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Jack Fleming 01 - Vampirdetektiv Jack Fleming

Jack Fleming 01 - Vampirdetektiv Jack Fleming

Titel: Jack Fleming 01 - Vampirdetektiv Jack Fleming
Autoren: Patricia Nead Elrod
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kam, befand ich mich halb bei Bewusstsein in einer Art Trance, die mir keine Erholung bescherte, aber die Zeit rascher verstreichen ließ. Als die Nacht anbrach, stand ich irgendwo herum und schloss aus den Geräuschen, die bis zu mir vordrangen, dass mein Koffer ausgeladen worden war und nun darauf wartete, dass ihn jemand abholte.
    Ich fühlte mich schon deshalb etwas besser, weil ich in Cincinnati war. Mühelos entschwebte ich dem Koffer und bildete mich in kauernder Haltung zwischen anderen Gepäckstücken neu. Als gerade niemand hinsah, setzte ich mich ab, zog mir den Hut tief in die Stirn und mischte mich unter die anderen Reisenden. Dies war meine Heimatstadt, in der ich eine Menge Freunde hatte; im Augenblick lag mir allerdings am wenigsten daran, alte Bekanntschaften aufzufrischen. Vor dem Bahnhof tauchte ich in ein Taxi und gab dem Fahrer Anweisungen, die uns gen Norden aus der Stadt und auf eine enge unbeleuchtete Landstraße führten. Nach einer Weile wurde der Fahrer etwas unruhig und fragte mich, ob ich ganz sicher wisse, wohin ich eigentlich wollte. Ich war mir so sicher wie ein Eisenspan, der einen Magneten spürt.
    Ich ließ ihn anhalten und fragte, ob es ihm etwas ausmache, zu warten.
    »Worauf warten? Hier draußen ist nichts.«
    Ich holte eine Dollarnote hervor, deklarierte sie als sein Trinkgeld, riss sie in der Mitte durch und gab ihm die eine Hälfte.
    Er machte immer noch ein zweifelndes Gesicht: »Ich muss die Uhr laufen lassen.«
    War mir recht. Ich verließ die Straße und ging einen überwachsenen Privatweg hinauf. Großvaters Farm war mittlerweile verlassen, und der Ort kam mir kleiner vor, als ich ihn in Erinnerung hatte. Tatsächlich war das umliegende Land im Laufe der Jahre geschrumpft; es war ein Hektar um den anderen verkauft worden, um die Steuern überhaupt noch bezahlen zu können. Allerdings weigerte mein Vater sich, das Haus oder das umliegende Grundstück zu verkaufen – nicht dass es derzeit allzu viele Interessenten gegeben hätte. Hier waren Großvater und Urgroßvater Fleming, ihre Familien, sowie viele alte Erinnerungen begraben worden. So heruntergekommen der Ort auch sein mochte, aber ich war doch froh, dass er noch uns gehörte.
    Meine Eltern lebten in einem kleineren moderneren Haus in der Stadt. Mama liebte ihren Gasofen und das fließende Wasser; hier draußen wohnte niemand mehr. Ich sah zu einem Eckfenster im Obergeschoss hinauf. In dem Zimmer war ich geboren worden. Dies war meine Heimat auf eine Weise, wie ich sie nie zuvor gekannt hatte, dieses Haus, das auf der lebendigen Erde errichtet war, die ich zum Überleben brauchte.
    Ich durchstöberte die Scheune und förderte ein paar alte Futtersäcke zutage, die noch ganz gut zu gebrauchen waren, nachdem ich erst einmal den Staub und die Feldmäuse herausgeschüttelt hatte. Vier davon legte ich paarweise ineinander und hatte damit zwei Säcke, die einiges aushielten. Eine weitere Suche ergab ein Bandknäuel und eine rostige Schaufel mit abgebrochenem Griff. Damit würde ich zurechtkommen. Was mir an Hebelwirkung fehlte, konnte ich durch bloße Kraft wettmachen.
    Der Familienfriedhof machte einen gepflegten Eindruck, also war Dad ab und zu hier gewesen. Ich befreite ein Rechteck unter der alten Eiche von Blättern und Eichelschalen und schaufelte Erde in die Säcke. Ich trug sie über eine größere Fläche ab, damit die Vertiefung nicht so sehr auffiel. Als die Säcke zu drei Vierteln gefüllt waren, verdrehte ich die Enden und verschnürte die Beutel mit dem Bindfaden.
    Trotz der schweren Arbeit war ich nicht müde.
    Ein großer Stein, der bei meinem letzten Besuch vor ein paar Jahren noch nicht da gewesen war, kennzeichnete Großvaters Grab. Ich trat heran und strich über den kühlen grauen Granit.
    Auf dem Holzkreuz, das zuvor hier gestanden hatte, hatten die gleichen tief eingemeißelten Buchstaben gestanden, die meinen eigenen Namen trugen.
     
    Im Gedenken an
    JONATHAN RUSSELL FLEMING
    1820-1908
     
    Ich war froh, dass unter den Lebensdaten keine sentimentalen Zeilen standen; sie wären allesamt unpassend gewesen. Einen Mann wie Großvater oder die Gefühle, die ihm seine Familie entgegenbrachte, hätte man nicht einfach so zusammenfassen können.
    Als ich acht Jahre alt war, starb mein kleiner Hund. Genau wie ich war er der Letzte in einem Siebenerwurf gewesen, und deshalb war er mein Liebling. Mit dem schrecklichen Wirklichkeitssinn, der mit dem Leben auf einer Farm einhergeht, war der Kadaver zum
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