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Jagt das rote Geister-Auto!

Jagt das rote Geister-Auto!

Titel: Jagt das rote Geister-Auto!
Autoren: Stefan Wolf
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Sattel
festhielt.
    „Äh…“, sagte Zeckel, „also...
wirklich...“
    Er zog die Hände aus den Taschen.
    Tim blickte auf Zeckels Füße.
    Fliegerstiefel, wadenhoch und
festgeschnürt.
    „Wir sind hier, um dich mitzunehmen“,
sagte Tim. „Zum Polizeipräsidium. Den Kommissar Glockner kennst du ja!“
    „Kenne ich. Er ist fair.“
    Was höre ich denn? wunderte sich Tim.
Von dem Typ ist das fast ein Kompliment.
    „Schließ deine Bude ab“, befahl der
TKKG-Häuptling. „Dann socken wir los. Wir... Aber erst holst du die Beute. Die
Krokotasche, in die du Uhr und Ringe reingetan hast. Klar?“
    Zeckel rührte sich nicht.
    Nach etwa zehn Sekunden sagte er: „Die
habe ich verloren.“
    „Was?“
    Tim hatte alles erwartet, aber nicht
diese Antwort.
    „Ich sagte, ich habe sie verloren.“
    „Die Tasche?“ Ich krieg mich nicht ein,
dachte Tim.
    „Die Krokus-Tasche. Von der redest du
doch.“
    „Kroko-Tasche. Weil sie aus
Krokodilleder ist.“
    „So genau habe ich sie nicht angesehen.“
    „Du gibst also alles zu. Den Überfall,
den Raub.“
    „Was bleibt mir denn übrig.“
    Aufgepaßt! überlegte Tim. Gleich zieht
der den hinterletzten Trick ab. Kann gar nicht anders sein. Der Kerl will uns
eindöseln, daß wir denken, er sei friedfertig. Aber da kann er lange warten.
    „Du hast also die Tasche verloren?“
    Zeckel nickte. Den Kopf mit dem roten
Bürstenhaarschnitt hatte er wieder aufgerichtet.
    „Bin vom Central-Kino zu meinem Rad
gerannt, einem Damenrad. Habe die Tasche auf den Gepäckträger geklemmt. Dann
bin ich losgestrampelt. Mann, hatte ich Gewissensbisse. Nach kurzer Strecke war
mir ganz schlecht vor innerem Elend. Jan, wie kannst du so was nur machen, habe
ich mir gesagt. Wie kannst du? Aber es war zu spät zur Umkehr, und ich hatte
auch Schiß, daß inzwischen die Bullen da sind — beim Kino. Also bin ich nach
Hause gefahren. Und wie ich eben, vorhin — also, lange ist es noch nicht her — hier
ankomme, ist die Tasche weg. Sie muß runtergefallen sein, die Krokus-Tasche.
Irgendwo unterwegs. Sie zu suchen, sagte ich mir, hat keinen Sinn. So eine
Tasche — die hebt doch jeder gleich auf. Und reißt sie sich unter den Nagel. Wo
doch die Ringe drin sind und die Uhr. Und wo doch Krokus ein sauteures Leder
ist, nicht wahr? Jedenfalls bin ich völlig von der Rolle. Weil ich der Frau die
Tasche nun nicht mehr zurückgeben kann. Was ich ehrlich wollte. Schnallst du
das, Tarzan?“
    „Nenn mich Tim. Außerdem heißt es Kroko.
Und fang bloß nicht an zu flennen — wegen deiner Gewissensbisse. Klapp nun
deine Flügel zusammen. Niemand braucht zu merken, was für ein Engel du bist.
Und dann los zum Präsidium!“
    Jetzt, dachte Tim, jetzt muß es kommen:
der hinterletzte Trick. Die Gemeinheit. Zeckels linker Versuch, uns zu
überrumpeln.
    Doch nichts geschah.
    Der Typ leistete keinen Widerstand,
wollte nur noch drinnen in der Parterre-Wohnung das Licht löschen und eine
Notiz hinlegen für seinen Bruder. Er, Jan Zeckel, ließ es zu, daß Tim und Karl
ihn begleiteten. Tiefes Mißtrauen war angezeigt.
    Zeckel zog dann einen speckigen Trench
an, nahm noch einen Schluck aus der Schnapsflasche und steckte seine Zigaretten
ein.
    „Von mir aus können wir. Am besten, ich
nehme mein Damenrad, wie?“
    Tim und seine Freunde kamen aus dem
Staunen nicht raus.
    Zwanzig Minuten später erreichten der
Räuber und seine Häscher das Polizeipräsidium.
     
    *
     
    Gabys Vater hatte Spätdienst.
    Zwei Schreibtischlampen und das
Deckenlicht brannten in dem Kommissars-Büro.
    Marga Heinze hatte ihren Mantel
abgelegt. Sie war auch bei Helligkeit eine hübsche Person — trotz der
Schreckensfarbe unter ihrem Make-up.
    Glockner saß hinter dem Schreibtisch.
Das markante Gesicht war ernst.
    Gaby hatte anfangs nicht gewußt, wie
sie erklären sollte, daß ihre drei Freunde nicht anwesend waren. Mutmaßungen
erübrigten sich jetzt, denn Tim klopfte kurz an die Tür und schob dann Jan
Zeckel über die Schwelle.
    „Das ist er!“
    Marga Heinze sprang auf.
    Zeckel starrte sie an.
    Karl und Klößchen drängten herein, und
Klößchens leerer Magen knurrte in der Stille wie ein hungriger Löwe.
    Marga Heinze wich vor Zeckel zurück,
ohne sich dessen bewußt zu sein.
    „Ich... ich glaube, es ist der... Kerl“,
stammelte sie. „Gesehen habe ich ihn nur für einen Moment.“
    „Er hat schon gestanden“, sagte Tim. „Er
gibt alles zu. Wir brauchten kein bißchen nachzuhelfen, ‘n Abend, Herr Glockner.
Die Beschreibung,
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