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Irsud

Irsud

Titel: Irsud
Autoren: Jo Clayton
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ihr?“ flüsterte Aleytys. „Wieso …“
    Das Gesicht der Kipu schwamm in ihr begrenztes Sichtfeld. „Beruhige dich, Sklavin“, sagte sie kühl. Sie rieb eine Strähne von Aleytys’ Haar zwischen Daumen und Zeigefinger. „Rot …“ Sie ließ das Haar los, trat zurück und sprach mit einem eigenartig indirekten Ton ihrer volltönenden Stimme. „Du wurdest für einen hohen und edlen Zweck angeschafft. Du wirst in Luxus leben, deine Wünsche sind uns Befehl, bis unser Ziel erreicht ist. Akzeptiere dies, zu deiner eigenen Zufriedenheit.“ Sie brach ab und entfernte sich weiter, als eine Reihe von heiseren Schreien in einem Crescendo des Schmerzes aufstiegen und dann abrupt abbrachen.
    Eine Bewegung am Rande ihres Blickfeldes lenkte Aleytys ab. Auf Kosten der schmerzenden Halsmuskeln zwang sie den Kopf hoch und schaute an ihrem Körper entlang. Die mittlere Nayid, ein schlaksiges Weib, knochendürr mit strengem, scharfkantigem Gesicht, wischte mit einem Schwamm über den Oberschenkel und hinterließ einen fahlen blauen Fleck. Wiederholt tauchte die Nayid den Schwamm in ein Becken, das von einer zweiten weißen Nayid gehalten wurde, und strich die klebrige Flüssigkeit über die hellbernsteingelbe Haut von Aleytys’ linkem Oberschenkel.
    Aleytys ließ den Kopf einen Moment lang zurückfallen, um die zitternden Muskeln zu entspannen, hob ihn dann wieder, als sie ein leises, fleischiges Klatschen hörte. Die große, dünne Nayid schälte die Haut auf dem Schenkel zurück, während die Beckenhalterin den Blutstrom mit einer zitternden grünen Gallerte stillte. Als die Haut zurückgeklammert war, schnitt die Chirurgin tiefer, schnitt sauber zwischen den großen Deckmuskeln ein, bis sie eine faustgroße Vertiefung geöffnet hatte. Rasch und gründlich weitete die Chirurgin die Vertiefung mit einigen schlimm aussehenden Spreizschnitten, dann wich sie zurück, wartete geduldig.
    Die Ärztin mit dem graugestreiften Haar kam vom Bett herüber, die Hände ehrfürchtig um etwas gummiartig Eiförmiges gelegt, einen gräulich-grünen Gegenstand mit konzentrischen, ockerfarbenen Streifen.
    Krank vor Entsetzen beobachtete Aleytys, wie die kaltgesichtige Chirurgin das eiförmige Ding in das Loch in ihrem Schenkel senkte. Als sie es zu ihrer Zufriedenheit abgelegt hatte, entfernte die Nayid die Klammern und schob das Fleisch an Ort und Stelle zurück. Sanft, mit derselben Sorgfalt, die sie dem Ei gegenüber gezeigt hatte, zog sie den Hautlappen wieder darüber und strich mit einem summenden Stab an der Wunde entlang, um den Schnitt zu verschließen. Mit einer schnellen, sicheren Drehung ihrer langen, geschmeidigen Finger änderte sie die Einstellung an dem Stab und hielt ihn an Aleytys’ Schläfe.
    Aleytys keuchte und wirbelte in die Dunkelheit davon.

 
2
     
    Stöhnend, da Schmerz um den Hintergrund ihres Schädels pulsierte, öffnete Aleytys trübe Augen und bewegte vorsichtig den Kopf. Ihr Körper tat weh, so daß sie kaum genug Energie sammeln konnte, um durch den Nebel in ihrem Gehirn zu denken, während der Dämpfer in ihrem Rücken Wellen von Juckreizen auslöste. Sie bewegte sich unruhig; die frischen Laken raschelten: ein leises, angenehmes Geräusch, das ihren schmerzenden Geist besänftigte.
    Spitzenartige, mit reichen Borten besetzte Kissen häuften sich um ihren Kopf herum auf. Ungeduldig stemmte sie sich gegen die Matratze, um ihren Körper hochzustemmen. Sie schleuderte die Decken von den Beinen und starrte unglücklich auf den Schenkel. Ihre Finger zogen die feine rote Linie um den schrumpfenden Klumpen nach. „Verdammt.“
    Unsicher mühte sie sich zum Rand des Bettes, hob die spinnwebfeinen Spitzenvorhänge zurück, glitt aus dem Bett, auf die Füße und zuckte zusammen, als die Haut die kalten Fliesen berührte. Sie taumelte zur Mitte des Raumes und starrte umher.
    Blaugrüne Schleier, die von einem goldenen, bienenähnlichen Insekt, das gegen die Decke ausgebreitet war, herabfielen. Sie drehte sich herum. In der schmalsten Wand des keilförmigen Raumes gab es einen Türbogen, von einem schweren, blaugrünen Gobelin geschlossen. Jener Raum. Das Bett der alten Königin. Wieder konnte sie die ungeschlachte, hinfällige Gestalt der alten Nayid sehen … ahhh!
    Steif bewegte sie sich zu dem Türbogen hin und zog den Gobelin zur Seite.
    Die Wächterin draußen baute sich vor ihr auf, das blaugrüne Uniformgewand kräuselte sich leicht um ihre sehnige Gestalt. Als Aleytys versuchte, an ihr vorbeizukommen,
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