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Iron Man - Von Black Sabbath bis Heaven & Hell

Iron Man - Von Black Sabbath bis Heaven & Hell

Titel: Iron Man - Von Black Sabbath bis Heaven & Hell
Autoren: Tony Iommi
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Narbengesicht. Ich entwickelte schnell einen schrecklichen Minderwertigkeitskomplex.
    Kurze Zeit nach der Spinnenattacke kam eine zweite Narbe dazu, als mir ein Typ einen sprühenden Feuerwerkskörper direkt ins Gesicht warf. Dieses Mal verschwand im Laufe der Jahre, aber das an der Lippe blieb. Deshalb ließ ich mir so schnell wie möglich einen Schnauzer wachsen.
    Noch während ich in der Bennetts Road lebte, trat ich den Cubs bei, einem Pfadfinderclub. Sie veranstalteten oft kurze Ausflüge, die mir meine Eltern aber verboten, da sie mich wie ein Nesthäkchen behandelten. Außerdem waren die Kurztrips nicht kostenlos. Das konnten sich Mum und Dad nicht leisten, da sie damals mit sehr wenig Geld auskommen mussten. Trotzdem trug ich eine Cubs-Uniform: Kurze Hosen, Socken mit dem aufgenähten Symbol der Pfadfinder, eine Kappe und eine Krawatte. Ich sah aus wie eine jüngere Version von Angus Young , nur mit Narben.

2: Typisch italienisch!

    Ich zog mir nicht nur körperliche Narben zu, sondern auch emotionale. Ich wusste, dass Dad mich nicht gewollt hatte. Es war ein Unfall gewesen. Als er mal wieder ausrastete, schrie er mich hasserfüllt an: „Ich wollte dich sowieso nie!“
    Bei uns wurde viel geschrien, denn meine Eltern stritten sich ständig. Dad rastete aus, und dann verlor Mum die Beherrschung. Ihr italienisches Temperament brach aus ihr hervor, sie flippte aus und verhielt sich wie eine Wahnsinnige. Sie rissen sich an den Haaren und prügelten sich regelrecht. Als wir noch in der Bennetts Road lebten, versuchte Mum, meinem Vater eins mit einer Flasche überzuziehen, aber er packte blitzschnell ihr Handgelenk, sodass sie ihr Ziel verfehlte. Ich fand das schrecklich, aber am nächsten Tag unterhielten sie sich wieder, als wäre nichts geschehen. Alles recht merkwürdig!
    Mit den Nachbarn gab es häufig Streit. Eines Tages stand Mum hinten im Garten, der durch einen Holzzaun von den umliegenden Grundstücken abgetrennt war. Offensichtlich lästerte jemand über unsere Familie, denn sie tickte wieder aus. Aus meinem Zimmer beobachtete ich, wie sie halb über dem Zaun hing und mit dem Besenstiel auf den Kopf der Nachbarsfrau eindrosch. Und dann kam auch noch Daddy, der sich mit ihrem Mann anlegte, so lange, bis durch den ganzen Streit der Zaun umkippte. Ich hörte das Geschrei und Gezeter und sah aus dem Fenster im ersten Stock, wie sie sich prügelten, und heulte nur noch.
    Wenn ich irgendeinen Unsinn anstellte, musste ich mich auf was gefasst machen. Ich hatte dauernd Angst, einen Fehler zu machen, Angst vor den Schlägen. Aber so war das früher nun mal. Das passierte in vielen Familien, all diese Streiterei und die Gewalt. Vielleicht ist das ja heute noch so.
    In jungen Jahren verstand ich mich nicht mit Dad. Ich konnte ihm nie etwas recht machen und musste mir ständig dumme Sprüche anhören: „Oh, du hast schon wieder keinen Job wie XYZ. Er wird ein Buchhalter, und was soll aus dir mal werden?“
    Dauernd wurde ich von ihm klein gemacht, und auch Mum meckerte mich regelmäßig an: „Du musst dir endlich eine verdammte Arbeit besorgen oder ausziehen!“
    In dem Konflikt lag wohl einer der Gründe für meinen Wunsch, berühmt zu werden. Ich wollte ihnen beweisen, dass ich zu etwas tauge.
    Als ich älter geworden war, gelangte ich an einen Punkt, an dem ich es satt hatte, dass sie mir dauernd ein Ohr abquatschten und mich verprügelten. Einmal lag ich auf der Couch und Dad versuchte mir eine zu kleben. Ich wehrte mich und umfasste seine Hände. Er wurde wütend und fing fast an zu weinen: „Das wirst du nie mehr machen!“
    Es war eine brenzlige Situation, aber er schlug mich nie wieder.
    Als Großvater starb, muss ich ungefähr neun Jahre alt gewesen sein. Er lag zu Hause, wurde sehr krank und fiel dann ins Koma. Ich musste an seinem Bett Wache halten und aufpassen, ob er wieder das Bewusstsein erlangt. Ich saß dort, befeuchtete sein Gesicht, und manchmal regte er sich ein wenig. Als der Todeskampf begann, war ich ganz allein mit ihm. Sein Atem rasselte und ich befürchtete, dass er jeden Moment erstickt. Ich spürte eine tiefe Trauer und hatte gleichzeitig auch Angst. Die Familienmitglieder schauten alle paar Minuten rein und fühlten sich genau wie ich.
    Seit damals habe ich mehrere Menschen sterben sehen. Vor ungefähr 25 Jahren wohnte eine sehr alte, gut gekleidete und höfliche Lady direkt gegenüber von meinem Haus. Sie trug den Spitznamen Bud, sogar ihre Tochter nannte sie so. Ich besuchte sie
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