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Jagdzeit

Jagdzeit

Titel: Jagdzeit
Autoren: David Osborn
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Allzweck-Gewehr mit hoher Schussgeschwindigkeit, für Elchund Rotwildjagd gleichermaßen geeignet und bis auf fünfhundert Yards schussgenau. Er fand seine Jagdmütze, an deren rechte Seite er keck die Lizenzmarke für Rotwildjagd gepinnt hatte. Er setzte sie auf, schnallte sich den Rucksack um, nahm das Gewehr unter den Arm. Wenn er vorsichtig war, würde er zur Haustür hinauskommen, ohne jemanden zu wecken. Außer vielleicht den armen Spasti am Ende des Flurs, hinter der offenen Tür.
    Er bewegte sich lautlos, da tauchte völlig unerwartet Helen auf, noch schlaftrunken, ihr weißer Körper im Kontrast zu ihrem dunklen geöffneten Morgenmantel.
    „Sagst du nicht auf Wiedersehen?“
    „Sicher. Wollte dich nur nicht wecken.“
    Sie lehnte sich an ihn, küsste ihn auf die Wange.
    „Viel Spaß“, sagte sie.
    Sie küsste ihn wieder, diesmal mit offenem Mund, langte hinunter und ließ ihre Hand absichtlich die linke Seite seiner Hose hinaufgleiten, um, gegen die weiche Fülle seines Glieds gepresst, gerade lange genug zu verweilen, bis sie spürte, wie es sich ihr unwillkürlich entgegendrängte.
    Dann war sie weg.
    Miststück, dachte er, warte nur, bis ich zurück bin.
    Die Tür vom Flur zur Garage schloss sich hinter ihm mit einem kaum hörbaren Klick. Er knipste das Licht an, drückte den grünen Auf-Knopf, und das Garagentor hob sich mit einem schwachen elektrischen Summton. Das Dach des Ford war voll bepackt. Da waren zwei Außenbordmotoren, zwei SechsMann-Schlauchboote, vier große Propangasflaschen sowie einige Meter Rohr und ein Gewindeschneider. Die Rohre hatte er dabei, weil die Wasserleitung zu ihrer Jagdhütte dringend repariert werden musste. Das alles war mit einer Gummiplane gesichert. Das hatte er alles am Vortag erledigt. Aber um sicher zu gehen, ging er noch mal alles durch. Dann verstaute er seinen Rucksack und sein Gewehr hinten im Wagen, knipste die Beleuchtung aus, setzte sich hinters Lenkrad, schaltete die Zündung ein. Der Motor sprang sofort an. Er fuhr ohne Licht in die Morgendämmerung hinaus. Der Rasen mit den Büschen und dem stillen, kalten Swimmingpool, dessen Möbel für den Winter weggeräumt waren, sah finster aus. Wie ein Friedhof.
    Als Ken auf dem Fahrweg Richtung Straße war, bemerkte er eine Bewegung an seinem Schlafzimmerfenster. Helen sah ihm nach. Er erinnerte sich an einen Traum, den er vor ein paar Nächten gehabt hatte. Er war wie jetzt weggefahren, und Helen stand am Fenster. Sie hatte ihm für immer Lebewohl gesagt, denn er würde nicht wiederkehren.
    Die Erinnerung beunruhigte ihn. Er erreichte die Straße und zündete sich eine Zigarette an, und der erste Zug an diesem Tag ließ ihn sich besser fühlen. Er fuhr zu Art Wallaces Haus. Art zuerst, dann Greg Anderson. Keiner von ihnen wohnte mehr als eine halbe Meile entfernt. Es schien, als seien sie immer so nah beisammen gewesen. Selbst Korea hatte sie nicht auseinander gebracht. Greg und er waren in derselben Infanteriedivision gewesen; Art war bei den Hubschraubern, aber er hielt den Kontakt, wann immer er eine offizielle Ausrede finden konnte, um „vorbeizuschauen“, was oft passierte. Sie hatten viel Spaß gehabt. Sie hatten immer Spaß gehabt. Und wenn Ken an sie drei dachte, wusste er, sie würden immer Spaß haben. Guten, sauberen, typisch amerikanischen Große-Jungs-Spaß.

2
    Sieben Uhr dreißig.
    Ein richtiger Jäger muss seiner Ausrüstung besondere Aufmerksamkeit widmen. Qualitativ erstklassige Ware kann ihm das Leben retten. Minderwertige Ware kann ihn selbiges kosten. Wenn er zum Beispiel in den dichten Wäldern im Norden von Maine, Minnesota, Oregon oder Michigan jagt, wird er wadenhohe relativ wasserund kältefeste Stiefel benötigen, die geschmeidig genug sind, um seinen Beinen Bewegungsfreiheit zu gewähren, doch schwer genug, um den tödlichen Biss einer Giftschlange abzuwehren, sollte er versehentlich eine aus ihrem Vorwinterschlaf wecken. Die Sohlen dürfen nicht so dick sein, dass das Gehen zu einem schwerfälligen Tiefseetaucher-Spaziergang wird, aber dick genug für ein Profil, das guten Halt auf umgestürzten Bäumen und moosbewachsenen glitschigen Felsen gibt.
    Er sollte schweiß-absorbierende Socken bei sich tragen, eine Reservegarnitur Unterwäsche und ein Hemd zum Wechseln. Jäger laufen aufgrund der Natur ihrer Beschäftigung ständig Gefahr, durchnässt zu werden; in Seengebieten gibt es Gewässer und Flüsse, in die man hineinfallen kann. Und wenn er auf weniger dramatische Art nass
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