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Jakob der Reiche (German Edition)

Jakob der Reiche (German Edition)

Titel: Jakob der Reiche (German Edition)
Autoren: Thomas R.P. Mielke
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euch daran hindern?«, fragte Georg.
    »Ihr Augsburger, wer sonst? Und wenn es die Hufschmiede sind, die den Beschlag unserer Rösser bezahlt haben wollen.«
    »Wir können euch dabei nicht helfen«, sagte Ulrich.
    »Nicht bei zweitausend Gulden?«, fragte der Kanzler ungläubig. »Hat nicht euer verstorbener Vater sogar das Zwölffache als Bürgschaft für euren Großvater mütterlicherseits gezahlt?«
    »Nicht über Nacht und auch nicht in einem Jahr«, gab Ulrich zurück. »Außerdem würde uns die ganze Stadt schneiden, wenn wir uns ohne Gegenleistung auf die Begleichung der Schulden verständigen. Eine Vereinbarung mit so vielen einzelnen Schuldnern könnte allein der Große Rat abschließen.«
    »Seltsam«, sagte der Reichskanzler geduldig, »sehr seltsam, ihr Kaufleute. Wenn ich mich recht besinne, nehmen die Fugger vom Reh den dreiundzwanzigsten Rang in der Liste der Augsburger Steuerzahler ein. Ihr aber habt euch, obwohl ihr kein Wappen und kein großes Haus an der Hauptstraße zwischen Sankt Ulrich und Afra und dem Dom vorweisen könnt, schon den zwölften Platz erarbeitet.« Er hob die Brauen, sah mit flinken Augen abwechselnd auf Ulrich und Georg und schob dann die Unterlippe vor. »Was uns in Wien keineswegs verborgen blieb, denn ihr seid wie die Lilien auf dem Felde.«
    »Sie kleideten sich nicht und hatten doch –«
    Die drei Männer fuhren zusammen. Vollkommen unbemerkt waren Erzherzog Maximilian und Jakob Fugger bis ins Kontor gelangt. Weder der Reichskanzler noch Jakobs ältere Brüder wagten es, in Anwesenheit des Kronprinzen Jakob zurechtzuweisen. Ein solcher Vorwurf hätte schließlich beide getroffen.
    »Ihr könnt ruhig weiterreden«, meinte Maximilian. »Geht es um neue Kleider für mich als Bräutigam? Oder soll ich tatsächlich so vor Maria treten?«
    Schmollend zupfte er mit beiden Händen an den schon ausgebleichten Beinkleidern. Der Kanzler warf den beiden älteren Fuggern einen fragenden Blick zu.
    »Genau darum geht es, Hoheit!«, stieß Georg unbedacht und viel zu schnell hervor. »Es sollte natürlich eine Überraschung sein – eine sehr schöne und würdige Ausstattung, wie es sich für den Sohn eines römischen Kaisers gehört. Als unser Augsburger Hochzeitsgeschenk sozusagen …«
    Ulrich und Jakob bemerkten zugleich, wie gefährlich die Worte Georgs werden konnten. Aber noch ehe der eine oder der andere zu einem Widerspruch fähig waren, ergriff der Reichskanzler die einmalige Gelegenheit am Schopf. Mit Erzherzog Maximilian als Zeugen bestätigte er eine nie zuvor auch nur angedeutete Vereinbarung:
    »Wir danken euch Fuggern vom Haus am Rohr von ganzem Herzen für die edlen Stoffe aus Brabant und Augsburg und all die Goldfäden und Silberstreifen, die glänzende Seide und flauschige Wolle für unseren Kaiser und sein gesamtes Gefolge.«
    Es war ein Versuch, eine List, wie sie nur Taschenspieler und Diplomaten beherrschten. Ulrich und Georg wechselten einen schnellen Blick. Sie sahen zu Jakob hinüber und dann wieder auf den Reichskanzler. Und dann geschah etwas, das Hans Rebwein nach vielen schwierigen und oft demütigenden Verhandlungen mit Reichsgrafen, Gutsherren oder auch schwäbischen Kaufleuten noch nie erlebt hatte.
    »Wir sind einverstanden«, sagte Ulrich feierlich, wenn auch mit leise bebender Stimme. Es war, als ahnte er, wie riskant das Spiel war, das er in diesem Augenblick begann.
    »Was meint Ihr damit?«, fragte der Kanzler vorsichtig.
    »Wir, die Söhne des verstorbenen Jakob Fugger und seiner Gemahlin Barbara, der Tochter des Münzmeisters Bäsinger in Augsburg und später in Hall in Tirol«, sagte Ulrich feierlich, »wir wollen dem Kaiser zur Verlobung seines Sohnes Maximilian alles an Stoffen und Bekleidung geben, was für den Reichstag in Trier benötigt wird. Und wir verlangen keinerlei Pfand oder Sicherheiten wie bei den anderen Geschäften üblich. Alles, was gelten soll, ist ein Stück Pergament mit Eurer Unterschrift, Kanzler des Reiches.«
    »Ich habe weder Siegel noch Petschaft bei mir.«
    »Das braucht es auch nicht«, sagte Georg schnell. »Wir richten für des Kaisers Hof eine Schatulle ein, in die kommen die Abrechnungen für alles, was wir direkt an den Kaiser, an Boten, offene Hände oder auf irgendeine andere Weise für dieses Konto ausgeben.«
    Schon kurz darauf, am Pfingstsonntag, füllten sich wie durch ein Wunder die Straßen und Plätze Augsburgs mit dem bunt gekleideten und würdig ausstaffierten kaiserlichen Gefolge. So konnten sie
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