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Jake Djones - In der Arena des Todes: Roman (German Edition)

Jake Djones - In der Arena des Todes: Roman (German Edition)

Titel: Jake Djones - In der Arena des Todes: Roman (German Edition)
Autoren: Damian Dibben
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ganz vergaß, wegen der beträchtlichen Verspätung wütend auf ihn zu sein. Danach machten sie sich auf den Weg zum Forum Boarium und hofften, dort eine Transportmöglichkeit nach Ostia zu finden, wo die Avatara vor Anker lag. Wie sich herausstellte, hätten sie den Zeitpunkt nicht besser treffen können: Der blinde Gaius hatte mittlerweile sein ganzes Parfüm verkauft und ertrank beinahe in Vorbestellungen. Er musste so schnell wie möglich zurück in sein Dorf, um neues herzustellen, und die beiden Agenten erklärten sich nur zu gern bereit, auf dem Rückweg die Kutscher zu spielen. Sie machten es sich auf dem ohne die Amphoren viel geräumigeren Karren bequem und fuhren mit Gaius zurück zur Taverne. Dort sammelten sie den Rest des Teams inklusive Austerio auf und traten die Rückreise nach Ostia an.
    Als sie gemächlich die Flanke des Caelius hinaufrollten, drehte Jake sich noch einmal um und bestaunte den Anblick der Stadt. Die Sonne ging gerade über dem Circus Maximus unter. Wie Ameisen rannten die Arbeiter in dem Stadion hin und her und räumten die Trümmer der spina weg.
    »Es ist nicht das erste Mal, dass er wiederaufgebaut werden muss«, kommentierte Charlie. »Und es wird auch nicht das letzte Mal bleiben. Sie werden ihn immer weiter verbessern, ihn stabiler machen und noch majestätischer.«
    Als sie die Kuppe des Hügels erreichten, stimmte Gaius ein kleines Liedchen an, und Austerio und Lucius fielen mit ein. Die anderen kannten zwar den Text nicht, aber sie summten die Melodie mit – selbst Nathan, der dergleichen normalerweise hasste, konnte sich nicht zurückhalten. Jake saugte ein letztes Mal den Anblick des dämmrigen Talkessels mit dem schimmernden Lichtermeer Roms in sich auf, bevor die Stadt endgültig hinter der Hügelkuppe verschwand. Er streckte sich aus, schaute hinauf in den dunkelblauen Himmel und dachte zurück an die Ereignis des Tages: an die Flucht aus Agatas Villa, an das Wagenrennen im Circus Maximus, an die Bomben, die wilden Tiere und seinen Sturz aus der Montgolfiere. Fünfmal war er nur knapp dem Tod entronnen, aber das Einzige, was zählte, war: Philip lebte. »Ja, ich habe ihn gesehen«, hatte Caspar hämisch verkündet. Das war die beste Nachricht seit drei Jahren, auch wenn sie etwas gedämpft wurde von Caspars Zusatz, dass Philip mittlerweile wahrscheinlich tot sei, und dem Ausspruch: »Er war überzeugt, dass ihr ihn vergessen habt …«
    Niemand hat dich vergessen, Philip, dachte Jake. Niemals.
    Er schaute hinauf zu den ersten am Firmament funkelnden Sternen und wusste – zumindest für diesen Moment –, dass Philip am Leben war. Die Vision im Circus Maximus war wie ein Versprechen gewesen, dass er noch da war, irgendwo, irgendwann. Ein tiefer Frieden senkte sich über Jake, und er schlief ein.
    Mitten in der Nacht wurde er von aufgeregtem Flüstern geweckt.
    »Ich verstehe nicht«, sagte Lucius. »Warum du musst gehen?«
    Topaz rang nach Worten. »Lucius, ich … Ich komme aus einem anderen Teil dieser Welt. Weit, weit weg von hier. Ich muss zurück … Es ist meine Pflicht«, sagte sie niedergeschlagen.
    »Pflicht?« Lucius’ Lippen bebten. »Liebst du einen anderen?«
    »Lucius, es gibt so vieles, das ich dir nicht erklären kann … Ich muss zurück. Es ist eine Frage der Ehre.«
    Lucius schwieg lange, dann sagte er: »Ich wollte dir ein Haus am Meer bauen.«
    Jake hob den Kopf und sah, wie Topaz Lucius’ Haar streichelte. Eine Träne rollte ihr über die Wange. »Wir werden etwas für dich finden. Einen Ort, an dem du in Sicherheit bist. Versprochen«, flüsterte sie.
    Danach herrschte Stille. Topaz und Lucius hielten einander im Arm, und der Karren fuhr ratternd in die Nacht.
    Als sie am nächsten Morgen in Ostia ankamen, hatte Jake eine Idee. Die Tatsache, dass Lucius alles verloren hatte – zuerst seine Arbeit und dann auch noch Topaz –, hatte sie alle beschäftigt, und Jake hatte nachgedacht. Da war ihm Gaius’ tragische Lebensgeschichte wieder eingefallen.
    »Du hast doch gesagt, bevor Gaius blind wurde, wäre er Schreiner gewesen«, sagte er zu Nathan.
    »Ja. Warum fragst du?«, erwiderte der Amerikaner.
    »Vielleicht kennt Gaius jemanden, der Arbeit für Lucius hat. Sein Vater war ebenfalls Schreiner und hat Schiffe gebaut.«
    »Jake Djones, du bist ein Genie«, sagte Nathan nach kurzem Überlegen. »Mal sehen, was sich machen lässt.«
    Wenn Nathan wollte, konnte er so hilfsbereit sein wie kein anderer. Er nahm Gaius und Lucius beiseite
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