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Ja Mei - Wie Ich Lernte, Die Ehe Zu Schliessen

Ja Mei - Wie Ich Lernte, Die Ehe Zu Schliessen

Titel: Ja Mei - Wie Ich Lernte, Die Ehe Zu Schliessen
Autoren: Sebastian Glubrecht
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verschwindet auf ewig in den Katakomben der Dumblinger Kirche! Roni schaut mich an und streckt ihre Hand aus. Der Ring passt. Ich will meine Braut küssen.
    «Naaa», mahnt der Priester. «Noch hods ned ja gsogd!»
    Mit lauter Stimme ruft Roni «Ja, ich will» und steckt mir meinen Ring an.
    Der Pfarrer holt tief Luft, blickt in die Gemeinde und breitet die Arme aus. «Und so froag i: Hot oana wos dageing, des die zwoa den hoalgen Bund der Ehe eingenga? So soi ea jetzat sprecha oder auf ewg schweing.»
    Ich dachte, diese Phrase gibt es bloß in Romantic Comedys, in denen dann irgendeine Ex die Hochzeit in letzter Sekunde platzenlässt.
    «Ja, hier, ich!», ruft eine Stimme aus dem Gang. Roni und ich drehen uns um.
    Da steht Christoph. Triumphierend schwenkt er das Original-Hochzeitskleid aus seiner Kollektion, als wäre er ein Ritter und dies der Preis, den er für Prinzessin Roni entrichten muss. Seine Augen flackern. Jetzt ist er wohl endgültig durchgedreht.
    Ich will aufstehen, aber der Pfarrer legt mir sachte die Hand auf die Schulter. Er wirft Christoph einen ernsten Blick zu. «Und wea san jetzat Sie?»
    «Chris, Modedesigner, Paris-Nepal-New York. Hi!»
    Der Pfarrer rollt mit den Augen.
    «Und Hea Paris-Nepal-Nujork, wos homs zu sogn?»
    «Das Kleid, ich habe das Kleid gebracht, extra mit dem ersten Flieger aus Paris.» Christoph deutet mit dem ausgestreckten Zeigefinger auf mich. «Er hat das nicht geschafft. Ich bin der Richt–»
    Der Priester schneidet ihm das Wort ab.
    «Des is schee, oba wia S’ seing kenna, hod die Braut scho a Kleid.»
    Jetzt zeigt Christoph auf Roni. «Aber sie gehört mir!»
    «Naaa», sagt der Pfarrer. «Die Roni gheat si soiba und dem Herrn. Wenn S’ jetzat bittschee geing, sonst loss i Eahna nauswerfa.»
    Wie am Junggesellenabend sprintet Christoph völlig überraschend los. Auf den Altar zu. Wieder hält ihn niemand auf.
    Bis auf Knolls Faust.
    Es knackt trocken, und mein Widersacher sackt auf Höhe der ersten Reihe in sich zusammen.
    «Neiglaufa», brummt Knoll unschuldig und beugt sich über Christoph, der wieder den Klängen einer fernen Sitar zu lauschen scheint.
    Mein Vater beginnt zu klatschen, hört aber sofort auf, als ihn der Priester mahnend anschaut. Urs ist aufgestanden, er legt sich meinen Erzfeind über die Schulter und trägt ihn durch den Mittelgang nach draußen.
    Roni schüttelt den Kopf, als sei sie gerade aus einem bösen Traum erwacht. «Was war das denn jetzt?»
    Der Priester seufzt. «Am Herrgott sei Tierpark is groß, da had so a Aff aa leichd Platz.»
    Er nimmt Ronis Hand und legt sie in meine.
    «Auf dess Güte und Treue einand begegna, Gerechtigkoat und Frieden si busseln. Hiamit erklea i aich zu Mo und Frau, im Name des Vaders, des Sohnes und des hoalgen Geists.»
    Dann küssen Roni und ich uns endlich; nicht wie Friede und Gerechtigkeit, sondern etwas leidenschaftlicher. Und länger.

NO WAS
    (hochdeutsch: Nachtrag)
    Plötzlich dreht Roni den Kopf weg und presst ihre Hand vor den Mund. Ihr Gesicht ist käsebleich. Mit blassen Lippen unterdrückt sie einen Rülpser. Hallo? Den Hochzeitskuss hatte ich mir etwas romantischer vorgestellt.
    Ronis Augen rasen von links nach rechts, als suchte sie nach einem Fluchtweg. Die eine Hand weiter vor dem Mund, die andere am Bauch, stürzt sie durch den Mittelgang, macht kehrt, biegt ab in Richtung Beichtstuhl. Der schwere Vorhang fällt hinter ihr zu. Was wird das denn jetzt? Eigentlich rennen die Bräute doch vor dem Jawort davon – Würgegeräusche zerreißen die erschrockene Stille. Anscheinend ist Roni die Aufregung auf den Magen geschlagen.
    Pietätvoll orgelt der Organist drauflos, um das Fiasko zu übertönen. Ich renne zum Beichtstuhl. Da taucht Ronis Spitzenhandschuh hinter dem Vorhang auf und schlägt ihn zurück. Roni wankt eher auf mich zu, als dass sie geht. Ich nehme sie in den Arm. Sie wischt sich über den Mund, ihre Wangen sehen noch immer blass aus, aber ihre Augen strahlen. Ihre Lippen formen Worte, die ich nicht verstehen kann, weil die Orgel so laut spielt.
    «Wie bitte?», rufe ich.
    Meine Braut legt ihre Hände wie einen Trichter um den Mund. Das muss der Organist gesehen haben, denn plötzlich verstummt die Musik.
    Und Roni brüllt in die ehrwürdige Stille:
    «Ich glaub, du hast mir ein Brötchen in den Ofen geschoben.»

DANK
    Tausend Dank an alle Menschen, die mir geholfen haben, dieses Buch zu schreiben, indem sie sich einfach so verhalten haben wie immer. Für erstes Feedback sowie
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