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Jakob der Reiche (German Edition)

Jakob der Reiche (German Edition)

Titel: Jakob der Reiche (German Edition)
Autoren: Thomas R.P. Mielke
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Augen zu sehen.«
    »Wie sehr hätte ich mir das jetzt gewünscht«, sagte Jakob, dann lachte er ein wenig und hob den Weinbecher.
    Venedig trat die Städte Ravenna, Rimini und Faenza an den Papst ab. Als die Republik auch den anderen Kriegsparteien Frieden anbot, stellten sich Maximilian und Ludwig  XII . gleichermaßen taub. Für eine Weile sah es so aus, als würde der Rat der Zehn in der Lagunenstadt sogar die Türken um Hilfe bitten. Aber auch ohne diese Unterstützung gelang es den Venezianern, den Deutschen Padua wieder abzunehmen. Von Jakob Fugger kam kein Geld mehr. Daraufhin verlor Kaiser Maximilian die Lust und verließ den Kriegsschauplatz.
    »Es hat etwas mit dem Papst zu tun«, meldete wenig später Johannes Zink aus Rom. Mehr konnte er zu diesem Zeitpunkt noch nicht sagen.
    Monatelang bemühte sich Jakob mehr schlecht als recht darum, den kaiserlichen Hof in Innsbruck mit neuen Finanzmitteln zu versorgen. Doch dann war plötzlich wieder reichlich Gold und Silber bei den Fuggern von der Lilie vorhanden.
    Einige munkelten, Jakob der Reiche hätte es über Hans Kohler von Geschäftsfreunden am Rialto erhalten. Es gab sogar Stimmen, die von Türken und der Zuckerinsel Zypern sprachen. Auch Caterina Cornaro wurde erwähnt samt der mehrfach bezeugten Tatsache, dass er wohl in Asolo gewesen, sie aber nicht angetroffen hatte.
    Anfang August traf der alles rettende Brief von Johannes Zink aus Rom im Augsburger Kontor ein.
    »Er hat verzichtet«, murmelte Jakob, nachdem er mit bebenden Händen das Siegel des zusammengesteckten Papierbogens erbrochen und den Bericht seines Faktors gelesen hatte. »Papst Julius II . hat alle Ansprüche aus den Einlagen Meckaus bei uns dem Kaiser überlassen.«
    Erst jetzt ahnte Jakob, warum Maximilian ohne großen Protest Oberitalien verlassen hatte. Aber er wusste, dass die Auseinandersetzung zwischen Frankreich, Rom und dem Kaiserreich auf der einen und Venedig auf der anderen Seite damit noch lange nicht beendet war.
    Zur selben Zeit schenkte der greise Ulrich Fugger den Augsburger Dominikanern eine komplette Bibliothek. Auch Jakob dachte daran, für die Gnaden Gottes zu danken, die er gerade in letzter Zeit überreich empfangen hatte. Er spielte mit der Idee, für unverschuldet in Not geratene Familien einige Häuser zu bauen, in denen sie für einen Gulden Jahreszins ehrenhaft wohnen konnten.
    »Eine derartige Fuggerei müsste mehr als hundert Häuser haben«, wandte Conrad Peutinger ein, als er ihm davon erzählte. »So viele ordentliche Familien sind bereits in dieser Stadt in Not.«
    »Und was spricht sonst dagegen?«
    »Nichts, wenn du wieder so viel beisammenhast, dass du die Häuser bauen lassen kannst.«
    »Ich denke, dass ich damit noch ein paar Jahre warte«, sagte Jakob. Und er tat gut daran, denn in den ersten Monaten des neuen Jahres veränderten die großen Stürme wie schon so oft die Richtung.

Zur letzten Reise
    Bereits zum Jahreswechsel berichteten Hans Kohler aus Venedig und Johannes Zink aus Rom, dass die Lagunenrepublik und der Vatikanstaat wieder enger zusammenrückten. Jakob war mit der Entwicklung einverstanden. Offensichtlich hatte Julius  II . eingesehen, dass die Vernichtung Venedigs das stärkste Bollwerk gegen die Türken zerstören, ganz Italien den fremden Mächten öffnen und den Kirchenstaat von fremder Gnade abhängig machen würde. Monatelang wurde in Rom verhandelt, dann beugte sich die bedrängte Republik. Als das Wetter besser wurde, kamen mehrmals in der Woche Fuggerreiter aus Italien in Augsburg an. Und jeder brachte Neuigkeiten aus Venedig und Mailand, Rom oder Bologna mit.
    Auf diese Weise erfuhren Jakob und Peutinger, unter welch demütigenden Bedingungen sich die Lagunenrepublik dem Vatikan hatte unterwerfen müssen. Zwölf in Scharlach gekleidete Edle Venedigs mussten nach Rom reisen und zu Füßen des Heiligen Vaters vor der Pforte von Sankt Peter niederknien. Papst Julius  II . saß dabei auf einem Thron, eine goldene Rute in der Hand. Zwölf Kardinäle hielten das gleiche Symbol der Züchtigung in den Händen.
    Bei jedem Vers des »Misereor – Ich erbarme mich« schlug der Papst den auf Knien vorbeirutschenden Venezianern mit seiner Rute leicht auf Kopf oder Schultern. Dann legte er ihnen als Buße die Wallfahrt zu den sieben Kirchen der Stadt auf. Das Volk von Rom jubelte und begleitete die geschlagenen Vertreter der einst so stolzen Serenissima bis zu ihrer Unterkunft.
    »Damit ist auch der Waffenstillstand zwischen
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