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James Bond 01 - Casino Royale (German Edition)

James Bond 01 - Casino Royale (German Edition)

Titel: James Bond 01 - Casino Royale (German Edition)
Autoren: Ian Fleming
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mit den Roten.
    Dokumente: Anhang A
ist eine Biografie von Le Chiffre, zusammengestellt vom Archivleiter,
Anhang B
eine Anmerkung über SMERSCH.
    Wir hegen seit einiger Zeit die Vermutung, dass Le Chiffre in Schwierigkeiten steckt. Er ist in fast jeder Hinsicht ein ausgezeichneter Agent der UdSSR, aber seine unappetitlichen körperlichen Gewohnheiten und Vorlieben sind eine Achillesferse, aus der wir ab und an einen Vorteil ziehen konnten. Und eine seiner Gespielinnen ist eine Eurasierin (Nr. 1860), die von Station F kontrolliert wird und vor Kurzem Einblick in seine Privatangelegenheiten erhielt.
    Zusammengefasst scheint Le Chiffre am Rande einer finanziellen Krise zu stehen. 1860 bemerkte gewisse Hinweise – einige diskrete Schmuckverkäufe, den Verkauf einer Villa in Antibes, und eine allgemeine Tendenz, den kostspieligen Lebensstil, der bis dahin immer eines seiner Markenzeichen gewesen war, zu mäßigen. Mithilfe unserer Freunde vom Deuxième Bureau (mit dem wir zusammen an diesem Fall arbeiten) konnten weitere Untersuchungen angestellt werden, durch die eine seltsame Geschichte zutage getreten ist.
    Im Januar 1946 erkaufte sich Le Chiffre die Kontrolle über eine als Cordon Jaune bekannte Bordellkette in der Normandie und der Bretagne. Er war dumm genug, für diesen Zweck etwa fünfzig Millionen Franc des Geldes aufzuwenden, das ihm von Leningrad-Sektion III für die Finanzierung von SODA anvertraut worden war, der oben erwähnten Gewerkschaft.
    Normalerweise hätte sich das Cordon Jaune als hervorragende Investition erwiesen. Und es ist möglich, dass Le Chiffre stärker von dem Wunsch getrieben war, den Gewerkschaftsfond zu vermehren, als von dem, seine eigene Tasche zu füllen, indem er mit dem Geld seiner Arbeitgeber spekulierte. Er hätte viel einträglichere Investitionen finden können als die Prostitution, wenn ihn nicht die Aussicht auf grenzenlosen Frauennachschub zu seinem persönlichen Gebrauch verführt hätte.
    Doch das Schicksal bestrafte ihn mit erschreckender Schnelligkeit.
    Kaum drei Monate später, am 13. April, wurde in Frankreich das Gesetz Nr. 46685 mit dem Titel
Loi Tendant à la Fermeture des Maisons de Tolérance et au Renforcement de la Lutte contre le Proxénitisme
verabschiedet.
    Als M bei diesem Satz ankam, stöhnte er und drückte auf einen Knopf des Haustelefons.
    »Leiter von S?«
    »Sir?«
    »Was zur Hölle bedeutet dieses Wort?« Er buchstabierte es.
    »Zuhälterei.«
    »Wir sind hier nicht in der Sprachschule. Wenn Sie schon mit Ihrem Wissen über ausländische Zungenbrecher angeben wollen, seien Sie doch wenigstens so gütig, eine Übersetzung mitzuliefern. Oder noch besser, schreiben Sie auf Englisch.«
    »Entschuldigung, Sir.«
    M ließ den Knopf los und wandte sich wieder dem Memorandum zu.
    Dieses Gesetz, [las er], allgemein bekannt als »La Loi Marthe Richard«, das alle Häuser von schlechtem Ruf schloss und den Verkauf pornografischer Bücher und Filme untersagte, entzog seiner Investition praktisch über Nacht die Grundlage, und plötzlich sah sich Le Chiffre mit einem ernsthaften Defizit seines Gewerkschaftskapitals konfrontiert. Verzweifelt wandelte er seine eigenen Häuser in
maisons de passe
um, in denen heimliche Treffen an der Grenze zur Illegalität arrangiert werden konnten, und führte ein, zwei
cinémas bleus
im Untergrund weiter. Aber alle Versuche, seine Investition zu verkaufen, selbst mit großem Verlust, scheiterten kläglich. Währenddessen war ihm die Police des Moeurs auf der Spur, und nach kurzer Zeit wurden zwanzig oder mehr seiner Einrichtungen wieder geschlossen.
    Die Polizei sah diesen Mann natürlich nur als Bordellbesitzer, und erst als wir ein Interesse an seinen Finanzen bekundeten, kramte das Deuxième Bureau ein zweites Dossier über ihn hervor, das sich mit dem der Polizei deckte.
    Uns und unseren französischen Freunden wurde die Bedeutung der Situation bewusst, und in den vergangenen Monaten hat die Polizei eine gründliche Suche nach den Häusern der Cordon Jaune durchgeführt. Mit dem Resultat, dass heute nichts mehr von Le Chiffres ursprünglicher Investition übrig ist, und jede Routineuntersuchung des ihm anvertrauten Gewerkschaftsfonds das Fehlen von fünfzig Millionen Franc enthüllen würde.
    Leningrad scheint noch nicht misstrauisch geworden zu sein, aber zu Le Chiffres Pech ist es möglich, dass ihm zumindest SMERSCH schon auf der Spur ist. Letzte Woche hat eine hochkarätige Quelle von Station P berichtet, dass ein hoher
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