander einzusetzen. Wenn wir unseren Feind angreifen müssen, dann sollten wir es an der unsichtbaren Front tun.
    Wir planen mehrere Operationen, die alle darauf abzielen, intensiver denn je auf Geheimdienstinformationen, Sabotage und Unterwanderung zurückzugreifen. Dies ist eine davon. Die jungen Frauen werden unsere Waffen tief im feindlichen Gebiet werden. Vielleicht werden sie im Westen wohnen, ohne je zum Einsatz zu kommen, oder sie könnten dauernd aktiv sein - je nach der vorherrschenden politischen Situation. Die Hauptsa­che ist, dass sie, falls es nötig wird, die Möglichkeiten des Fein­des stark einschränken oder seine Pläne behindern können.«
    »Durch Tötungen?« Drescher goss sich Kaffee nach. »Ich muss betonen, Genosse Oberst, dass wir bereits die Mittel und das Personal haben, um Eliminierungen auf feindlichem Terri­torium durchzuführen.«
    »Wir reden nicht von skandinavischen Journalisten oder dem ein oder anderen fehlgeleiteten Fußballstar«, sagte Ade­bach mit einem Blick auf Mielkes Porträt. »Ich spreche von der Fähigkeit, wichtige Amtsinhaber, sogar Regierungschefs, im Westen zu töten, wenn sich die Notwendigkeit ergibt. Und zwar ohne Verdacht zu erwecken. Zum Beispiel planen wir, eine Walküre in eine der Terroristengruppen einzuschmuggeln, die wir im Westen finanzieren.«
    »Walküren?« Drescher unterdrückte ein Grinsen, allerdings nur mit größter Mühe. Er kannte Adebachs Wagner-Leiden­schaft. »Werden wir sie so nennen? Ist das nicht ein bisschen ... wagnerianisch? Es klingt nach einer Sonderabteilung des Bun­des Deutscher Mädel.«
    »Das ist der Codename, den wir ihnen zugewiesen haben«, erklärte Adebach streng. »Ihre Aufgabe, Major Drescher, be­steht darin, die Instrukteure anzuleiten, die die jungen Frauen ausbilden werden. Zwölf Mädchen, von denen nur drei in die endgültige Auswahl kommen. Und diese letzten drei ... Lassen Sie es mich folgendermaßen ausdrücken: Niemand wird je über drei so perfekte Tötungsmaschinen verfügt haben. Bis dahin sind Sie, Genosse Major, Vater, Mutter, Beichtvater, Lehrer und Behüter dieser Mädchen. Dort ist alles zusammengefasst.« Adebach deutete mit dem Kinn auf die Akte in Dreschers Hän­den. »Nehmen Sie den Ordner mit, aber machen Sie keine Ko­pien. Jede dieser jungen Frauen wird, wie viele unserer freibe­ruflichen Agenten, den Status eines Inoffiziellen Mitarbeiters haben. Bitte geben Sie die Unterlagen bis zum Wochenende zu­rück. Alle Personalakten Ihrer Schülerinnen werden am Ende der Ausbildung vernichtet. Es darf keine Aufzeichnungen über die Vorbereitung und den Einsatz der Agentinnen geben.«
    Drescher erhob sich. »In Ordnung. Aber ist das nicht un­nötig? Kein Fremder wird unsere Akten je zu Gesicht be­kommen ...«
     

IV. Vor der Küste von Jutland, Dänemark, August 2002
     
    Goran Vujacic beobachtete das blonde Mädchen, das sich matt auf dem Liegestuhl am
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