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Jagt das rote Geister-Auto!

Jagt das rote Geister-Auto!

Titel: Jagt das rote Geister-Auto!
Autoren: Stefan Wolf
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angerufen, mich als Ihr eingeweihter Helfer ausgegeben und
angekündigt, daß wir noch zwei Unterlagen über die Blau-Serie nachreichen
werden. Natürlich im Preis inbegriffen. Hat der sich gefreut, der Herr
Forschungsleiter von der Konkurrenz!“
    Wieder diese Stille, in der Freys Blut
rauschte.
    Ihm war, als würde er von unten her
absterben. Schon bis zu den Knien waren seine Beine eiskalt.
    „Ich will es kurz machen“, sagte Hagen.
„Daß Sie auffliegen, daran liegt mir nicht. Und Bruchseidl, dieser
Schicki-Micki-Affe, verdient es gar nicht, daß er den Markt beherrscht. Sie
haben drei Tage Zeit, Frey. Am — sagen wir — Freitag kriege ich 50 000. Aber
das ist nur der Anfang. Sie verdienen das Dreifache wie ich. Weshalb
eigentlich? Wegen Ihrer Tüchtigkeit? Dann können Sie die aber toll verstecken.
Jedenfalls — künftig liefern Sie ein Drittel von Ihrem Gehalt bei mir ab.
Kapiert? Ein Drittel! Für Sie ist der Rest immer noch zuviel. Aber ich bin ja
ein netter Mensch und drehe keinem den Hahn ab. Wiedersehen!“
    Hagen wandte sich um und schlurfte zur
Tür.
     
    *
     
    Margas Gesicht war blutleer.
    Sie wagte nicht zu atmen, während sie
mithörte.
    Wenn jetzt das Telefon klingelte — die
beiden drin würden das hören. Und dann war entdeckt, daß die Gegensprechanlage
jedes Wort ins Vorzimmer übertrug.
    Marga hatte gehofft, Frey werde diesen
Kerl zur Tür rauswerfen. Aber nichts geschah.
    Ihr Chef — den sie verehrte, nein, den
sie heimlich anbetete — war schuldig.
    Leise stand sie auf.
    Sie huschte hinaus, schloß die Tür und
lief über den Flur zum Waschraum.
    Dort starrte sie in den Spiegel und
kämpfte an gegen Tränen.
    Ich darf ihn nicht schonen, dachte sie
— und meinte Frey. Ich muß aufdecken, daß er unser wertvollstes
Betriebsgeheimnis verraten, verkauft hat. Der Schaden ist unermeßlich. Mein
Gott! Weshalb hat er das getan? Und weshalb muß ausgerechnet ich ihn entlarven?
    Sie versuchte, sich zu beruhigen.
    Als sie schließlich an ihren
Schreibtisch zurückging, war ihr klar: Sie konnte es nicht tun. Niemals würde
sie Dr. Heinz Frey ausliefern.
    Wenig später hörte sie von einer
Kollegin, Joachim Hagen sei nicht mehr im Hause, sondern heimgefahren.
    „Krank hat er sich gemeldet“, sagte die
Kollegin. „Aber du hättest sehen müssen, wie gesund der sich fühlt. Ich glaube,
dem mangelt es an Arbeitsfreude. Der macht blau, Marga. Ich sage dir, der macht
blau. Ist ja auch der erste schöne Tag heute — seit langem. Und man weiß doch,
daß Herr Hagen gern sportelt.“
    Marga schluckte zweimal, bevor sie
erwiderte: „Ich habe hier den Vertrag mit Grünkoll und Weyring. Den muß Hagen
unbedingt unterschreiben. Heute noch. Hat er das vergessen?“
    Die Kollegin lächelte. Dann wollte sie
Einzelheiten wissen über den gestrigen Überfall.
    Marga sagte, daß ihre Retter nachher
vorbeikämen.

8. Gruppenbild mit rotem Auto
     
    Tim — der immerhin erwog, später
Architektur zu studieren — konnte dem Gedanken, eine Fertighaus-Firma zu
besichtigen, einen kleinen Reiz abgewinnen.
    Nicht so seine Freunde.
    „Die Besichtigung kippen wir — oder
machen sie wenigstens kurz, falls Marga Heinze sonst beleidigt ist“, meinte
Gaby. „Aus welchem Stoff die Wände gepreßt sind vom Haustyp A 133-Strich-U — mit
Fenstern auf jeder Seite — nee, bitte nicht!“
    Klößchen nickte. „Das ist was für
Fachidioten.“
    Karl hob die Achseln. „Ich weiß
eigentlich alles über Fertighäuser. Ich könnte euch...“
    „Nein!“ stoppte Tim. „Keinen Vortrag.
Dann ist die Spannung weg. Laß Frau Heinze den Spaß.“
    „Sagtest du Spannung?“ fragte Gaby
spitz. „Glaubst du, das hier ist eine Krimi-Fabrik?“
    Sie standen vor dem Bruchseidl u.
Co-Hochhaus und blickten hinauf.
    Neun Etagen, zählte Tim. Und bestimmt
kein Fertighaus. Konsequent (folgerichtig) ist das nicht.
    Sie stellten ihre Drahtesel am Rand des
Parkplatzes ab.
    Karl war mit dem Tourenrad gekommen,
das sein Vater, der Professor, vorigen Sommer für sich gekauft hatte — aus
gesundheitlichen Gründen; er brauchte Bewegung.
    Das Rad war immer noch blitzblank und
nagelneu.
    Professor Vierstein huldigte nach wie
vor der geistigen Beweglichkeit. Die Radtouren überließ er seinem Sohn.
    Die TKKG-Freunde betraten das Gebäude.
    Es gab einen Pförtner im Glaskasten.
    Der Mann las Zeitung und kümmerte sich
um nichts.
    Die TKKG-Bande hätte hineinspazieren
können, als wäre sie hier angestellt.
    Aber Tim fragte nach Marga Heinze
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