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Jäger des Einhorns

Jäger des Einhorns

Titel: Jäger des Einhorns
Autoren: Hans Kneifel
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ALLUMEDDON, der leuchtenden Schrift unter vielen Schriftzeichen«, antwortete Casson, »du solltest dich um die Fremden kümmern, deren Schiffe euch bedrohen. Eine feine Art habt ihr hier, eure Gäste zu verwöhnen!«
    Die zwölf Adern, die wie ein Stern aussahen, hörten zu pulsieren auf.
    Trotzdem traf Casson ein stechender Blick.
    »Ich ertappe euch bald!« versicherte bösartig der Dunkeljäger. »Ich habe alle ertappt.«
    »Wo Unschuld ist«, wagte sich Casson hervor, »ist es schwer, einen grundanständigen Mann zu ertappen.«
    »Ich lache zuletzt!« versicherte Kaizan. »Hier hast du nichts zu suchen! Geh zurück zu den anderen – schnell.«
    »Ich renne, Herr der tausend Augen«, versicherte Casson eilig und stolperte in gut gespielter Verwirrung die Treppen wieder hinunter. Kurze Zeit später traf er auf der Treppe der Opferhalle seine Freunde.
    Flüsternd berichtete er, was ihm zugestoßen war. Die Calcoper sagten mit bleichen Gesichtern, daß dies dort hinten der Opferstein sei, auf dem wohl auch die Seeleute der Stolz ihr Ende finden würden, während eine große Menschenmenge zusehen würde.
    Erst jetzt begriff Casson, was die trennenden Mauern auf der Empore bedeuteten. Es waren Trennwände für die Zuschauer.
    Sie alle atmeten auf, als sie in das helle, warme Licht des Nachmittags hinaustraten.
    Rauco sagte entschieden:
    »Für heute haben wir genug Schrecken genossen! Wir gehen hinüber in den Basar und versuchen, deine letzten Steinplättchen umzutauschen.«
    »Und dort erfahren wir vielleicht auch mehr über das Schicksal der Männer unseres Schiffes!« meinte Casson. »Worauf warten wir noch?«
    Sie gingen, weiterhin unbehelligt, bis zum nächsten Damm im Süden. Zwischen der Hauptinsel und derjenigen der Händler gab es keine Brücken. Es verkehrten Fähren, die emsig hin und her fuhren.
    Gerade, als sich die Fremden entschlossen hatten, Yzinda in ihrer Mitte, auf die Anlegestelle der Fähren zuzugehen, sprangen von einem langen, aus vier Einheiten bestehenden Floß mehrere Männer an Land.
    Sie hatten ihr Gefährt mit riesigen Seilschlingen an den Steinsäulen belegt, die aus dem Pflaster des Ufers und den Kaianlagen hervorragten.
    »Die Wahrheit«, murmelte Casson gerade, »hat Kaizan nicht erraten. Aber sein ärgster Verdacht ist geweckt, ohne Zweifel. Ich sah, wie sein Aderngeflecht stoßweise pulsierte.«
    »Es wird größer, schwillt an«, belehrte ihn ein Calcoper, »wenn er erregt ist.«
    »Er war erregt!« meinte Casson. »Die Flößer… sie wollen etwas von uns!«
    Casson war bereits aufgefallen, daß sich der Brauch, Tätowierungen um das linke Auge zu tragen, nicht nur auf Yzinda, sondern auch auf die Angehörigen des Stammes der Tacunter ausdehnte. Sieben Männer, nur mit langen Lendenschurzen und mit breiten Ledergurten bekleidet, kamen auf die Fremden zu, starrten Yzinda wie eine Erscheinung an und blieben stehen, als habe sie eine unsichtbare Mauer aufgehalten.
    Sie schlugen überrascht die Hände vor den Mund, deuteten auf die junge Frau und sanken wenige Schritte vor den Fremden auf die Knie.
    »Wir sind stolz! Herrin! Erkenne uns!« murmelte ehrerbietig ein älterer Mann.
    Yzinda war ebenso überrascht wie alle anderen. Sie schaute verwirrt von einem zum anderen und wandte sich dann hilfesuchend an Rauco.
    »Steht auf, Flößer!« sagte Rauco. »Erklärt uns, was diese Geste zu bedeuten hat!«
    »Sie, deren Namen wir nicht kennen, ist eine Duine!«
    »Das ist richtig!« bestätigte Rauco. Auf ein Zeichen Cassons bildeten die Krieger einen Kreis um die Gruppe. Niemand brauchte zu sehen, was hier vorfiel.
    »Ich in eine Duine!« sagte Yzinda.
    »Vom Stamm der Tacunter! Eine Coltekin aus unseren Reihen. Ich bin Floßvater Giryan!« rief ein älterer Mann mit schlohweißen Schläfen.
    »Man hat mich als Kind zum Berg des Lichts gebracht«, sagte Yzinda, als erwachte wieder einmal flüchtig ihre Erinnerung. »Ich habe nur wenige Erinnerungen.«
    »Du mußt auf einem Floß gezeugt und geboren worden sein!« bekräftigte ein jüngerer Mann, etwa fünfunddreißig Sommer alt. »Ich bin Corsac. Ich könnte dein Bruder sein.«
    Yzinda war unsicher und wußte nicht, was sie tun sollte.
    »Sei unser Gast! Gib uns die Ehre deines Besuchs! Dort liegt unser Floß, die Königin der Strömung.
    Du würdest unsere Sippe ehren, Duine! Wie ist dein Name?«
    Yzinda nannte ihn. Ehrfürchtig wiederholten ihn die Flößer. Rauco hob achtungsgebietend die Hand und sagte:
    »Wir werden kommen. Mit
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