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Jakob der Reiche (German Edition)

Jakob der Reiche (German Edition)

Titel: Jakob der Reiche (German Edition)
Autoren: Thomas R.P. Mielke
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unserem Kaiser und der Republik von San Marco hinfällig«, sagte Jakob besorgt.
    »Und die Liga von Cambrai ist aufgelöst«, stimmte Peutinger zu.
    »Also weiter Krieg – nur mit neu verteilten Kräften.«
    »Rom und Venedig werden jetzt die Deutschen und Franzosen wie die Barbaren aus Italien vertreiben wollen.«
    »Oder wie Teufel«, sagte Jakob. »Darauf versteht sich der Klerus. Jetzt bricht die halbe Welt zusammen, und ich stecke inmitten aller Mühlsteine. Der Papst wird sicherlich auch England gegen Frankreich hetzen, sich mit den Spaniern gegen Maximilian verbinden und dadurch hier in Deutschland wie mit der Lunte am Pulverfass zündeln.«
    »Die notwendige Reformation der Kirche liegt doch längst in der Luft«, stellte Peutinger mit einem trockenen Lachen fest. »Zum Ärger über das Welschland, Venedig und den Papst werden auch bei uns bald Hass und Widerstand gegen die Kirche aufflammen …«
    »Ich muss sofort nach Venedig reisen!«, sagte Jakob. »Der Kaiser wird mich zwingen wollen, ihm einen Krieg gegen den Dogen zu finanzieren. Aber ich kann ihm ohnehin nur das geben, was mir Kardinal Lang bisher zur Verfügung gestellt hat.«
    »Also doch die Rachsucht eines Weibes nutzen!«, sagte Conrad Peutinger mit leiser Ironie.
    »Sie hat noch eine große Rechnung offen mit der Serenissima, dem Rat der Zehn und ganz besonders dem Dogen Loredan.«
    »Und du kaufst dir damit wieder einmal einen Kaiser.«
    »Und schenke ihr den Frieden für ihre Seele. Sie war mit ihrem Herzen mehr bei Franz von Assisi als ich, das darfst du nie vergessen, Conrad!«
    »Wann reist du ab?«
    »So bald wie möglich. Am besten noch während des Reichstags, den Maximilian ja unbedingt hier in Augsburg abhalten will.«
    Es wurde ein sehr wilder Reichstag. Neben den deutschen Fürsten reisten auch Kirchenobere und französische Gesandtschaften an. Für Maximilian stand fest, dass der Krieg im Süden weitergehen musste. Dennoch ließ er es sich nicht nehmen, zwischen den Verhandlungen ein Turnier abzuhalten.
    In seinem Palais unweit des Fuggerhauses legte Maximilian trotz seines fortgeschrittenen Alters noch einmal die Rüstung an. Dann stieg er auf sein Ross, das mit einer weißen, mit schwarzen Adlern bestickten Schabracke bedeckt war, die bis zu den Hufen reichte.
    Junge Adlige mit Baretten führten den Kaiser bis zum Platz unweit des Fuggerhauses, der zum Turnier mit hellem Sand, Rindenmulch und frischen Blumen bestreut worden war. Sämtliche Häuser waren seit Tagen mit bunten Tüchern und Wappenbannern geschmückt.
    Nun aber jubelten Tausende von Zuschauern hinter der Absperrung dem Kaiser zu. Als Gegner für den Zweikampf zu Pferd war der Kurfürst von Sachsen ausgelost worden. Friedrich der Weise war vor fast zwei Jahrzehnten während einer Pilgerfahrt ins Heilige Land zum Ritter geschlagen worden. Aber die Augsburger lachten, als sie des inzwischen bullig gewordenen Kurfürsten ansichtig wurden, der in sich zusammengesunken auf seinem Pferd saß.
    Anders als bei früheren Wettkämpfen sollten die beiden alten Kämpen nicht mit schweren, unter dem rechten Arm eingelegten Turnierlanzen aus Eichenholz gegeneinander reiten, sondern mit neuen, eher zierlichen und kostbar verzierten Schwertern sowie leichten, in bunten Farben frisch lackierten Schilden kämpfen.
    Jakob beobachtete den Auftrieb vom Kontor aus. Er hatte alle Fenster öffnen lassen. Peutinger war zu ihm gekommen und einige andere Geschäftsfreunde, deren Häuser nicht so günstig lagen. Auch die Schwestern, Georgs Witwe und sein siebzehnjähriger Sohn Anton waren gekommen. Jakob bemerkte, dass er nicht nach draußen sah, sondern die ganze Zeit den Kopf gesenkt hielt. Für einen Moment wunderte sich Jakob, dass seine anderen Neffen ebenso fehlten wie Ulrich und dessen Gemahlin Veronika Lauginger.
    Die beiden fürstlichen Kontrahenten zwischen den Absperrungen auf dem Turnierplatz ließen sich viel Zeit. Sowohl der Kaiser als auch der Kurfürst wurden auf gegenüberliegenden Seiten von Waffenmeistern, ihren besten Pferdeknechten und eilfertigen Augsburger Patriziern umsorgt.
    »Wenn sie nicht bald anfangen, werden sie heute Abend zu spät zum Tanz kommen«, meinte Peutinger spöttisch.
    »Ich habe ohnehin keinerlei Vergnügen bei derartigen Turnieren«, meinte Jakob. »Jedermann weiß doch, dass der Kaiser gewinnen und der Sachse eine bedauernswerte Figur machen wird.«
    »Das war nicht immer so«, sagte Peutinger mit einem leichten Seufzer. »In Köln ist Maximilian
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