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Jan Fabel 05 - Walküre

Titel: Jan Fabel 05 - Walküre
Autoren: Craig Russell
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Langstrup zu erledigen. Sie betrachtete die beiden Männer und die Frau an der Tür. Ihre Gesichter wa­ren angespannt und verängstigt. Anke lächelte. Es ist nicht so schlimm, hätte sie am liebsten beteuert. Keine Sorge, das Töten ist wirklich nicht so schwer.
    Das Adrenalin in ihrem Körper verlangsamte alles. Einen Moment lang befand sie sich außerhalb der Zeit. Sie dachte an Liane und Margarethe. Und wieder an Onkel Georg. Sie dachte an all ihre Treffen und die letzten Momente, an denen sie teil­genommen hatte.
    Anke Wollner hatte sich entschieden. Sie schoss vier Kugeln auf Langstrup ab, jede einzelne in seinen Kopf, bevor die Polizei das Feuer eröffnete.
     

8.
     
    Später saßen Fabel, Vestergaard und van Heiden gemeinsam in einem Polizeibus mit abgedunkelten Fenstern. Es war eine Oase der Stille inmitten einer aufgeregten Menge aus Polizisten, Spurensicherern und Presseleuten.
    »Alles klar?« Fabels Frage war in erster Linie an van Heiden gerichtet, der die Ellbogen mit grimmiger Miene auf die Knie gestützt hatte und einen Fleck auf dem Boden des Busses fi­xierte.
    »Warum habe ich das Gefühl, dass wir gerade Beihilfe zum Selbstmord geleistet haben?«, murmelte van Heiden.
    »Wir haben getan, was wir tun mussten«, erklärte Vester­gaard. »Wir wären als Nächste an der Reihe gewesen.«
    »Damit dürfte der Walküre-Fall wohl aufgeklärt sein«, sagte der Kriminaldirektor an Fabel gewandt.
    »Ja, es hat den Anschein. Abgesehen davon, dass wir die Per­son dingfest machen sollten, die das ganze Gemetzel angezet­telt und bezahlt hat. Gina Bransted.«
    »Aber ...?« Karin Vestergaard las den Zweifel an Fabels Ge­sicht ab.
    »Anke Wollner hat Halvorsen in Norwegen getötet, wahr­scheinlich auch Vujacic in Kopenhagen sowie Westland, Lensch, Claasens und Sparwald hier in Hamburg. Ich weiß, warum und für wen sie die Morde begangen hat.« Fabel runzelte die Stirn. »Aber wir haben immer noch nicht herausgefunden, wer der ur­sprüngliche Engel von St. Pauli war. Wollner kommt dafür nicht infrage. Und wie ich nur zu gut durch ihren Hausbesuch bei mir weiß, gibt es noch eine dritte Walküre. Liane Kayser.«
    »Die offenbar ein normales Leben führt und nichts mit un­serem Fall zu tun hat«, sagte van Heiden.
    »Vielleicht nicht ... Aber sie hat mir gegenüber keinen Zweifel daran gelassen, dass sie durchaus zu Mordtaten bereit ist, um ihr neues Leben zu schützen.« Fabel zuckte die Schul­tern. »Jedenfalls möchte ich erst einmal jemanden im Kranken­haus besuchen.«
    »Anna Wolff?«, fragte van Heiden.
    »Anna Wolff«, bestätigte Fabel. »Ich muss mit ihr über ihre Zukunft reden.«
     

Epilog
     

I.
     
    Es tat weh, höllisch weh. Doch Fabel musste dieses Gefühl überwinden. Eines Tages, das schwor er sich, würde er genug Material gesammelt haben, um sie für immer hinter Schloss und Riegel zu bringen. Er starrte wütend auf den Fernseh­schirm im Hauptbüro der Mordkommission. Auf die beiden Gesichter, die er kannte.
    »Ist das nicht peinlich für die NeuHansa Group?«, fragte Sylvie Achtenhagen. »Und eine Demütigung für Sie persönlich, dass Sie einen Mann beschäftigt und ihm Vertrauen entgegen­gebracht haben, der sich nun als Verbrecher erweist? Der die Ermordung so vieler Menschen befohlen und bezahlt hat?«
    »Als Erstes möchte ich etwas klarstellen«, erwiderte Gina Bransted mit einem Lächeln, das so aussah, als rede sie mit einem Kind. »Die Abteilung Wirtschaftsdelikte der Polizei Hamburg hat mich und all meine Geschäfte sehr gründlich überprüft, und absolut nichts deutet auf irgendwelche krimi­nellen Aktivitäten hin. Offenkundig hatte Langstrup sich ein heimliches Imperium jenseits der NeuHansa Group erbaut. Si­cher, er ist recht lange davongekommen, aber schließlich ...«
    Werner schaltete das Gerät mit der Fernbedienung aus.
    »Zerbrich dir wegen der Kanaille nicht den Kopf, Jan. Du musst dich davon lösen. Früher oder später kriegen wir sie. Die Leute von der Abteilung Wirtschaftsdelikte sind genauso ent­schlossen wie du, ihr das Handwerk zu legen.«
    »Genau wie OLAF«, setzte Fabel finster hinzu. »Und Okokrim in Norwegen und die Dänische Nationalpolizei. Gina Bransted wird in Zukunft sehr vorsichtig sein müssen.«
    »Was ist mit der Verabredung für den ersten Montag des folgenden Monats? Du weißt schon - die Mitteilung in Mulie­britas. Das wäre der kommende Montag. Sollen wir den Treff­punkt überwachen?«
    »Sinnlos«, sagte Fabel. »Drei
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