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James Bomb jagt das geklonte Monster

James Bomb jagt das geklonte Monster

Titel: James Bomb jagt das geklonte Monster
Autoren: Manfred Taut
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er bei Ausbruch des Krieges unterbrach, um sich freiwillig zu einem Jagdgeschwader bei der Royal Air Force zu melden.
    Verwegenes Draufgängertum in der Luft und alkoholische Standfestigkeit auf dem Boden ließen ihn innerhalb kurzer Zeit zum jüngsten Commander der Luftstreitkräfte avancieren. Nach zwei Dutzend Feindabschüssen wurde er Anfang 1942 über dem Ärmelkanal von einem deutschen Jäger, einer Me 109, heruntergeholt. Er konnte mit dem Fallschirm aussteigen und trieb zwei Stunden im eiskalten Wasser - wobei er sorgfältig darauf achtete, seine Pfeife nicht ausgehen zu lassen -, ehe er von einem englischen Kutter aufgefischt wurde. Eggbone war felsenfest davon überzeugt - wohl zum Schutze seines Egos -, von Mölders, dem As der deutschen Jagdflieger, abgeschossen worden zu sein. Ein anderer Hunne hätte mich - verdammt noch mal - doch gar nicht heruntergekriegt pflegte er zu sagen.
    Mit M war er von verschiedenen Kommandounternehmen her bekannt, die der Sekret-Service mit der Royal Air Force ausführte.
    Nachdem er seinen Dienst Ende der vierziger Jahre quittiert hatte, nahm Eggbone sein Biologiestudium wieder auf.
    Seiner steilen soldatischen Karriere folgte eine ebenso steile wissenschaftliche, sein Aufstieg zum Professor für Molekularbiologie und Mikrochirurgie in Oxford konnte nicht ausbleiben.
    Obwohl Eggbone die letzten Jahre wesentlich ruhiger geworden war - unter anderem zwangen ihn Gicht und ein beginnendes Prostataleiden zur Reduzierung seines Whiskykonsums -, pulsierte doch noch eine gehörige Portion Abenteurerblut in seinen akademischen Adern. Als M ihn in der vergangenen Woche angerufen und ihn um Hilfe im Falle der neuesten östlichen Bedrohung gebeten hatte, sagte er ihm daher begeistert seine Hilfe zu.
    Bomb, der jetzt am Spätnachmittag Prof. Eggbone gegenüberstand, war dieser agile Anfangsechziger mit seinem rötlichen Royal-Air-Force-Schnurrbart und seiner Vorliebe für grelle Cordwesten, die er unter pfefferfarbenen Tweedjacken trug, auf Anhieb sympathisch.
    „Kommen Sie rein, kommen Sie rein!“ rief der Professor lebhaft, als Bomb unter der Tür seines düsteren Arbeitszimmers im Universitätsgebäude auftauchte.
    „Mögen Sie auch einen Scotch? Gut!“ sagte er, ohne eine Antwort Bombs abzuwarten, „ich genehmige mir auch von Zeit zu Zeit ein kleines Entspannungsschlückchen. Alte Gewohnheit von mir. Freue mich, daß Sie mithalten, Bomb!“ Er lachte dröhnend.
    Er goß aus einer bauchigen Karaffe in zwei nicht ganz einwandfreie Wassergläser je einen ungefähr dreifachen Whisky ein und drückte Bomb eines davon in die Hand.
    Na ja, dachte Bomb, Alkohol desinfiziert bekanntlich.
    „Ist ja eine tolle Geschichte, die M mir da aufgetischt hat, aber dem alten Frankostonsky traue ich alles zu. Der kreuzt einen Walfisch mit einem Atom-U-Boot, wenn’s der Weltrevolution dient. Aber wir werden ihm die biogenetische Suppe schon versalzen. Sie sollen also als mein Assistent mit mir nach Ostberlin fahren?“ fragte er.
    „Ja“, sagte Bomb, „aber ich habe so viel Ahnung von Biogenetik wie eine Nonne von Bauchtanz.“ „Läßt sich alles lernen, läßt sich alles lernen“, meckerte Eggbone lachend. „Leider habe ich derzeit selber scheußlich viel um die Ohren. Wir sind hier am Institut gerade dabei, Fledermauseiern ein paar Rehpinschergene ins Zytoplasma zu schmuggeln, vielleicht kriegen wir fliegende Rehpinscher oder bellende Fledermäuse oder was auch immer -könnte jedenfalls interessant werden. Wie gesagt, ich bin ziemlich beschäftigt, kann mich also nicht selbst um Sie kümmern. Aber mein zweiter Assistent, Dr. Hightitts, wird sich Ihrer annehmen. Dr. Hightitts ist ein hervorragender Pädagoge.“
    Prof. Eggbone drückte auf einen Knopf der Sprechanlage auf seinem papierüberfluteten Schreibtisch.
    „Dr. Hightitts? Kommen Sie doch mal rüber!“ befahl er. „Ihr Nachhilfeschüler ist da!“
    Das wird mir der richtige Steißtrommler sein, dachte Bomb und nippte verdrießlich an seinem Whisky. Er kam sich wie an seinem ersten Schultag vor, es fehlten nur noch die Schultüte und die Schiefertafel.
    Er genehmigte sich noch einen weiteren Schluck, als es auch schon an der Türe klopfte.
    „Nur herein!“ rief Prof. Eggbone fröhlich.
    Als die Tür aufschwang, hatte Bomb alle Mühe, sich nicht an seinem Whisky zu verschlucken.
    Herein trat weißgewandet eine der schnuckeligsten Blondinen, die Bomb je gesehen hatte.
    „Darf ich bekannt machen“, sagte Prof. Eggbone vergnügt.
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