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Iron Witch

Iron Witch

Titel: Iron Witch
Autoren: Karen Mahoney
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binden. »Woher kennen die beiden den Weg?«
    »Maker«, antwortete Xan einfach.
    Natürlich kannte Maker den Wald in- und auswendig, nach all den Jahren, in denen er die Bedrohung durch die Elfen bekämpft hatte. Donna richtete sich auf und zog ihren Mantel enger um sich. »Ich bin so weit.«
    Kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, da hörte sie es erneut; das Geräusch, das sie in ihren Albträumen verfolgte und wahrscheinlich für den Rest ihres Lebens verfolgen würde: den widernatürlichen Schrei des Skrikers, der ihr beinahe das Trommelfell zerriss und durch ihren Körper pulsierte. Diesmal war das Geräusch viel näher als zuvor, aber selbst wenn sie sich täuschte, so rechnete sie doch damit – und jeder Schrei brachte sie der schrecklichen Erinnerung näher.
    Kein Wunder, dachte sie, dass die Elfen sie nicht verfolgt hatten. Warum sollten sie auch, die Waldkönigin hatte ja ihr Haustier auf sie losgelassen!
    Donna packte Xans Arm, vergaß einen Moment lang die Kraft in ihren Händen und starrte panisch in seine weit aufgerissenen Augen. »Xan, wir müssen hier weg.« Ihre Stimme zitterte, und sie hasste sich selbst für ihre Schwäche, aber die Schmerzen in ihren Armen erinnerten sie daran, warum sie Angst hatte. Todesangst hatte sie geradezu in ihrem Kopf, diese Angst blockierte alle anderen Gedanken und machte sie völlig bewegungsunfähig.
    Xan schüttelte sie. »Komm schon, Donna, was stehst du noch hier rum?«
    Sie rannten und nahmen weder die scharfen Zweige wahr, die ihnen ins Gesicht schlugen, noch in welche Richtung sie liefen. Donna hoffte, dass sie sich noch immer auf dem Hauptweg befanden, aber sie war sich nicht sicher. Es war zu dunkel, und sie rannten zu schnell – der Mond war hinter einer Wolkendecke verschwunden, und alles, was sie sehen konnte, waren die unheimlichen Umrisse der Baumstämme und Äste.
    Der nervenzerfetzende Schrei kam von links, und plötzlich wurde Donna umgestoßen.
    Ihr blieb die Luft weg, als sie gegen Xan krachte, und sie in einem Knäuel zu Boden gingen. Einen Moment lang war sie verwirrt und wusste nicht, ob Xan sie gestoßen hatte, um sie zu beschützen, oder ob der geräuschlos rennende Höllenhund sie erwischt hatte.
    Sie versuchte sich zu befreien und bemühte sich, Xans Gewicht von sich herunterzuschieben ohne ihn dabei mit ihrer Kraft zu verletzen. Ihr Herz schnürte sich zusammen, als sie Blut aus einer klaffenden Wunde auf seiner Stirn tropfen sah. Sein Gesicht war gräulich, und gerinnendes Blut klebte schon in seinen Haaren und glänzte im Mondlicht, das durch die Baumkronen fiel.
    Der Boden war übersät mit spitzen Steinen; Xan war wohl mit dem Kopf aufgeschlagen. Sie betete, dass er nur ohnmächtig war. Einen Moment lang schien die Zeit stillzustehen. Donna scherte sich weder um den Skriker noch um die Waldelfen oder das Elixier des Lebens – alles, an was sie denken konnte war, dass Xan bewegungslos am Boden lag. Er hatte seine Arme um sie gelegt, er hatte sie vor der Kreatur, die irgendwo hinter den Bäumen tiefe Knurrlaute von sich gab, beschützt, und er hatte ihren Sturz abgefangen. Er hatte sich selbst nicht vor dem harten Fall retten können, weil er sie schützen wollte.
    Furchterfüllt stöhnte sie und presste ihr Ohr an Xans blasse Lippen, auf der Suche nach einem Lebenszeichen. Er war so still und seine Wange so kalt – alles erinnerte sie daran, wie sie sich als Kind über den toten Körper ihres Vaters gebeugt hatte. Dann spürte sie einen warmen Atemhauch auf ihrem Gesicht und Erleichterung durchflutete sie. Sie wollte gerade zur Sicherheit ihr Ohr auf Xans Brust legen, als das Geschrei wieder losging.
    Donna hielt sich die Ohren zu. Sie wollte dieses furchterregende Gekreische nicht hören. Sie kauerte über Xan und fragte sich, ob sich die jaulende Kreatur wohl in all den Jahren verändert hatte.
    Seltsam , dachte sie, wie der menschliche Verstand im Angesicht des Todes arbeitet .
    Mühsam stand Donna auf und starrte in den dunklen Wald. Sie hatte nicht die leiseste Ahnung, wo sie war, geschweige denn, wo Navin und Maker waren. Wieder einmal war sie allein mit dem Waldmonster. Und dieses Mal würde ihr Vater nicht kommen und sie retten.
    Mit einem lauten Krachen brach der Skriker durch das Unterholz und stand plötzlich vor ihr. Irgendwie hatte Donna gehofft, dass ihr das Monster, jetzt, da sie erwachsen war, nicht mehr so groß erscheinen würde, aber was da gerade vor ihr stand, war so groß wie ein riesiger Hund, ja fast so groß
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