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Jakob der Reiche (German Edition)

Jakob der Reiche (German Edition)

Titel: Jakob der Reiche (German Edition)
Autoren: Thomas R.P. Mielke
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oder gar ganze Seiten in einem Buch fehlen, würde das sicherlich auffallen.«
    »Du meinst, man könnte mit gedruckten Büchern nicht so viel verdienen wie mit Geld?«
    »Bekommst du mehr Seiten zurück, wenn du ein Buch verleihst?«, fragte der junge Herzog. »Aber beim Geld, da lassen sich Geschäfte machen, von denen ihr noch keine Ahnung habt.«
    »Wir sind auch keine Juden«, gab Jakob ein wenig ärgerlich zurück.
    »Pah!«, antwortete der Sohn des Kaisers. »Jeder leiht und verleiht doch Geld. Du vielleicht nicht, weil du nichts hast, aber deine Brüder sind bestimmt nicht besser als die anderen. Nicht nur die Juden und die Kaufleute – sogar die Fürsten und die Bischöfe leihen und verleihen alles hin und her. Glaub mir, ich weiß das nur zu gut.«
    »Verleiht der Kaiser etwa Geld?«
    Maximilian lachte laut auf. »Wo denkst du hin? Wir brauchen ständig Geld, aber es kommt nicht mehr genügend herein von all den Fürsten, Grafen und so weiter. Sogar die Knechte für den Krieg werden nicht mehr mit ihrer Ausrüstung gestellt, sondern müssen bezahlt werden. Söldner, verstehst du, Landsknechte. Und ohne Geld bekommt mein Vater nicht einmal Pferde, Waffen und die notwendigste Ausrüstung.«
    In diesem Augenblick wurde Jakob bewusst, wie friedlich und geordnet es in seiner eigenen Familie zuging. Sicher, er wusste nicht sehr viel von den Geldsorgen der Brüder, aber auch im Stift Herrieden hatte alles seine festen Regeln. Saat und Ernte, Einnahmen und Pfründen, kleine Benefizien, Spenden, Opfergelder und gelegentlich ein Erbe hielten den Haushalt eines Stiftes, eines Klosters oder einer Diözese in der Waage. Und alles, was nach Rom abzuführen war, geschah wie bei den Handelsleuten mit dem erforderlichen Abschlag für die Risiken des Lebens und des Reisens Schwund …
    »Deswegen will ich unbedingt reich heiraten«, verkündete Maximilian bestimmt. »Vielleicht kann ich mir dann auch einmal einen bunten Augsburger Kalender leisten.«
    Für einen Augenblick wollte Jakob dem Prinzen bereits seinen eigenen Kalender schenken. Aber etwas warnte ihn. Auch in Herrieden hatten die Mönche und Chorherren nichts unversucht gelassen, um sich selbst Kleinigkeiten, Andenken und Erinnerungsstücke von ihren Schutzbefohlenen schenken zu lassen. Wenn Ermahnungen zur Nächstenliebe und Hinweise auf die Bergpredigt nicht langten, wurden, ohne zu zögern, auch härtere Druckmittel eingesetzt. Die nächtlichen Rufe zum Gebet gehörten ebenso dazu wie Einreden ins Gewissen wie »Ich hab’s gehört, du hast gefurzt im Beichtstuhl, das sag ich deinem Bruder!« oder – viel schlimmer – jene ernsthaften Worte von Mann zu Mann, bei denen es um böse Lust und sündige Gedanken ging. »Fass ihn nur an bei mir, dann wirst du fühlen, wie stark ich mich mit aller Kraft dagegen wehre …«
    Jakob presste die Lippen zusammen und schüttelte den Kopf. Dann sagte er mit einer Stimme, die wie bei einer Predigt von der Kanzel klang: »Wissen ist Macht, sagten schon die Lateiner, aber die Schwarze Kunst der Buchdrucker ist viel gefährlicher als jede Hexerei.«
    »Du bist ein aufgeweckter Bursche«, meinte der junge Erzherzog gönnerhaft. Gleichzeitig trat er einen Schritt von Jakob und dem farbigen Kalender auf dem Tisch zurück. »Eigentlich schade, dass du nur als Sohn von Webern und Kaufleuten geboren bist …«

Das Lilienwappen
    Während sich die beiden Knaben unterhielten, verhandelte einige Zimmer weiter in der guten Stube der Reichskanzler Hans Rebwein mit Ulrich und Georg Fugger. Sämtliche Bediensteten waren an diesem Tag aus dem Haus geschickt worden.
    »Ich muss euch nicht sagen, wie ein kaiserlicher Hofstaat eigentlich aussehen sollte«, meinte Rebwein keineswegs hochnäsig. »Jeder von euch Kaufleuten weiß, was den Fürsten und ihren Gefolgsleuten gebührt. Aber in diesen schrecklichen Zeiten ist der Kaiser ein Bettler, und die Pfeffersäcke hocken wie Geier auf ihren Geldkisten.«
    »Wir handeln nicht mit Pfeffer!«, entgegnete Ulrich korrekt. »Noch nicht jedenfalls«
    »Dennoch ist eure Familie besser gekleidet als manch adliger Berater des Kaisers. Der alte Lukas Fugger vom Reh und sein Sohn haben uns in ihrem Palazzo am Weinmarkt ordentlich aufgenommen und beköstigt, aber zu mehr sind weder sie noch irgendein anderer der Kaufleute und Geschlechter in Augsburg bereit. Im Gegenteil – ich hörte, dass wir nicht einmal ungeschoren zu unserer nächsten Etappe nach Günzburg aufbrechen können …«
    »Wer sollte
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