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Ist es nicht schoen, gemein zu sein

Ist es nicht schoen, gemein zu sein

Titel: Ist es nicht schoen, gemein zu sein
Autoren: Cecily von Ziegesar
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gewesen,
doch das Beweisstück grinste dümmlich von seiner Brust. Es dauerte zwei Wochen,
bis sich Pudel Nackt unter der Dusche vollständig aufgelöst hatte.
    »Und ans Rote Meer?«, fragte Serena. Sie sah ihn aufmerksam
an. Beide hatten aufgehört zu lächeln.
    »Das Rote Meer«, wiederholte Nate und versank in den
tiefen blauen Seen ihrer Augen. Natürlich erinnerte er sich. Wie hätte er es
vergessen können?
    Es war ein heißes Augustwochenende in den Ferien
zwischen zehnter und elfter Klasse gewesen. Nate war mit seinem Vater in New
York, der Rest der Archibalds war in Maine geblieben. Serena saß auf dem
Landsitz der van der Woodsens in Ridgefield in Connecticut herum, wo sie sich
dermaßen langweilte, dass sie sich sämtliche Fingerund Zehennägel in einer
anderen Farbe lackierte. Blair weilte auf Waldorf Castle im schottischen
Gleneagles auf der Hochzeit ihrer Tante, was ihre beiden liebsten Freunde
allerdings nicht davon abhielt, auch ohne sie Spaß zu haben. Als Nate bei
Serena anrief, sprang sie flugs in New Häven in den erstbesten Zug Richtung New
York City.
    Nate holte sie in der Grand Central Station am Gleis
ab. Sie trug ein hellblaues Trägerkleid aus Seide und rosa Flipflops. Das
blonde Haar hing ihr offen auf die nackten Schultern herab. Sie hatte keine
Tasche bei sich, noch nicht mal ein Portmonee oder einen Schlüsselbund. Nate
fand, sie sah aus wie ein Engel. Er war der glücklichste Mensch auf Erden. Das
Leben war nie schöner als in dem Augenblick, in dem Serena in ihren
schnalzenden Flipflops auf ihn zukam, ihm die Arme um den Hals schlang und ihm
einen Kuss auf die Lippen drückte. Einen köstlichen, unerwarteten Kuss.
    Als Erstes tranken sie in der kleinen Bar über dem Ausgang
zur Vanderbilt Avenue Martinis. Danach fuhren sie mit dem Taxi die Park Avenue
hinauf zum Stadthaus der Archibalds in der 82. Straße. Nates Vater führte
irgendwelche ausländischen Banker zum Essen aus und wurde erst spät- nachts
zurückerwartet, sodass Serena und Nate das Haus für sich hatten. Komischerweise
war es das erste Mal, dass sie miteinander allein waren und dass es ihnen bewusst war.
    Es dauerte nicht lang.
    Sie saßen im Garten, tranken Bier und rauchten Zigaretten.
Nate trug ein langärmliges Polohemd, und weil es ein extrem heißer Tag war, zog
er es irgendwann aus. Seine Schultern waren mit winzigen Sommersprossen gesprenkelt,
und sein Rücken war muskulös und gebräunt von den Stunden, in denen er zusammen
mit seinem Vater auf dem Dock oben in Maine an einem Segelboot gebaut hatte.
    Auch Serena war es zu heiß. Irgendwann kletterte sie
in den Brunnen. Sie setzte sich auf die Marmorknie der Venus von Milo und
bespritzte sich mit Wasser, bis das Kleid an ihrem Körper klebte. Es war nicht
schwer, die wahre Göttin von der falschen zu unterscheiden. Neben Serena sah
die Venus aus wie ein grober Marmorklotz. Nate torkelte zum Brunnen und stieg
zu ihr ins Wasser. Bald rissen sie sich auch die restlichen Kleider vom Leib.
Immerhin war August. Und im August ist New York nur nackt zu ertragen.
    Da Überwachungskameras die Vorder- und Rückseite der
Villa permanent im Visier hatten, was Nate etwas nervös machte, gingen sie nach
einer Weile ins Haus und nach oben ins Schlafzimmer seiner Eltern.
    Der Rest ist Geschichte.
    Beide hatten zum ersten Mal Sex. Sie waren unbeholfen,
es tat weh, war aufregend und urkomisch und fühlte sich so schön an, dass sie
vergaßen, sich zu genieren. Es war genau so, wie man sich sein erstes Mal
wünscht, und sie bereuten gar nichts. Hinterher machten sie den Fernseher an,
wo ein Dokumentarfilm über das Rote Meer lief. Serena und Nate lagen im Bett,
hielten sich in den Armen und guckten durch das Oberlicht in die Wolken über
sich, während der Sprecher erzählte, wie Moses das Rote Meer geteilt hatte.
    Serena fand das kolossal komisch.
    »Und du hast mein Rotes Meer geteilt«, rief sie und drückte Nate mit aller Kraft in die
Kissen.
    Nate wickelte sie lachend in das Laken ein wie eine
Mumie. »Genau. Und jetzt wirst du dem Gelobten Land geopfert und für alle
Zeiten hier liegen gelassen!«, verkündete er mit Grabesstimme.
    Nate ließ sie wirklich liegen. Jedenfalls eine Zeit
lang. Er stand auf, bestellte beim Chinesen eine Unmenge zu essen und billigen
Weißwein, und dann lagen sie im Bett und aßen und tranken, und bevor sich der
Himmel dunkel verfärbte und im Oberlicht die Sterne funkelten, teilte er noch einmal
ihr Rotes Meer.
    Eine Woche darauf reiste Serena ins
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