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Isabelle

Isabelle

Titel: Isabelle
Autoren: Felix Thijssen
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ist unerwarteterweise in den Besitz eines Babys gelangt«, sagte er dann wie nebenbei. »Sehr schwanger ist sie mir allerdings nicht vorgekommen. Sie kann noch nicht einmal eigene Kinder kriegen. Es grenzt an ein Wunder.«
    Fons zögerte kurz. »Ja, ein Wunder, an dem wir alle mitgewirkt haben«, sagte er dann. »Es ist kein Verbrechen, und niemand wird ihr die Suppe versalzen.« Er ließ seine blauen wässrigen Augen auf Max ruhen und sagte dann: »Also ist alles gut gegangen. Was ist es denn?«
    »Ein Junge.«
    Fons nickte. »Genau das hat sich Judith erhofft. Ein Erbe.«
    »Stört es dich, wenn ich eine Zigarette rauche?«, fragte Max und zog seine Gauloises hervor.
    »Nein, ich würde auch gern mal eine probieren«, sagte Fons. »Sind das die starken französischen?« Er pulte mit ungeübten Fingern eine Zigarette aus dem Päckchen, hielt sie an die Flamme von Max’ Feuerzeug und hustete, als er einen Zug nahm.
    »Was heißt hier die Suppe versalzen?«, fragte Max.
    Fons nickte. »Ich will es dir erklären, schließlich bist du Detektiv und würdest sowieso dahinter kommen. Außerdem bist du gar kein so übler Kerl.«
    »Vielen Dank«, erwiderte Max.
    »Diese Judith wollte also das Kind gern adoptieren. Sie hatte sich schon immer ein Kind gewünscht, Ben war ihr Mann, nun ja, das brauche ich dir ja nicht zu erklären. Isabelle wollte nichts davon hören, obwohl sie ihr eine Viertelmillion anbot plus die Pflege in einer Luxusklinik und die Vergütung aller Unkosten.«
    »Hast du sie dann von ihrer Meinung abgebracht?«
    »Jetzt warte doch mal.« Fons rührte in seinem Kaffee. »Isabelle gehört quasi zur Familie, und in meiner Familie braucht niemand etwas gegen seinen Willen zu tun. Aber wir können unseren Verstand einsetzen, auch wenn unser Betrieb nach den Regeln der modernen Wirtschaftswissenschaft vielleicht nicht gerade effizient oder produktiv ist. Letztens kam hier so ein Bauer aus dem Flevopolder an …«
    »Fons, bitte!«, unterbrach ihn Max.
    Die blauen Äuglein funkelten amüsiert. Fons liebte es, Leute zu foppen. Er liebte es auch, zu erzählen, und er mochte Besucher, und ihm war jedes Mittel recht, einen Besuch auszudehnen. »Computer«, fügte er noch hinzu. »Aber was Isabelle betrifft: Die ganze Sache sah schon anders aus, als sich herausstellte, dass sie Zwillinge erwartete.«
    Max starrte ihn an und fing leise an zu lachen.
    »Na und?«, fuhr Fons pfiffig fort. »Kannst du dir Isabelle als unverheiratete Mutter mit zwei Babys vorstellen, für die sie ganz alleine sorgen muss? Ich habe ihr gleich gesagt: Mädchen, du musst praktisch denken. Es ist das beste für dich und auch für die Kinder. Dafür braucht man keinen Computer aus dem Flevopolder, sondern nur ein bisschen Sinn fürs Praktische. Isabelle ist nicht dumm. Sie hat ihr Baby und will zusammen mit ihrer Freundin ein Restaurant eröffnen. Das wollte sie schon immer, aber jetzt hat sie endlich genug eigenes Geld, um sich den Rest von der Bank leihen zu können.«
    Max musste diese Informationen erst einmal verkraften. Er dachte bei sich, dass Isabelle nicht nur genügend Geld besitzen würde, um sich ein Vier-Sterne-Hotel leisten zu können, sondern auch genug, um für Sechslinge zu sorgen. Wenn er Isabelle von der Lafont-Erbschaft erzählt hätte … Aber er sagte nichts. »Wo ist Isabelle denn jetzt?«, fragte er.
    »Alle sind jetzt zufrieden«, sagte Fons, als hätte er seine Gedanken erraten. »Ich nehme an, dass Isabelle noch in dieser Klinik ist, in den belgischen Ardennen. Sie braucht ein paar Tage, um sich zu erholen.«
    »Hast du ihre Adresse?«
    »Das kommt darauf an.«
    Max dachte nach. »Hat sie es offiziell adoptiert?«, fragte er.
    Fons schüttelte den Kopf. »Nein, und das meinte ich damit, dass wir ihr die Suppe nicht versalzen wollen. Es zu adoptieren war gar nicht nötig, und das hätte sie als Witwe wahrscheinlich sowieso nicht gekonnt. Sie sind beide in diese Klinik gegangen. Dort haben sie alle beide ein Kind bekommen, und die Geburten wurden offiziell gemeldet.«
    »Einfacher geht’s nicht«, lautete Max’ ironischer Kommentar.
    »Mevrouw Mertens empfängt keine Besucher«, behauptete die keimfreie blonde Belgierin an der hypermodernen Rezeption, die sich hinter der romantischen Fassade eines Schweizer Chalets verbarg. Der Schnee auf den Rasenflächen hatte angefangen zu schmelzen, doch die Kiefern auf den umliegenden Hängen standen noch gebückt unter der schweren Last.
    »Vielleicht macht sie eine Ausnahme«,
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