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Isarbrodeln

Isarbrodeln

Titel: Isarbrodeln
Autoren: Michael Gerwien
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immer noch total verrückt nach mir, hat er gesagt. Und ich sei so wunderschön wie keine andere Frau auf der Welt. Aber ich wollte das nicht. Er war noch nie mein Typ. Ich war damals hinter dem Bierzelt einfach nur betrunken. Ich wollte immer nur bei meinem Giovanni bleiben.«
    »Er ist bis heute verrückt nach dir? Das hat er wirklich gesagt?«
    »Ja. Aber wieso willst du das alles wissen, Max?«
    Ihre Stimme klang weniger neugierig als verwundert.
    »Na ja. Mir hat er da vorhin was ganz anderes erzählt. Nämlich, dass er nicht mehr das Geringste von dir will. Seit damals hinter dem Bierzelt.«
    »Aber wieso sagt er so was?«
    »Das ist genau die Frage, die ich mir gerade auch stelle.«
    Eine erneute kleine Pause entstand.
    »Du meinst doch nicht etwa, dass er Giovanni …« Sie wagte es nicht, den Gedanken bis zu seinem Ende auszusprechen.
    »Na ja, Clara«, sagte Max. »Komisch kommt mir das Ganze zwar schon vor. Aber dass er Giovanni getötet hat, kann ich mir eigentlich nicht vorstellen. Ich kenne ihn schließlich seit meiner Kindheit.«
    »Um Himmels willen, Max. Und wenn es doch so ist? Das wäre ja schrecklich. Er hat mir doch so viel geholfen. Und immer nur gut über Giovanni gesprochen.« Ihre Stimme klang sehr aufgeregt.
    »Vergiss es schnell wieder, Clara. War nur so ein komischer Geistesblitz. Wahrscheinlich höre ich langsam schon das Gras wachsen. Mach’s gut. Bis bald.«
    »Na gut. Bis bald, Max.«
    Er legte auf und betrat das mit Hunderten von Wimpeln und Pokalen verzierte Vereinslokal, das zur Sportanlage gehörte. Franz wartete schon an einem großen Ecktisch auf ihn.
    »Da habt ihr euch heute ja nicht gerade mit Ruhm bekleckert«, meinte er und klopfte seinem Freund tröstend auf die Schulter, als der sich neben ihn setzte. »Mein Beileid zur Niederlage.«
    »Servus, Franzi. Schön, dass du es trotz Brunch doch noch geschafft hast. Ja, ohne Giovanni ist die Mannschaft bloß noch die Hälfte wert. Das wird eine Zeitlang dauern, bis wir diese Lücke wieder geschlossen haben.« Er bestellte ein Bier.
    Als die Kellnerin es gebracht hatte, stießen sie miteinander an.
    »Auf Giovanni!«, murmelte Max.
    »Auf abwesende Freunde!«, sagte Franz.
    Kurze Zeit später setzten sich Georg und Josef zu ihnen.
    »Und? Habt ihr euch wieder vertragen?«, erkundigte sich Max.
    »Wir? Ja, sicher.« Georg zeigte auf sich selbst und Josef.
    »Ihr natürlich auch. Ich meinte aber eher dich und Hansi.«
    »Ach, der. Ja, ja. Ich habe ihm gesagt, dass es mir leidtut. Bin einfach ausgerastet, weil er Clara so beleidigt hat. Und dann kommt er mir auch noch mit solchen uralten Kamellen.« Georg bestellte sich eine Maß.
    Komisch. Normalerweise trinkt er nach dem Spiel doch nur Spezi, dachte Max. Ist ihm wohl doch etwas aufs Gemüt geschlagen, die ganze Geschichte?
    »Habe ich was verpasst?«, wollte Franz wissen.
    »Nein, nur einen Streit frustrierter Fußballerkollegen«, antwortete Max. »Hansi Voss hat vorhin gemeint, dass Schorsch etwas mit Clara hatte. Und der hat es zugegeben. Was er allerdings nicht zugegeben hat, war, dass er bis heute verrückt nach ihr ist. Stimmt’s, Schorsch?«
    »Wer hat dir denn diesen Blödsinn erzählt, Max?« Georg bekam einen roten Kopf.
    »Clara!«, antwortete Max.
    Na, da bin ich jetzt aber gespannt, auf was Max rauswill, dachte Franz. Hat es am Ende etwas mit dem Mord zu tun?
    »Die lügt«, behauptete Georg und saß auf einmal stocksteif da.
    »Sie mag zwar eine kleine Nutte sein, die ihren Mann mit anderen Männern bescheißt. Aber mich lügt sie ganz bestimmt nicht an. Da bin ich mir sicher. Sie hätte ja gar keinen Grund dazu.« Max versuchte Georg gezielt aus der Reserve zu locken. Er wusste ja bereits, dass sein baumlanger Stürmerkollege und alter Schulfreund nicht die Wahrheit sagte. Aber er würde ihn schon noch dazu kriegen. Bisher hatte er noch jeden dazu gebracht. Franz konnte das bestätigen.
    »Sprich nicht so über sie«, presste Georg wütend zwischen seinen Lippen hervor. »Sonst bist du der Nächste, der eine aufs Maul kriegt, Max.«
    »Ach, wirklich. Na, da bin ich aber gespannt. Nur zu.« Max grinste provozierend. »Wenn du meinst, dass du ausrasten musst, bloß weil die kleine Schlampe mit jedem ins Bett steigt, dann lass dich nicht aufhalten«, fuhr er fort. »Aber vergiss nicht, dass ich im Gegensatz zu Hansi eine Ausbildung in Selbstverteidigung habe.«
    »Halt doch endlich dein Maul, Max! Du hast ja keine Ahnung!« Georg war aufgestanden und schrie sein
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