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Jan Fabel 05 - Walküre

Titel: Jan Fabel 05 - Walküre
Autoren: Craig Russell
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gleiche Insiderwissen wie Sie; immer waren Sie den anderen einen Schritt voraus. Sie haben die Nachrichten wirklich erschaffen, stimmt's ... Liane? Ich weiß, dass Sie der Engel von St. Pauli sind. Und ich weiß, dass Sie es taten, um Ihre Fernsehkarriere anzukurbeln. Außerdem bin ich ziemlich sicher, dass Anke die letzte Mordserie begangen hat. Wahrscheinlich hat Drescher ihr befohlen, alles so aussehen zu lassen, als wäre es Ihr Werk. Als wären Sie zurückgekehrt.«
    »Wo ist die Akte?«
    »Ich habe Ihnen doch gesagt, dass es keine Akte gibt.« Kittel lachte, was wieder einen heftigen Hustenanfall hervorrief. Er presste sich sein Taschentuch an den Mund, und als er es zu­rückzog, bemerkte sie, dass es mit hellroten Flecken gesprenkelt war. »Wir haben beide gewusst, dass es so kommen würde. Sie sind hier, und Sie wussten, auf welchen Treffpunkt die Anzeige in Muliebritas hingewiesen hat.«
    »Tut es sehr weh?«, fragte sie und betrachtete das blutbe­fleckte Taschentuch.
    »Ab und an.« Er nickte, und die Furcht vor dem Schmerz brannte in seinen Augen. »Man hat sämtliche Akten vernichtet. Ich bin der Einzige, der Ihre wahre Identität kennt.« Er lä­chelte - nicht arrogant, sondern nur traurig, fast wie ein Kind. »Mir war klar, dass Sie kommen und mich finden würden. Ich möchte nicht nach Atem ringend sterben. Der Schmerz und die Furcht sollen enden. Ich will keine Angst mehr haben.«
    Sylvie strich ihm sanft eine Haarsträhne aus der feuchten Stirn. Sie neigte den Kopf und flüsterte ihm ins Ohr: »Ich weiß, Helmut. Ich weiß ... Es war schön, dass du mich Liane genannt hast. Das hat seit Jahren niemand getan. Und es wird nie wieder geschehen. Hab Dank dafür, Helmut.«
    Ihre Stimme war nicht bedrohlich, sondern besänftigend, und Kittel spürte, wie sich etwas von unten in seine Brust bohrte. Plötzlich war er atemlos wie nie zuvor, doch er empfand kaum Schmerz. Überrascht, aber ohne Furcht schaute er in ihre Augen, dann zeigte sein Gesicht eine Art Dankbarkeit.
    »So ist es besser, Helmut.« Sie zog die lange Nadel behutsam wieder unter seinem Brustkorb hervor, und sein Herz barst. »Keine Schmerzen mehr. Keine Nächte mehr, in denen du von Husten, Schweiß und Angst gequält wirst. Ich habe dich für immer vom Schmerz befreit.«
    Sylvie Achtenhagen überzeugte sich, dass niemand in der Nähe war, stand rasch auf und schritt zum Parkausgang. Hinter ihr blieb ein dünner Mann mittleren Alters auf der Bank sitzen und starrte unverwandt an den blattlosen Bäumen vorbei auf die Doppeltürme der Martinikirche.
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