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Isarbrodeln

Isarbrodeln

Titel: Isarbrodeln
Autoren: Michael Gerwien
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Gegenüber mit hochrotem Kopf an, so dass man ihn im ganzen Lokal hören konnte.
    »Von was habe ich keine Ahnung. Von miesen Schlampen?« Max provozierte immer weiter. Er ahnte instinktiv, dass er auf der richtigen Spur war.
    »Du sollst nicht so über sie reden, verdammt noch mal. Sie ist keine Schlampe. Sie ist die schönste Frau der Welt. Sie ist eine Göttin. Ich lasse es nicht zu, dass man so über sie spricht. Ich schwöre dir, ich mache dich fertig, wenn du nicht damit aufhörst, Max.«
    »So, wie du den armen Giovanni fertiggemacht hast.« Max ließ sich nicht im Geringsten von Georgs Drohungen beeindrucken. Er wollte die Sache jetzt und hier zuende bringen, und genau das würde er auch tun.
    »Von wegen, der arme Giovanni. Ein absolutes Arschloch war der Typ«, plärrte Georg. »Ihr habt doch keine Ahnung. Ein mieser Despot, der seine Frau schikaniert hat, war er. Sonst nichts. Er hat sie nur im Lokal eingespannt und ihr nicht mal was von dem Geld abgegeben. Frag sie doch selbst.« Er war jetzt völlig außer sich. Sein Kopf lief knallrot an. Er zitterte und spuckte wie ein Lama, während er sprach.
    »Ich sage es noch mal. Clara ist eine Göttin«, fuhr er fort. „Und Göttinnen muss man beschützen. Sonst können sie uns nicht mehr beschützen.«
    Oh je, was wird denn das jetzt? Hat der gute Schorsch sie nicht mehr alle? Am Ende hat er Giovanni wirklich erschlagen, dachte Franz.
    »Giovanni hat sie nicht beschützt«, fuhr Georg leiser fort und setzte sich wieder. »Und deshalb musste er sterben. Ja, ich war’s. Ich habe ihm einen Killer auf den Hals gehetzt. Na und wenn schon. Er hatte es mehr als verdient.« Er sank in sich zusammen und starrte mit leeren Augen an die Wand hinter Franz.
    »Also doch«, sagte Max. »Habe ich es doch geahnt. Nicht zu fassen. Herrschaftszeiten, Schorsch. Warum denn bloß?« Er sah seinen alten Kumpel mit großen Augen an.
    »Ich wollte Clara von ihm befreien. Versteht ihr? Sie sollte meine Frau werden.« Jetzt war alles raus. Es gab endgültig kein Zurück mehr für Georg, und er selbst wusste es am besten.
    Er redete weiter wie ein Wasserfall. Der von ihm bezahlte Killer sollte nach dem Mord verschwinden und nicht zu finden sein, erklärte er. Und so war es ja dann auch gewesen. Er sollte maskiert sein. Und Clara sollte er nicht verletzen, sondern höchstens fesseln. Das sei dann aber wohl aus dem Ruder gelaufen, weil er vergessen gehabt hätte, seine Maske aufzusetzen. Der Killer habe also auf die beiden gewartet, als sie vom Großmarkt kamen. Dann habe er zuerst Clara kräftig eins von hinten mit dem Baseballschläger verpasst, damit sie ihn nicht wiedererkennen könne, und habe sie in die Gaststube gezogen und dort erst mal ohnmächtig auf dem Boden liegen lassen. Anschließend habe er sich hinter der Tür versteckt und Giovanni, als dieser hereinkam, erschlagen. Danach habe er die ohnmächtige Clara auf einen Stuhl gefesselt, damit er genügend Vorsprung hätte. Außerdem habe er noch die Kasse ausgeräumt, damit es wie ein Raubüberfall aussah.
    »Es war so ein riesiger Kerl mit einer Narbe im Gesicht. Er hieß Mario mit Vornamen«, gestand er zum Schluss.
    Franz blickte Max ahnungsvoll an.
    »Mario? Narbe? Das kommt uns doch bekannt vor. Mario Albertini! Herrschaftszeiten, Max. Der Mörder ist also gar nicht verschwunden. Wir waren einfach nur blöd und blind.«
    »Wo du recht hast, hast du recht, Franzi«, stimmte Max ihm zu.
    »Ja, Schorsch. Was soll ich da noch sagen?« Franz sah Georg mit einer Mischung aus Abscheu und leisem Bedauern an. Schließlich ging es hier nicht um einen wildfremden Schwerverbrecher aus dem Hauptbahnhofviertel, sondern um einen alten Schulfreund. »Du bist verhaftet. Wegen Anstiftung zum Mord«, fuhr er fort. »Damit es hier keinen Aufruhr gibt, werden wir das jetzt folgendermaßen handhaben. Du kommst mit mir und Max vor die Tür. Und dort werden dich gleich ein paar Beamte in Empfang nehmen. In Ordnung?«
    »Tut, was ihr nicht lassen könnt, Leute. Auf jeden Fall hat es dieser miese Hund mehr als verdient.« Georg war jetzt offensichtlich alles egal.
    Ja mei, so geht’s. Du hast dein Spiel gespielt und verloren, mein Freund, dachte Max. Hätte nie gedacht, dass wir die ganze Zeit über einen derart begabten Schauspieler in unseren eigenen Reihen hatten. Aber so ist das im Leben. Man lernt anscheinend nie aus.
    Sie standen auf und gingen zu dritt auf die Straße hinaus. Dort rief Franz über sein Handy eine Streife, die den
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