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Italienische Novellen, Band 1

Italienische Novellen, Band 1

Titel: Italienische Novellen, Band 1
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erhielt diese drei Vorschriften als Verlassenschaft, und der Vater starb.
    Lange Zeit hatte dieser Jüngling mit einem aus dem Hause der Forteguerra verkehrt, welcher stets ein Verschwender gewesen war und jetzt einige mannbare Töchter hatte. Seine Verwandten stellten ihn täglich wegen seines Aufwandes zur Rede, es half aber nichts. Nun geschah es, daß jener Forteguerra eines Tages für den Jüngling und einige andere ein schönes Gastmahl bereiten ließ, als seine Verwandten ihn deshalb vornahmen und sprachen: »Was tust du, Unglücklicher? Willst du dem aufs Geratewohl noch zugeben, der ein so großes Vermögen geerbt hat, hast so viel Aufwand gemacht und machst immer noch und hast mannbare Töchter?«
    Sie sprachen so lange, bis jener wie verzweifelt nach Hause ging, alle Speisen, die in der Küche bereitet wurden, wieder abbestellte, dann eine Zwiebel nahm, sie auf die schon gedeckte Tafel legte und den Befehl hinterließ, wenn der bewußte junge Mann zu Tische komme, so solle man ihm sagen, er möge die Zwiebel essen, denn anderes sei nichts da und Forteguerra speise nicht daheim.
    Als die Essensstunde kam, begab sich der Jüngling nach dem Hause, wohin er geladen war, und als er in den Saal trat, fragte er die Gattin seines Freundes nach ihm. Die Frau antwortete, er sei nicht zu Hause und speise nicht daheim. Er habe aber hinterlassen, wenn er komme, so solle er jene Zwiebel essen, denn anderes sei nichts da. Bei diesem Gerichte gedachte der Jüngling des ersten Gebotes seines Vaters und wie übel er dasselbe befolgt habe. Er nahm die Zwiebel, kehrte nach Hause zurück, umwickelte sie mit einem Bindfaden und hängte sie an die Decke des Saales, in dem er zu speisen pflegte.
    Nicht lange darauf kaufte er ein Reitpferd für fünfzig Gulden, und einige Monate nachher konnte er es für neunzig verkaufen, wollte es aber nicht lassen, sondern sagte, er wolle hundert dafür haben. Darauf beharrte er; eines Nachts aber ward das Pferd von Schmerzen überfallen und starb daran. Als der Jüngling dies bedachte, erkannte er, daß er das zweite Gebot des Vaters übel befolgt habe, schnitt dem Pferde den Schwanz ab und hängte ihn an die Decke neben die Zwiebel.
    Als er sich hierauf verheiraten wollte, fügte es der Zufall, daß er weder in der Nachbarschaft noch in ganz Siena ein Mädchen finden konnte, das ihm gefiel; weshalb er in mehreren Ländern zu suchen begann und zuletzt nach Pisa gelangte, wo er einem Notar begegnete, der früher in Siena Geschäfte gehabt hatte und seines Vaters Freund gewesen war. Daher kannte ihn dieser Notar, nahm ihn sehr freundlich auf und fragte ihn, was er in Pisa für Geschäfte habe. Der Jüngling antwortete, er suche sich ein schönes Mädchen zur Braut, denn in ganz Siena könne er keine finden, die ihm gefalle.
    »Wenn dies ist«, sagte der Notar, »so hat dich Gott hierher gesandt, und du sollst hier wohl bedient werden: denn ich habe hier ein Mädchen aus dem Hause der Lanfranchi unter den Händen, das Schönste, was man je sehen konnte, und hätte wohl Lust, sie zu der deinigen zu machen.«
    Dem Jüngling gefiel es, und er konnte kaum die Zeit erwarten, bis er sie zu sehen bekäme. Dies gelang ihm denn, und als er sie gesehen hatte, machte er den Handel richtig und verabredete die Zeit, wann er sie nach Siena führen solle. Dieser Notar war von den Lanfranchi bestochen und das Mädchen unehrbar; denn da sie mit einigen jungen Pisanern zu tun gehabt, hatte sie nachher nicht mehr Gelegenheit gefunden, sich zu verheiraten, und darum gedachte dieser Notar, ihre Verwandten von dieser Last zu befreien und sie dem Siener anzuhängen. Er traf also Abrede mit ihrer Kammerfrau, welche vielleicht die Kupplerin gespielt hatte. Es war ein Weibchen aus ihrer Nachbarschaft, genannt Monna Bartolomea, und die junge Braut pflegte mit ihr bald hier, bald da ihrem Vergnügen nachzugehen.
    Als nun alles in Ordnung und auch für die Begleitung gesorgt war, worunter sich auch einige der Jünglinge befanden, die sie oft in Liebe erkannt hatte, machten sie sich mit der Braut und dem Bräutigam auf den Weg nach Siena, und man sandte Boten voraus, um alles für sie in Bereitschaft zu setzen. Als sie auf der Reise waren, zeigte sich einer der Jünglinge, die sich in ihrem Gefolge befanden, so traurig, als ob er zum Galgen ginge; denn er bedachte, wie sie nun nach einem fremden Ort verheiratet werde und er ohne sie nach Pisa zurückkehren müsse. Und er trieb es mit seinem nachdenklichen Wesen und seinen
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