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Irre - Wir behandeln die Falschen - Unser Problem sind die Normalen - Eine heitere Seelenkunde

Titel: Irre - Wir behandeln die Falschen - Unser Problem sind die Normalen - Eine heitere Seelenkunde
Autoren: Manfred Luetz Eckart von Hirschhausen
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behandelt die. Ja, solche Figuren gelten sogar als völlig normal. Kommen mir dann die Menschen in den Sinn, mit denen ich mich den Tag über beschäftigt habe, rührende Demenzkranke, dünnhäutige Süchtige, hochsensible Schizophrene, erschütternd Depressive und mitreißende Maniker, dann beschleicht mich mitunter ein schlimmer Verdacht: Wir behandeln die Falschen! Unser Problem sind nicht die Verrückten, unser Problem sind die Normalen!
     
    Um diese kühne Behauptung zu belegen, reicht es aber nicht, sich mit den Merkwürdigkeiten der Normalen zu befassen, man muss die Verrückten kennen lernen. Das ist freilich für den Normalbürger nicht so leicht möglich. Denn früher hat man psychisch kranke Menschen in Anstalten irgendwo auf die grüne Wiese verfrachtet in der treuherzigen Annahme, frische Luft könne ja nicht schaden. Als man dann merkte, dass das beherzte Herausoperieren merkwürdiger Mitbürger aus ihrer menschlichen Mitwelt die Betreffenden noch merkwürdiger machte, verlegte man sie zwar wieder schleunigst mitten in unsere Städte. Doch nun leben diese Menschen in so unglaublich professionell geleiteten Einrichtungen, dass Otto-Normalbürger den Eindruck hat, man brauche mindestens eine Universitätsausbildung, um mal einen Schizophrenen nach dem Bahnhof zu fragen. Die allgemeine Wichtigtuerei gewisser Psychofachleute schuf ein professionelles Getto, das dem Normalbürger psychisch Kranke oft so fremd erscheinen lässt, als kämen die von einem anderen Stern.
     
    Was ist da zu tun? Aufklärung ist angesagt. Aufklärung über wahnsinnig Normale und ganz normale Wahnsinnige. In diesem Buch habe ich mir daher vorgenommen, allgemeinverständlich
alle psychischen Krankheiten und alle gängigen Therapien auf dem heutigen Stand der Wissenschaft darzustellen. Beinahe jeder hat in seiner Verwandtschaft irgendeine merkwürdige Tante oder einen skurrilen Onkel, über die nur getuschelt wurde. Und jeder hat in seiner Nachbarschaft so manche eigenartige Gestalt, auf die man sich bisher keinen Reim machen konnte. Am Ende dieser Seiten sollte da mehr Klarheit bestehen. So wird das Buch Sie verändern - und Sie werden anders mit Ihren Mitmenschen umgehen.
     
    Die ganze Psychiatrie und Psychotherapie auf 185 Seiten? Hören Sie nicht auf Leute, die mit hochgezogenen Augenbrauen behaupten, über Psychiatrie und Psychotherapie könne man nur dicke humorlose Wälzer schreiben! Ich habe das Buch sicherheitshalber von führenden Experten lesen lassen, die selbst dicke Lehrbücher geschrieben haben - und die fanden, die vorliegenden 185 Seiten würden völlig reichen. Mein Dank für wichtige Anregungen gilt insbesondere Professor Klaus Dörner, ehemals Gütersloh, Professor Wolfgang Maier, Bonn, Professor Klaus Windgassen, Remscheid, Professor Martin Hautzinger, Tübingen, und Professor Christian Reimer, ehemals Gießen. Ich danke aber ebenso den unmittelbaren Experten, Herrn Dr. Joachim Brandenburg als Betroffenenvertreter und Frau Susanne Heim als Angehörigenvertreterin für die kritische Lektüre. Dr. Eckart von Hirschhausen danke ich besonders herzlich für das launige Vorwort, für engagierte Diskussionen und viele gute Anregungen. Schließlich wurde das Buch von einem von mir sehr geschätzten Metzger gelesen, der streng auf Allgemeinverständlichkeit achtete. Eines ist also sicher: Wenn Sie dieses Buch gelesen haben, dürfen Sie definitiv mit jedem Verrückten reden, schlimmstenfalls auch mit sich selbst.
     
    Das Buch ist übrigens sogar für Chirurgen, die natürlichen Feinde der Psychiater, geeignet. Chirurgen befassen sich zwar in der Regel nicht mit Büchern, weil die nicht bluten. Doch lesen sie mit Begeisterung Gebrauchsanweisungen - und das hier ist eine Gebrauchsanweisung für außergewöhnliche Menschen und solche, die es werden wollen.

     
    Aus haftungsrechtlichen Gründen muss ich noch eine Warnung vorausschicken. Ich habe mich, wie üblich, dem Thema humorvoll genähert. Das ist nicht jedermanns Sache. Da der Verlag sich weigerte, Scherze gesondert zu kennzeichnen, sind möglicherweise Menschen aus Ostwestfalen zum Verständnis des Buches auf Hinweise ihrer rheinischen Verwandtschaft angewiesen. Überhaupt Ost-West-Falen. Ostfalen ist ja noch in Ordnung, Westfalen ist für uns Rheinländer schon ein Problem, aber Ost-West-Falen - da weiß man ja überhaupt nicht, wo man hinfahren soll. Ein geradezu klassisches Double-bind, eine Doppelbotschaft, die aus Sicht der systemischen Therapie zu
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