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Jake Djones - In der Arena des Todes: Roman (German Edition)

Jake Djones - In der Arena des Todes: Roman (German Edition)

Titel: Jake Djones - In der Arena des Todes: Roman (German Edition)
Autoren: Damian Dibben
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Foyer betraten. In krassem Kontrast zu der winterlichen Düsternis draußen leuchtete hier drinnen alles in Gold und weißem Marmor. Überall waren große Spiegel angebracht, und an der Decke hingen mehr Kronleuchter, als Jake zählen konnte. Die versammelte Menge war nicht weniger erlesen als der Raum, in dem sie sich befanden. Polierte Stiefel und schimmernde Seidenkleider spiegelten sich im Hochglanzparkett, elegante Herrschaften standen in kleinen Grüppchen beisammen und schnatterten oder strebten die breite Haupttreppe hinauf, stets um sich blickend und nach dem nächsten kleinen Gesellschaftsskandal Ausschau haltend.
    »Sieht so aus, als hätte der heutige Abend zumindest modisch etwas zu bieten«, meinte Nathan schon etwas versöhnlicher und ließ elegant den Pelzmantel von den Schultern gleiten, um sein leuchtend ultramarinblaues Jackett samt passender Stiefelhose zur Geltung zu bringen. »Seht euch diese Schnitte an, diese Details, diese Extravaganz. Allein die Knöpfe sind preisverdächtig.«
    Ein Diener mit Perücke und weißen Handschuhen kam heran und half Jake und Charlie aus ihren einfachen Winterröcken. Als Jake sich beim Ausziehen auch noch im Ärmel verfing, verzog er spöttisch das Gesicht. Es folgte ein kleines Gerangel, das Geräusch reißenden Stoffs ertönte.
    »Hoppla«, sagte Jake und errötete leicht.
    Der Diener seufzte nur ungehalten und gab ihnen die Garderobenmarken. Sie waren aus Elfenbein.
    »Und schön vorsichtig mit meinem Mantel!«, rief Nathan dem Garderobier hinterher. »Der Duke von Marlborough hat ihn bei der zweiten Schlacht von Höchstädt getragen.« Er beugte sich an Jakes Ohr: »Stimmt zwar nicht ganz, aber mit einem so edlen Stück kann man gar nicht vorsichtig genug sein.«
    Eine Glocke ertönte, und die Besucher machten sich auf zu ihren Plätzen.
    »Bringen wir’s hinter uns«, seufzte Nathan. »Wo sitzen wir?«
    »Erster Rang, Loge M«, erwiderte Charlie knapp und deutete auf eine Treppe. Sie gingen hinauf.
    Hinter einer Säule stand ein Mann mit schulterlangem blondem Haar und beobachtete, wie ein weiterer Bediensteter des Hauses die Gruppe einen von Kerzen erleuchteten Gang entlang zu ihrer Loge führte. Sie war mit rotem Samt ausgeschlagen, die vier mit Blattgold verzierten Stühle passten gerade so hinein, aber der Blick auf die Bühne und über den Zuschauerraum war atemberaubend. Jake kam sich vor wie in einer begehbaren Schmuckschatulle. Fünf Logenränge erhoben sich majestätisch über das Parkett. Jede Loge war voll besetzt mit Adligen, die leise miteinander tuschelten – offensichtlich über die anderen Operngäste. Jake musste unwillkürlich an einen Zoo denken.
    »Und, wo ist nun dieser Caspar Isaksen?«, fragte Nathan mit einem mürrischen Blick auf den leeren Stuhl. »Sieht ganz so aus, als würde er sich mal wieder verspäten.« Er nahm das silberne Opernglas zur Hand, das auf einem Beistelltischchen bereitlag. »Wie es scheint, bleibt noch genug Zeit, um den momentanen Stand der schwedischen Architektenkunst zu würdigen. Faszinierend …«
    Charlie sah, dass Nathan das Opernglas auf eine Loge mit drei jungen Damen gerichtet hatte, die kokett über den Rand ihrer Fächer blinzelten.
    »Könntest du dich zur Abwechslung mal ein bisschen konzentrieren?«, fragte er seufzend. »Wir sind hier bei der Arbeit.« Er entriss Nathan das Glas und gab es an Jake weiter. »Vielleicht kannst du was Vernünftigeres damit anfangen.«
    Jake erwog kurz, erst einmal die drei Grazien gegenüber in Augenschein zu nehmen, beschloss dann aber, mit den anderen Logen anzufangen. Noch nie hatte er so viel Reichtum auf einem Haufen gesehen, so viele teure Kleider und glitzernde Juwelen. Da fiel ihm ein junges Mädchen in einem weißen Kleid auf. Sie war allein, und etwas an ihr erinnerte ihn an Topaz. Er spürte einen Stich im Herzen, als er an die schreckliche Nacht an Bord der Lindwurm zurückdachte. An jene Nacht, in der Topaz in den Strudeln der Zeit verschwunden war. Wahrscheinlich für immer.
    Jake riss sich aus seinen Gedanken und inspizierte die nächste Loge. Diesmal blieb sein Blick an einem Mann mit schulterlangem glattem Haar hängen.
    Auch er hielt einen silbernen Gegenstand in der Hand: Es war eine Pistole. Er hatte sie direkt auf Jake gerichtet.
    Jake schnappte nach Luft und ließ das Opernglas fallen. Hastig hob er es wieder auf und sah noch einmal hin: nichts. Mit einem Kopfschütteln drehte er das Glas richtig herum und kniff die Augen zusammen, aber die
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