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Jägermond Bd. 2 - Im Auftrag der Katzenkönigin

Jägermond Bd. 2 - Im Auftrag der Katzenkönigin

Titel: Jägermond Bd. 2 - Im Auftrag der Katzenkönigin
Autoren: Andrea Schacht
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der vollendete Chaot in allen Lebenslagen, war Finn als Partner während der Jagdausbildung zugeordnet. Rudi konnte nur eines gut – sich alle möglichen Theorien aneignen. In der praktischen Durchführung hatte er fünf linke Daumen an jeder Hand. Und nun sollte er auch noch den Jagdschein machen.
    Vor einer halben Stunde hatte er Rudi bei einem Haufen Totholz zurückgelassen, das er auf seine biologische Nützlichkeit hin untersuchen sollte. Er hoffte, dass Rudi nicht von einem ausgeflippten Borkenkäfer gebissen worden war. Wenigstens war ihnen noch nicht erlaubt, eine Waffe mitzuführen. In dem Fall hätte er Rudi nie allein gelassen.
    Der Kater auf dem Dolmen rekelte sich genussvoll in der Sonne, und Finn kam die seltsame Che-Nupet in den Sinn, die so gerne auf dem Rücken lag und, wie sie behauptete, ihren Bauch lüftete. Nicht, dass dieser Kater sich hätte so weit gehen lassen. Aber beinahe hätte Finn geseufzt. Als Katze fühlte man sich im warmen Sonnenschein unsagbar wohl.
    Ein schrilles Tröten fuhr durch den Wald.
    Der Kater sprang auf und verschwand im Unterholz.
    Überall raschelte es, überall Flucht und Panik.
    Rudi!
    Er hatte zwar keine Waffe, aber ein Waldhorn.
    Das kam fast auf dasselbe hinaus.
    Es röhrte »Sau tot« und »Aufmunterung zum Treiben« und »Muffel tot« und mehrmals das »Halali«.
    Finn ließ alle Vorsicht fahren und rannte durch den Wald auf die Quelle des Krawalls zu.
    Rudi stand auf einem Baumstumpf und trötete mit dicken Backen. Finn riss ihm das Horn aus der Hand und fauchte ihn an: »Bist du wahnsinnig geworden?«
    Erstaunte runde Augen sahen ihn verletzt an.
    »Es war so langweilig, und du bist so lange fortgeblieben. Da hab ich gedacht, ich könnte die Signale üben.«
    »Und alles Wild in Aufruhr versetzen.«
    »Na und? Das kennen die Tiere doch. Und zu Hause darf ich nicht üben. Wegen der Nachbarn, weißt du, Finn?«
    »Betrachte die Waldkatzen und das Rotwild einfach auch als Nachbarn.«
    »Ja, aber wo soll ich denn üben?«
    »Im Keller? Auf einer Autobahnbrücke? Am Bahndamm?«
    Obwohl – das könnte zu Auffahrunfällen und Entgleisungen führen, dachte Finn und betrachtete das Horn. Er hatte bisher nur Nathans altes Jagdhorn in der Hand gehabt, dieses hier war ein glänzend neues Instrument.
    »Hat mir mein Vater geschenkt«, sagte Rudi unaufgefordert und stieg von dem Baumstumpf hinunter. »Schön, nicht?«
    Rudi mochte zwar der Master of Desaster sein, aber er war von großer Gutmütigkeit und nahm so gut wie nichts übel. Darum verflog Finns Zorn auch, und er reichte ihm das Waldhorn zurück.
    »Ja, schön ist es. Dein Vater war ziemlich großzügig.«
    Sie gingen auf den Weg zurück, um ihren Reviergang zu beenden. Rudi schwenkte das Waldhorn fröhlich, es flog ihm aus der Hand und landete zwischen den Brennnesseln. Finn blieb regungslos stehen und beobachtete, wie sein Begleiter es mit spitzen Fingern herauszog. Rudi rieb sich die brennende Haut, klagte aber nicht, sondern antwortete nur: »Ja, Vater findet es gut, dass ich mich für den Wald und so interessiere. Damit ich nicht immer am Bildschirm hocke, meint er.«
    Da Rudi sein Physikstudium mit intensiver Leidenschaft betrieb, nahm Finn an, dass er nie die Gelegenheit gehabt hätte, einen Hauch Frischluft zu inhalieren, wenn seine Eltern ihn nicht dazu gedrängt hätten, sich Nathans Ranger-Programm anzuschließen. Warum er aber unbedingt einen Jagdschein erwerben wollte, war Finn ein Rätsel. Bisher hatten sie noch keine Jagd mitgemacht, sondern lediglich das Wild beobachtet. Ob Rudi jemals einen Schuss abgeben oder gar ein erlegtes Tier würde aufbrechen können, hielt er für fraglich. Aber das war vermutlich auch nicht wichtig. Sein Vater war trotzdem stolz auf ihn.
    Und das weckte ein leises Neidgefühl in Finn.
    »Mein Vater hat mich angerufen«, murmelte er.
    »Ach Mensch, wirklich? Und was sagt er? Kommt er zu euch zurück?«
    Rudi kannte nur eine bereinigte Version von Finns Elternverhältnissen, weshalb der ausweichend antwortete: »Nein, ich denke nicht. Mutter und er haben sich auseinandergelebt. Aber ich werde mich mit ihm treffen. Er hat jetzt eine Stelle hier in der Gegend. Und er findet meine Entscheidung gut, Forstwissenschaft zu studieren.«
    Rudi schlug ihm so männlich-herzhaft auf den Rücken, dass er fast über eine Wurzel gestolpert wäre. Im letzten Moment fing er sich aber wieder und begann dann, Rudi nach seinen Beobachtungen am Totholz zu fragen.

7. Im Feliday Inn
    Der volle
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