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Jagt das rote Geister-Auto!

Jagt das rote Geister-Auto!

Titel: Jagt das rote Geister-Auto!
Autoren: Stefan Wolf
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Widerstand,
sondern streckst ihn schließlich zu Boden. Klatsch!“
    „Weißt du“, lachte Klößchen, „Ich habe
mich entschieden. Während ihr zu ihm reingeht, bewache ich draußen die
Drahtesel.“
    Natürlich wird Zeckel sich wehren,
dachte Tim. Und wie. Wahrscheinlich müssen wir ihn fesseln. Jedesmals bei einer
Festnahme hat er getobt wie ein Berserker. Dem Polizeimeister Krüntz hat er ein
blaues Auge geschlagen. Zwei andere PM wurden an den Beinen verletzt. Durch
Tritte. Ich muß aufpassen. Zeckel trägt meistens Fliegerstiefel. Mit denen
kickt er los auf die Knochen. Aber ich bin ja gewarnt.
    Sie erreichten den Litschelweg.
    Linker Hand lag die Zementfabrik hinter
einer grauen Mauer. Die Luft roch nach Kalkstein, Ton und Mergel — den
Rohstoffen. Aber Hammerbrecher und Rohmühle ruhten jetzt still. Und auch die
Entstaubungsanlage mit ihrem Elektrofilter war ausgeschaltet.
    Die Häuserzeile auf der anderen Seite
wirkte grau — wie mit Zementstaub gepudert. Der Litschelweg führte zum
Westbahnhof, einem Güterbahnhof. Um diese Zeit war dort mehr Feierabend als
action, was vielleicht — wie Tim überlegte — an der allgemeinen Arbeitszeit
liegt, die immer stärker schrumpft, gewerkschaftlich immer mehr verkürzt wird —
und in naher Zukunft unweigerlich zur Null-Stunden-Woche führen muß.
    Tim hielt an.
    „Sind wir da?“ fragte Klößchen.
    Mit dem Kinn wies Tim auf ungefähr drei
Häuser.
    „Eins von denen ist es. Die genaue
Adresse weiß ich nicht mehr.“
    „Man kann ja fragen“, sagte Karl.
    Doch das erübrigte sich.
    Die nächstgelegene Haustür wurde in
diesem Moment geöffnet, und Jan Zeckel trat ins Freie.

3. Jan Zeckel, der Zoffie
     
    Der sieht ja aus — Tim verengte die
Lider als würde ihm die Wut aus den Ohren quellen. Keine Spur von Ilonas
Einfluß. Na, gut! Prügeln wir uns.
    Jan Zeckel trug einen grauen Pullover,
der wie ein Sack an ihm hing. Um die Leibesmitte war der 20jährige sehr fleischig
geworden. Die beiden obersten Knöpfe der Cordhose standen offen. Unter der
Gürtelschnalle öffnete sich ein spitzwinkliges Dreieck und zeigte hellen Stoff:
Unterhose oder T-Shirt.
    Zeckel warf seinen Zigarettenrest auf
den Gehsteig, wo die Glut verzischte. Dann spuckte er hinterher, schob die
Hände in die Taschen und äugte kurz, aber scharf in Richtung Güterbahnhof.
    Selbstverständlich hatte der Typ die
drei bemerkt. Sie standen vor seiner Nase. Aber in der Dunkelheit erkannte er
Tim erst jetzt.
    „Hallo, Zeckel!“ sagte der
TKKG-Anführer. „Schöner Abend, was? Besonders für dich.“

    „Ah, der Tarzan.“ Zeckels roter
Bürstenschädel nickte zweimal.
    „So werde ich nicht mehr genannt. Ich
heiße Tim. Das gilt auch für dich.“
    „Alles klar, Tarzan.“
    „Es ist gleich halb zehn. Wo warst du
vor etwa einer Stunde? Damit meine ich halb neun.“
    Zeckel legte den Schädel nach links auf
die Schulter. Der Hals war sehr kurz und gedrungen.
    „Geht dich das was an?“
    „Mich, uns, Frau Heinze und die
Polizei.“
    „Ich war hier, du Hampelmann. Habe ein
bißchen Vorrat geschlafen, weil ich nachts meine Schlafmenge nicht schaffe.
Unter 13 Stunden geht bei mir nichts.“
    „Wir haben erwartet, daß du leugnest“,
sagte Tim. „Aber wir wissen alles, kennen die ganze Wahrheit. Glaubst du nicht?
Also schön! Du warst vorhin beim Central-Kino. Kennst du doch, oder? Du hast in
der Einfahrt zum Hof gelauert. Als die Frau vorbeikam, hast du sie hinterrücks
gepackt. Hast sie auf den Hof gezerrt, ihr den Mund zugehalten, ihr ‘nen
Klebstreifen draufgepappt und sie dann beraubt: Armbanduhr, zwei Ringe,
Krokohandtasche. Hast zu ihr, der Frau, gesagt: Damit du nicht gleich die
Bullen holst, wirst du gefesselt. Und schon war die Bedauernswerte mit Strippe
verschnürt. Bis gegen neun — bis gegen 21 Uhr am heutigen Montag, du Mistkerl —
lag Frau Heinze dann auf dem kalten, dreckigen Boden. Aber sie hat dich
erkannt. Absolut erkannt. Und zwar, als du die Biege machen wolltest. Du
erinnerst dich, was? Da kam dieser Typ, der dich um Feuer bat. Du hast deinen
Tausendzünder gezückt. Aber ihr seid im Lampenlicht gestanden. Frau Heinze hat
dich gesehen, hat dich genau beschrieben. Da fallen dir die Glotzer raus, was?“
    In Zeckels Blaßgesicht stritten
Empfindungen miteinander, als würden sie sich nie vertragen.
    Jetzt ist er gebügelt, dachte Tim. Ihm
bleiben nur zwei Möglichkeiten: Flucht oder Angriff.
    Vorsorglich gab Tim seinem Rennrad
einen Stoß.
    Es rollte zu Karl, der es am
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