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Jack Reacher 01: Größenwahn

Jack Reacher 01: Größenwahn

Titel: Jack Reacher 01: Größenwahn
Autoren: Lee Child
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Handschellen von seinem Gürtel löste und sie um meine Handgelenke schnappen ließ. Das Verstärkungsteam kam durch die Küche. Sie gingen um die Theke herum. Nahmen hinter mir Aufstellung, Tasteten mich nach Waffen ab. Äußerst gründlich. Ich sah, wie der Sergeant ihr Kopfschütteln bestätigte. Keine Waffen. Die beiden vom Verstärkungsteam nahmen mich bei den Ellbogen. Das Gewehr hielt mich immer noch in Schach, Der Sergeant stellte sich vor mich. Er war ein kräftiger, athletischer Weißer. Schlank und sonnengebräunt. Mein Alter. Das Schild über seiner Brusttasche zeigte seinen Namen: Baker, Er sah mich an.
    »Sie werden wegen Mordverdachts verhaftet«, sagte er. »Sie haben das Recht zu schweigen. Alles, was Sie sagen, kann als Beweis gegen Sie verwendet werden. Sie haben das Recht auf einen Anwalt. Sollten Sie sich keinen leisten können, bekommen Sie vom Staat Georgia einen Pflichtverteidiger gestellt. Haben Sie das verstanden?«
    Das war ein schöner Vortrag meiner verfassungsmäßigen Rechte als Verhafteter. Er sprach deutlich. Er las es nicht vom Blatt ab. Er sprach, als wüßte er, was er sagte, und warum es wichtig war. Für ihn und für mich. Ich antwortete nicht.
    »Haben Sie Ihre Rechte verstanden?« fragte er noch einmal.
    Ich antwortete wieder nicht. Lange Erfahrung hat mich gelehrt, daß absolutes Stillschweigen das beste ist. Sagt man etwas, kann es falsch verstanden werden. Mißverstanden. Falsch gedeutet. Man kann deswegen für schuldig befunden werden. Man kann deswegen getötet werden. Schweigen verärgert den Officer, der einen verhaftet. Er muß einem mitteilen, daß man das Recht hat zu schweigen, aber er haßt es, wenn man von seinem Recht Gebrauch macht. Ich wurde unter Mordverdacht verhaftet. Aber ich sagte nichts.
    »Haben Sie Ihre Rechte verstanden?« fragte der Typ namens Baker noch einmal. »Sprechen Sie Englisch?«
    Er war ganz ruhig. Ich sagte nichts. Er blieb ruhig. Er besaß die Ruhe eines Mannes, für den die Gefahr schon vorbei ist. Er würde mich einfach zum Revier fahren, und dann wäre ich nicht mehr sein Problem. Er sah die anderen drei Officer an.
    »Okay, macht einen Vermerk, daß er nichts gesagt hat«, grunzte er. »Und dann los.«
    Ich wurde zur Tür geführt. Wir formierten uns zu einer Linie. Zuerst kam Baker. Dann der Typ mit der Hinte, der rückwärts ging und immer noch mit dem dicken, schwarzen Lauf auf mich zielte. Auf seinem Namensschild stand: Stevenson. Er war ebenfalls ein Weißer, mittelgroß und gut in Form. Seine Waffe sah aus wie ein Abflußrohr. Er zielte auf meinen Bauch. Hinter mir kam die Verstärkung. Man schob mich mit einer flachen Hand auf meinem Rücken durch die Tür.
    Draußen auf dem Kiesplatz war es heiß. Es mußte die ganze Nacht und den größten Teil des Morgens geregnet haben. Jetzt knallte die Sonne herunter, und der Boden dampfte. Normalerweise war dies wohl ein staubiger, heißer Ort. Heute aber strömte er diesen wundervollen, berauschenden Duft nach nassem Straßenbelag unter einer sengenden Mittagssonne aus. Ich hielt mein Gesicht der Sonne entgegen und atmete tief ein, während sich die Officer neu formierten. Einer an jedem Ellbogen für die kurze Strecke zu den Wagen. Stevenson immer noch mit der Waffe im Anschlag. Beim ersten Wagen sprang er einen Schritt zurück, als Baker die Hintertür öffnete. Mein Kopf wurde runtergedrückt. Der Typ an meinem linken Arm schob mich mit einem sauberen Hüftkontakt in den Wagen. Alles einwandfrei. In einer Stadt so weit vom Schuß war das sicher eher das Ergebnis von langem Training als von langer Erfahrung.
    Hinten im Wagen war ich allein. Eine dicke Trennwand aus Glas unterteilte den Innenraum. Die Vordertüren waren noch offen. Baker und Stevenson stiegen ein. Baker fuhr. Stevenson hatte sich umgedreht und hielt mich in Schach. Keiner sprach.
    Der Wagen mit der Verstärkung folgte uns. Die Wagen waren neu. Glitten ruhig und weich dahin. Innen war es sauber und kühl. Keine Spuren verzweifelter, aufgewühlter Menschen, die dort gesessen hatten, wo ich jetzt saß.
    Ich blickte aus dem Fenster. Georgia. Sah fruchtbares Land. Schwere, feuchte, rote Erde. Sehr lange, gerade Reihen niedriger Büsche auf den Feldern. Erdnüsse vielleicht. Beulige Früchte, aber wertvoll für den Pflanzer. Oder für den Besitzer. Besaßen die Leute hier das Land, das sie bewirtschafteten? Oder gehörte es riesigen Konzernen? Ich wußte es nicht.
    Die Fahrt in die Stadt war kurz. Das Auto zischte über den
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