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Jakob der Reiche (German Edition)

Jakob der Reiche (German Edition)

Titel: Jakob der Reiche (German Edition)
Autoren: Thomas R.P. Mielke
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Knien an. Ein kurzes Schwert mit langem Griff vollendete das Bild eines früh ergrauten Kriegers. Den einzigen Schmuck des Kaisers bildete eine lange, dreimal um den Hals gelegte goldene Kette.
    »Sagt, Ulrich und Jakob«, rief Berta Fugger und beugte den Kopf ein wenig zurück, »ist dieser schmucke Bursche neben dem Kaiser etwa der Erzherzog Maximilian?«
    »Ja, er ist groß geworden«, sagte Ulrich. »Und ein stattlicher Bräutigam für die Erbtocher des Burgunders.«
    »Eigentlich sehen sie alle schäbig aus«, warf Jakob ein.
    »Das musst ausgerechnet du sagen«, gab Berta schnippisch zurück. »Ihr Mönche lauft doch am liebsten in einer Farbe oder in Sack und Asche.«
    »Unser Jüngster ist kein Mönch«, brummte Ulrich, ohne auf den Scherz einzugehen. »Er wird vielleicht noch Chorherr in Herrieden, doch zum Priester, Doktor oder auch nur Magister fehlen ihm bisher noch die Reife und der Fleiß!«
    Jakob wollte widersprechen, aber ein Hüsteln der Mutter ließ ihn schweigen.
    »Vertragt euch!«, befahl sie wie schon so oft. Seit das Familienoberhaupt vier Jahre zuvor von ihnen gegangen war, hielt sie nicht nur die Geschwister, sondern auch das Geschäft im Haus am Rohr zusammen.
    Ulrich Fugger ließ sich nicht beirren. »Jener dort auf dem Schimmel hinter dem Kaiser und seinem Sohn ist der Reichskanzler Hans Rebwein. Mit dem kann man reden, aber die Nächsten im Gefolge sind eher räudige Hunde als Adler, die zum Reichstag nach Beute gehen.«
    Es wurde sehr laut, als die Reiter mit ihren Pauken und Trompeten vorüberzogen. Und dann kam Maximilian. Genau unter dem Fenster mit den Fuggermädchen ließ er sein Pferd wie zum ritterlichen Gruß ein wenig auf der Hinterhand steigen. Die Gewandtheit und Kraft, mit der Maximilian das Ross wieder hinunterzwang, beeindruckten nicht nur die Zuschauer im Fuggerhaus. Das lange hellbraune Haar fiel ihm über das Gesicht. Als er es mit einer stolzen Handbewegung zurückschlug, fiel sein Blick auf die Fenster oben im Haus.
    »Heilige Mutter Gottes, er sieht mich an!«, stöhnte Anna.
    »Oder auch mich!«, kicherte Berta.
    Marie sagte nichts. Sie wurde nur über und über rot. Im selben Augenblick glaubte Jakob, dass der Sohn des Kaisers nicht seinen albernen Schwestern, sondern eher ihm zuzwinkerte. Wie zur Bestätigung lachte Maximilian, ehe er die Zügel klatschen ließ und seinem Vater nachritt. Sobald der Kaiser mit dem engeren Hofstaat vorbeigezogen war, schlugen in den Straßen Augsburgs die hölzernen Fensterläden zu, schleppten Bäcker und Gemüsehändler, die Schmiede und Gastwirte, ja, selbst die Weber und Fischer bis hinunter zu den Lechkanälen ihre ausgelegten Waren zurück in die Häuser und versperrten alle Türen.
    »Was machen die da?«, fragte Jakob entsetzt.
    Ulrich Fugger lachte trocken und stieg vom Schemel.
    »Ohne Geld keine neuen Waren«, antwortete er. »Und solange der Kaiser seine alten Schulden – immerhin zweitausend Gulden – nicht bezahlt hat, bekommen die Männer nicht einmal einen Laib Brot, geschweige denn Bier oder Wein, und die Pferde nicht einen einzigen Sack Hafer!«
    »Und die Patrizier?«, fragte Jakob. »Der Rat der Stadt … die reichen Kaufleute, die Welser, Gossembrot und Rehlinger? Oder gar wir selbst? Man kann den Kaiser doch nicht halb verhungert und so beschämend ausgestattet zu einem Reichstag ziehen lassen!«
    » A E I O U «, riefen die Mädchen im Chor. »Austriae est imperare orbi universo – alles Erdenreich ist Österreich untertan, nur Gläubiger des Kaisers im goldenen Augsburg nicht!«

Die Kölner kommen
    Als die Zünfte ihre Abordnungen auflösten und das Volk sich wieder verlief, schlossen auch die Fugger ihre Fenster. Die Mutter und die Schwestern kehrten ins Haus am Rohr zurück. Für sie war der Besuch des Kaisers zunächst einmal vorbei. Friedrich  III ., der junge Erzherzog Maximilian und ihre wichtigsten Berater würden bei Lukas Fugger wohnen. Zunächst aber musste der Kaiser mit seinem engeren Hofstaat die offiziellen Begrüßungen, eine Messe im Dom und einen Imbiss im Rathaus überstehen. Nicht so Ulrich Fugger. Er verließ das Haus seines Onkels am Weinberg kurz nach den anderen.
    »Du kannst mitkommen«, sagte er zu seinem jüngsten Bruder. Jakob wusste nicht, wie er zu dieser Ehre kam. Aber schon kurz darauf merkte er, dass Ulrich ihn nur deshalb mitnahm, weil er etwas verbergen wollte.
    Sie gingen nicht zum Haus am Rohr, sondern folgten dem kaiserlichen Tross am Rathaus vorbei bis zum
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