Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ja, Liebling

Ja, Liebling

Titel: Ja, Liebling
Autoren: Mary Scott
Vom Netzwerk:
verlangte, und der sie mit den Worten verabschiedete: »Cheerio, bis bald dann!«; und Mr. Sharpe, der sich anscheinend so selten wie nur möglich rasierte und dauernd mit einem Ausdruck peinlicher Überraschung seine Bartstoppeln streichelte; der Junge, der ihre Windschutzscheibe saubermachte und sehr höflich sagte: »Vielen Dank für heute«, als sie abfuhr. Seltsam, dachte sie, wenn man alles aufschreibt, kann man sich daran gewöhnen, auch auf unwichtige Kleinigkeiten zu achten.
    Sie holte ihre Schulhefte heraus, sobald sie wieder zu Hause war. Es waren inzwischen sechs, sie enthielten Portraits von vielen Leuten, die sie in Herveys Haus kennengelernt und jahrelang beobachtet hatte. Nachdem Cecily sich selbständig gemacht hatte, wollte Margaret ihr eigenes, langweiliges Leben so schnell wie möglich vergessen und bemühte sich deshalb, gleichsam wie durch halbgeschlossene Vorhänge, das Leben anderer Leute zu beobachten.
    Sie nannte es selbst so; nach langem Nachdenken hatte sie in ihrer sauberen, kindlichen Handschrift >Blick durch den Vorhang< über die erste Seite geschrieben. Diese Vorhänge waren für sie ein Symbol. Dahinter führten die Familien ihr ehrbares auf stille Weise dramatisches Leben, und sie als Autorin warf ab und zu einen Blick hinter diese Vorhänge, und hielt die verschiedenen Krisen, Gedanken und Gefühle der Menschen fest. Der Name der Autorin stand nirgendwo, weil das Buch natürlich nie veröffentlicht werden würde. Vermutlich würde sie es selbst vergessen, sobald die neuen Interessen sie hier gefangennahmen. Schließlich waren die Aufzeichnungen nichts weiter als eine Art Trost, nachdem Cecily sich von ihr abgewandt hatte.
     
     

3
     
    Margaret arbeitete die ganze Woche über hart daran, ihr Haus in Ordnung zu bringen. Es war ganz gut, daß sie den Mädchen nichts davon verraten hatte, daß sie hier für dauernd ihre Zelte aufschlagen wollte. Ganz abgesehen von dem Protestgeschrei hätten sich die drei bestimmt eingemischt, und Margaret wollte diesmal ausnahmsweise alles nach ihren Vorstellungen einrichten. Warum auch nicht? Es war schließlich das erste Mal, daß sie wirklich ein eigenes Heim hatte.
    Am Ende dieser Woche war sie mit ihrer Arbeit ganz zufrieden. Das Wohnzimmer wirkte hell und freundlich, nachdem sie einen guten Teil der schweren, altmodischen Möbel und der Ölgemälde in den breiten Barockrahmen verbannt hatte und ihre eigenen, wertvollen Dinge dem Zimmer ein neues Gesicht gaben. Die beiden Nichten würden es wahrscheinlich hoffnungslos stillos finden, aber Cecily, die mit dem sehr aufmerksamen Curtis zum Wochenende erschien, gefiel der Raum.
    Als der Montag kam, hatte Margaret zwei Dinge entdeckt: Curtis’ Nachname war Gilbert, und sie mochte ihn nicht. Er tat überlegen und herablassend; schlimmer noch — er war ein Snob. Das hatte sie schon befürchtet als sie hörte, wie verächtlich er über die >Provinzler< redete, und es war zur Gewißheit geworden, nachdem sie zu dritt ins Dorf gefahren waren. Curtis war mit ihr in den Laden gegangen und von Benson begeistert begrüßt worden. Überraschenderweise stellte sich nämlich heraus, daß er Bensons Vetter war.
    »Wie geht’s Vater und Mutter? Immer noch in dem kleinen Haus an der Fabrik? Dachte schon, sie hätten’s inzwischen weitergebracht. Gehen sie immer noch jeden Samstag abend ins Kino?«
    Die Fragen waren Curtis furchtbar peinlich. Er antwortete knapp und kühl und sah sich furchtsam um, ob auch Cecily nicht mit hereingekommen war. Seine Verlegenheit tat Margaret leid, aber daß er den netten Mr. Benson so kalt abfahren ließ, das paßte ihr nicht. Auf der Stelle kam ihr der beruhigende Gedanke: >Der kommt auch hinter die Vorhänge! Der junge Mann in Nummer 13, dem die Eltern unter größten Entbehrungen eine anständige Erziehung gaben und der sich danach ihrer schämt. Ich wußte bis jetzt noch nicht, wie er aussieht — aber jetzt weiß ich’s genau.<
    Seltsam, das Schreiben war für sie fast zu einem Zwang geworden. Sie fieberte förmlich danach, den Schreibtisch aufzuschließen und ihre Hefte herauszuholen.
    Am Donnerstagmorgen rief Elinor an. »Maggie, hast du dieses Wochenende sehr viel zu tun?«
    Margaret unterdrückte einen Seufzer. Sie wußte, was kommen mußte, wenn Elinor sie >Maggie< nannte. Eigentlich hatte sie sich darauf gefreut, Cecily zwei Tage lang für sich allein zu haben. Trotzdem gelang es ihr, einigermaßen freundlich zu erwidern: »Nicht besonders. Soll ich dir die Kinder
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher