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Jakob der Reiche (German Edition)

Jakob der Reiche (German Edition)

Titel: Jakob der Reiche (German Edition)
Autoren: Thomas R.P. Mielke
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schon einmal aus dem Sattel gehoben worden.«
    »Ja, aber nur, weil er dort inkognito ins Turnier geritten ist. Außerdem war er damals noch nicht Kaiser.«
    Die Paukenschläger an den Seiten des Turnierplatzes kündigten den Beginn des Kampfes an. Dann fielen Kirchenglocken ein. Als sie verstummten, übernahmen Trommler und Trompeter die Vorbereitung des Waffengangs. An diesem Tag gab es keine vergnüglichen Spiele und keine Vorkämpfe durch andere Waffenträger. Dennoch dauerte es lange, bis die beiden Ritter endlich kampfbereit auf ihren Pferden saßen. Obwohl die Zuschauer nicht viel von den Tieren erkennen konnten, wussten sie, dass der Sachse auf einem schwarzen Araber saß und der Kaiser einen türkischen Fuchs ritt, den er Kardinal Lang, dem Fürstbischof von Gurk, abgehandelt hatte.
    Im selben Augenblick, als das entscheidende Trompetensignal über die breite Straße schmetterte, schob sich Georgs Sohn Anton neben Jakob und zupfte ihn leicht am Ärmel. Unten vor den Fenstern klappten die beiden Ritter ihre Helmvisiere herunter, nahmen Schild und Schwert hoch, und dann preschten der Kaiser und der Kurfürst aufeinander zu. Ihre Klingen trafen sich – einmal, zweimal, dreimal. Atemlos wie bei einem echten Kampf starrten die Zuschauer auf das altertümliche Spektakel.
    »Es ist wegen Oheim Ulrich«, sagte Anton drängend zu Jakob. Friedrich der Weise setzte den vierten Schlag nach einer kurzen Finte, die er nur bei den Heiden vor Jerusalem gelernt haben konnte, so geschickt an den Rand von Maximilians Schild, dass ihm dieser in hohem Bogen aus der Hand flog.
    Ein tausendfaches Aufstöhnen begleitete den Treffer. Maximilian sah sich verwundert um, doch niemand kam, um ihm einen neuen Schild zu bringen. Entschlossen wendete er sein Schlachtross. Ohne erneut anzukündigen, schlug er auf den Sachsen ein und traf ihn so, dass dessen Helm davonflog. Der dicke Kopf des Kurfürsten mit wirrem Haar und Bart schien ohne Hals auf seinen Schultern zu sitzen. Benommen ließ Friedrich der Weise auch noch seinen Schild fallen.
    »Oheim Ulrich«, stieß Anton Fugger nochmals hervor. Dann fügte er aufschluchzend hinzu: »Gott der Allmächtige hat ihn vor einer Stunde zu sich genommen.«
    Jetzt nahm auch Kaiser Maximilian seinen Helm ab. Mit blankgezogenen Schwertern saßen die beiden Fürsten im Sattel. Es war, als würden sie sich jetzt erst wieder daran erinnern, dass sie sich nicht im Krieg, sondern in den Schranken eines Turniers befanden. Jakob drehte sich zu seinem Neffen Anton um und legte ihm den Arm um die Schultern.
    »Warst du dabei?«
    Anton, der zu einem schönen, ernsthaften jungen Mann herangewachsen war, schüttelte nur den Kopf. »Eine Dienerin der Muhme Lauginger hat die Nachricht gebracht.«
    »Veronika Lauginger«, sagte Jakob. Ja, damals in Rom hatte es Ulrich sehr eilig gehabt, zu ihr nach Augsburg zurückzukommen, um sie zu heiraten. Konnte das alles bereits vierzig Jahre her sein?
    Er hatte plötzlich das Gefühl, dass er nach all der Zeit endlich durchatmen konnte. Zum ersten Mal, seit er die klösterliche Stille von Herrieden verlassen hatte, empfand Jakob Fugger keinen Groll mehr gegen den Älteren, der niemals auch nur ein gutes Wort für ihn übrig gehabt hatte.
    Er lauschte dem Lärmen und den lauten Worten vom Treppenhaus und aus dem Innenhof her. Jetzt musste er nur noch entscheiden, wie er die Gesellschaft als alleiniger Inhaber ordnen wollte – und wie er Caterina Cornaros Hass gegen Venedig und nun auch gegen den deutschen Kaiser für seine Zwecke nutzen konnte. Die einen hatten ihr ihren Mann und ihren Sohn ermordet und ihr Inselkönigreich gestohlen – der andere hatte sie ohne jede Not aus Asolo, der Festung ihrer Traurigkeit, vertrieben.
    »Ich brauche Geld«, sagte Maximilian, nachdem seine beim Turnier verletzte Hand verbunden war. »Viel Geld für eine neue Liga gegen Venedig und diesen hinterhältigen Papst, der mich nicht salben wollte.«
    Diener aus seinem Hofstaat hatten ihm neue Kleidung gebracht. Er war gewaschen, frisch frisiert und bereits für das große Essen am Nachmittag und den Tanz am Abend ausstaffiert worden. Peutinger, Anton und die anderen hatten das Haus wieder verlassen. Sie würden sich erst am Abend zum großen Tanz wieder einfinden. Auch Ulrichs Tod änderte nichts daran. Jakob beschloss, Maximilian nichts davon zu sagen – nicht an diesem Tag.
    Auch in den Straßen hatte sich das Volk wieder verlaufen. Der Kaiser und sein Graf saßen allein im
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