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Jan Fabel 01 - Blutadler

Titel: Jan Fabel 01 - Blutadler
Autoren: Craig Russell
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Fabels Innern wallte eine Ahnung auf.
    »Und Moniques Adresse, bevor sie in die Wohnung einzog?«
    Klugmann zuckte die Achseln.
    »Langsam wird es lächerlich.« Werner schob den Oberkörper vor. Seine Masse und die Grobheit seiner Züge ließen seine Bewegungen oft bedrohlicher wirken als beabsichtigt. Klugmann richtete sich auf seinem Stuhl auf und warf den Kopf trotzig zurück. »Wollen Sie uns weismachen, dass die Frau mit Ihnen Freundschaft geschlossen hat und in Ihre Wohnung gezogen ist, ohne dass Sie ihren vollen Namen kannten oder irgendetwas über sie wussten?«
    »Sie müssen zugeben, zumal als früherer Polizist«, bekräftigte Fabel, »dass die Sache etwas merkwürdig erscheint.«
    Klugmann entspannte sich. »Ja, vielleicht haben Sie Recht. Aber ich sage die Wahrheit. Die Dinge sind eben ganz anders da draußen. Monique ist eines Abends ganz einfach in dem Club erschienen, wo ich arbeite, und wir sind ins Gespräch gekommen.«
    »Sie war allein?«
    »Ja. Deshalb habe ich mit ihr gesprochen. Arno, mein Chef, hielt sie für eine teure Nutte, die in unserem Club jemanden aufreißen wollte. Ich sollte ihr Beine machen. Aber als ich mit ihr redete, kam sie mir wie ein nettes Mädchen vor. Sie wollte wissen, wo sie ein Zimmer oder eine Wohnung mieten konnte, und ich erzählte ihr von meiner.«
    »Warum haben Sie Monique Ihre Wohnung angeboten? Wieso haben Sie nicht selbst dort gewohnt?«
    »Tja, ich habe was mit einem der Mädchen aus der Tanzbar, Sonja. Meistens habe ich bei ihr übernachtet, weil es so nahe bei der Tanzbar ist. Nachdem ich die neue Wohnung gemietet hatte, bin ich zu Sonja gezogen, während die Bude renoviert wurde. In dem Moment begegne ich Monique, und sie sagt, sie ist bereit, anständig - und im Voraus - für eine vernünftige Wohnung zu zahlen. Es sollte nur für sechs bis neun Monate sein. Ich fand, dass das eine gute Möglichkeit war, ein paar Euros zusätzlich zu verdienen.«
    »Und Sie sollten wegbleiben?«, fragte Werner.
    »So war es ausgemacht.«
    »Was hatten Sie dann mitten in der Nacht dort zu suchen?«
    »Ich bin einfach mal bei ihr vorbeigegangen. Ab und zu habe ich nach dem Rechten geschaut. Wir haben uns gut verstanden.«
    »Sie haben ihr um halb drei morgens einen Höflichkeitsbesuch abgestattet?«, hakte Fabel nach.
    »Wir hatten beide keinen normalen Tagesablauf.«
    »Was genau ist Ihre Tätigkeit, Herr Klugmann?«
    »Wie gesagt, ich arbeite in einem Nachtclub - einer Tanzbar. Als stellvertretender Geschäftsführer.«
    Fabel blätterte wieder in der Akte. »Ach ja, die Tanzbar Paradies neben der Großen Freiheit. Richtig?«
    »Ja.«
    »Und Sie arbeiten für ...?«
    »Sie wissen, für wen ich arbeite.« Klugmann betrachtete den Daumennagel, den er nun mit dem anderen freilegte.
    Fabel zog eine zweite Akte unter der ersten hervor. Er schlug sie auf und überflog die erste Seite. Klugmann bemerkte sein eigenes Foto in der rechten oberen Ecke. Seine gekrümmten Schultern sackten nach unten. »Ja ...« Fabel lehnte sich zurück und musterte Klugmann nachdenklich. »Ihr gegenwärtiger Arbeitgeber ist Ersin Ulugbay. Nicht gerade ein Hamburger Musterbürger, oder?«
    »Kann sein.«
    »Ein seltsamer Karriereschritt«, kommentierte Werner, »von einer Spitzentruppe der Polizei zur türkischen Mafia.«
    »Ich hatte keine große Wahl nach meinem Ausscheiden aus der Polizei.« Klugmann lächelte zynisch. »Das wissen Sie ja wahrscheinlich längst. Außerdem arbeite ich nicht für die ›Mafia‹. Ich weiß, was Ulugbay treibt, aber damit habe ich nichts zu tun. Mein Chef ist Arno Hoffknecht, der Geschäftsführer, auch wenn Ulugbay die Bar gehört. Offiziell bin ich Arnos Stellvertreter, aber in Wirklichkeit ist das nur eine andere Bezeichnung für einen Türsteher. Jedenfalls halte ich meine Nase aus allem raus.«
    »Tatsächlich?«, fragte Werner. »Eine interessante Formulierung. Ich bin mir nicht sicher, dass Sie Ihre Nase wirklich raushalten. Und das ist nicht bildlich gesprochen.«
    »Worauf wollen Sie hinaus?«
    »Wann haben Sie sich die letzte Prise reingezogen?«
    Klugmann beugte sich vor, und sein Nacken straffte sich. »Lass den Quatsch, du Arsch.«
    Werners Augen loderten, und seine mächtige Gestalt schien einer Explosion nahe zu sein. Jetzt griff Fabel ein. »Ich hoffe, dass Sie sich nicht unkooperativ zeigen, Herr Klugmann. Dann könnte die Sache noch schlechter für Sie aussehen.«
    »Was soll das heißen, ›schlechter für mich‹? Das Ganze hat 'nen Scheißdreck
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