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Ist Unsere Liebe Noch Zu Retten

Ist Unsere Liebe Noch Zu Retten

Titel: Ist Unsere Liebe Noch Zu Retten
Autoren: Elke Vesper
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Wie viele solcher Geschichten habe ich schon gehört!
    Während ich dieses Buch schrieb, war ich auch in Varanasi in Indien. Ein Ort am heiligen Ganges. Hier werden Einäscherungen durchgeführt, die Reste des Toten werden in den Ganges geworfen. Und wie interessant ist das: Der sich am längsten der Verbrennung widersetzende Teil des Mannes ist sein Brustkorb und der der Frau ist ihr Becken. Ja, wir sind Mann und Frau und verschieden. Und das ist gut so.
    Ich wurde fortgeschickt vom Ort der Verbrennung. Frauen dürfen hier nicht sein!, erläuterte ein Mann. Es ist verboten,
damit die Witwen sich nicht ins Feuer werfen. Wie sollen sie weiter existieren?, sagte er. Es ist niemand mehr da, der sie ernährt. Da wollen sie sich lieber verbrennen.
    Das ist der Unterschied. Die Frauen bei uns können sich ohne Mann ernähren. Sie können gehen. Und sie tun es.
    Vor kurzem las ich ein Interview mit dem Paartherapeuten Hans Jellouschek. Dieser sagte, Männer seien zunehmend bereit, sich in einer Paartherapie für die Partnerschaft zu engagieren. Das entspricht meiner Erfahrung. Ich will also nicht ausschließen, dass auch Männer sich dieses Buch gekauft haben und es allein durcharbeiten.
    Männern wie Frauen sage ich: Du investierst zwar eine ganze Menge: Zeit, Mühe, Geld und auch die Angst, dass es eure Beziehung doch nicht retten wird, aber du investierst es nicht nur in eure Beziehung, vor allem investierst du es in dich selbst, in dein Glück. Am Ende wirst du gewachsen sein, Blockaden werden sich gelöst haben, und wenn es nicht diese Beziehung jetzt ist, die dank deiner Investition, dank deines Engagements wieder aus der Krise kommt, wirst du mit viel weniger Ballast in deine nächste Beziehung gehen, sie wird leichter und glücklicher werden.
    In diesem Sinne also: Viel Glück!

Vor der Rettung ist die Not
    Die Krise erkennen und anerkennen
    Willkommen in der Krise! Ja, du hast richtig gehört. Zuerst einmal geht es hinein. Und dann gilt es innezuhalten. Das Strampeln, um rauszukommen, ähnelt dem Versacken im Morast: Je mehr du strampelst, umso tiefer zieht es dich hinab. Oder dem Versinken im Strudel: Wenn du panisch rauswillst, erschöpfst du dich. Oder dem krampfhaften Unterdrücken von Kopfschmerzen: Es verstärkt sie nur. All diese Situationen haben eines gemeinsam: Sie machen Angst. Es scheint, als hätte uns etwas in den Klauen, das uns ohnmächtig macht.
    Aus diesem Grund leugnen wir die Gefahr, solange wir können. Und reiten uns umso tiefer hinein. Der erste Schritt ist immer das Innehalten und Eingestehen: Es fühlt sich sehr bedrohlich an.
    Wer mit einem schadhaften Auto weiterfährt und so tut, als wäre nichts, lebt gefährlich. Wenn er sogar noch mehr Gas gibt, könnte es sein, dass nicht nur das Auto, sondern auch er selbst bald am Ende ist. Im Moor hilft es, nach einem festen Halt zu suchen, an dem man sich rausziehen kann. Im Strudel hilft es, innezuhalten und sich eine Weile mitziehen zu lassen, in die Tiefe, um dann, ganz unten, wegzutauchen. Auch Kopfschmerzen lösen sich eher auf, wenn man innehält und sich dem Schmerz hingibt.
     
    Kürzlich traf ich auf einer Party eine anerkannte Paartherapeutin. Wie viele der Paare, die zu dir kommen, bleiben
zusammen?, fragte ich sie. Und sie antwortete: Kaum eins. Die kommen fast alle zu spät. Da ist nichts mehr zu machen. Dabei kann fachkundige Hilfe wirkliche Veränderung bewirken.
    Aber wer ist denn fachkundig?
    Im Grunde genommen bist du es selbst. Immer wieder überrascht mich die Kompetenz der Paare, die zu mir in die Praxis kommen. Sie sind in der Lage, ihre Probleme zu erkennen und auch zu benennen. Und es gibt kein Paar, wirklich keines, das nicht zur Liebe zurückfinden will.
    Allerdings ist es wie mit dem Strudel, in den man geraten ist: Man kann ihn erkennen und benennen und möchte in friedliche Gewässer zurück, aber vor lauter Panik ertrinkt man, obwohl man nicht einmal sehr tief tauchen müsste, um rauszukommen. Du merkst schon, immer wieder geht es irgendwie um Tiefe.
    Wenn ich sage: Tauch tiefer in die Krise! Tauch tiefer in dich! Tauch tiefer in deine Partnerschaft! Tauch tiefer in die Liebe!, bekommen die meisten Angst. Aber sie schauen mich auch mit Neugier in den Augen an, als wollten sie sagen: Tiefe? Das könnte sich besser anfühlen als das, was ich die letzte Zeit mit mir und meiner Liebe angestellt habe. Als die Leere, die Abwehr, die Verweigerung.
    Im Allgemeinen setzen wir uns nicht mit unserem Liebsten hin und sagen:
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