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Irische Hochzeit

Irische Hochzeit

Titel: Irische Hochzeit
Autoren: MICHELLE WILLINGHAM
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hatte. „Ich hatte Angst“, gestand sie.
    „Vor Wölfen?“
    Sie schürzte die Lippen und schüttelte den Kopf. „Vor Dieben. Wenn jemand gekommen wäre, hätte ich mich nicht verteidigen können.“
    In ihren Worten steckte ein Funken Wahrheit. Sie hatte recht. Er hatte ihren Schutz vernachlässigt. Aber er entschuldigte sich nicht dafür.
    „Seid Ihr hungrig?“
    Als sie nickte, fuhr er fort: „Ich werde das Essen zubereiten. In der Zwischenzeit holt den Trinkschlauch mit dem Met, der am Sattel festgebunden ist.“
    Isabel ging hinaus, und Patrick kümmerte sich ums Feuer, bis es mit starker Flamme hell aufloderte. Er sorgte sich nicht darum, dass Isabel eine Flucht wagen könnte. Sie waren meilenweit von jeder Behausung entfernt, und die Dunkelheit würde sie schon davon abhalten zu fliehen.
    Er zog den Hasen das Fell ab und steckte sie auf einen Spieß, bevor er sie übers Feuer hängte. Isabel kehrte mit dem Met zurück. Plötzlich schrie sie auf und ließ den Trinkschlauch fallen. Patrick zog sein Schwert, doch niemand stand an der Tür. Eine große Ratte lief an Isabel vorbei und schoss in der Hütte umher.
    Isabel riss einen dicken Ast vom Holzstoß. Sie ließ ihn herumwirbeln und schlug kreischend damit auf den Boden, wenn sich das Tier ihren Röcken näherte.
    Die Ratte sprang vom Feuer fort, und Patrick musste sich ducken, weil der Prügel beinahe seinen Kopf getroffen hätte.
    „Was, bei Lugh, ist denn los?“, fragte er.
    „Jagt sie hinaus“, schrie Isabel. Ihr entsetztes Gesicht und der wild wirbelnde Ast zwangen Patrick zu handeln. Er öffnete die Tür und beförderte die Ratte mit einem Fußtritt nach draußen.
    Immer noch den Ast umklammert, sprang Isabel auf eine Holzbank. Sie hatte die Hand aufs Herz gelegt und presste angstvoll die Lippen zusammen. Es war mehr als der bloße Ekel, wie ihn Patrick oft in den Gesichtern von Frauen hatte sehen können. Sie war völlig außer sich vor Furcht.
    „Ihr habt sicher schon früher Ratten gesehen“, bemerkte er.
    Obwohl Isabel nickte, schien ihre Furcht nicht nachzulassen. „Ich hasse sie. Mäuse auch. Und alles, das nagt.“
    Er konnte dem Bedürfnis, sie zu necken, nicht widerstehen. „Wahrscheinlich leben sie im Strohdach.“
    Ein Wimmern kam über ihre Lippen. „Oh Gott, bitte nein.“
    Er trat näher, nahm ihr die Waffe ab und warf den Ast ins Feuer. Während er vor ihr stand, bemerkte er, wie sehr sie zitterte. Ihr Schleier hatte sich von dem dünnen Goldreif gelöst, und sie umklammerte ihr rotes Gewand. Als sie die Augen zu ihm hob, lag so große Furcht darin, dass Patrick ein schlechtes Gewissen bekam, weil er sie geneckt hatte.
    Er betrachtete sie, ihre warmen, braunen Augen und die blassen Wangen. Sie duftete wie eine Mischung aus Geißblatt und Rose und war jeder Zoll eine Dame. Auch wenn sie all ihren Mut zusammenraffte und nicht vor ihm zurückwich, war ihre Furcht vor ihm doch größer. Es war die Furcht einer Frau, die noch nie bei einem Mann gelegen hatte. Nass wie sie war, zeichnete sich jede Linie ihres Körpers durch die Seide ab, ein Anblick, der sündige Bilder in ihm heraufbeschwor. Er dachte daran, wie es wäre, ihr den seidigen Stoff von den Schultern zu streifen und die Lippen auf ihren warmen Körper zu pressen.
    Er durfte nicht schwach werden und sie anfassen – auch wenn es schon viele Monde her war, seit er die Freuden eines Frauenkörpers genossen hatte.
    Also wechselte er das Thema. „Die Bank bricht gleich zusammen.“ Isabel verzog das Gesicht und betrachtete den Boden, als ob sie eine Invasion von Ratten in der Hütte erwartete.
    Weil sie zögerte, nahm er sie in die Arme und trug sie zur gegenüberliegenden Seite. Sie fühlte sich kalt an. Er setzte sie auf einen Tisch. Zitternd zog Isabel die Knie an. Patrick kehrte zur Feuerstelle zurück und drehte die Hasen um. „Wieso jagen sie Euch solche Angst ein?“
    Sie verbarg das Gesicht auf den Knien. „Meine Schwestern Patrice und Melisande spielten mir einen Streich als ich klein war. Sie setzten mir Mäuse ins Haar, während ich schlief.“
    „Sind es Eure jüngeren Schwestern?“
    „Ältere.“ Sie hob den Blick. „Ich bin keine reiche Erbin, falls Ihr daran denken solltet, Land zu fordern.“
    „Ich brauche kein Land. Euer Vater und ich haben eine andere Abmachung getroffen.“
    In dieser Abmachung hatte Thornwyck seine Enkel zu den künftigen Königen von Eíreann bestimmt. Patrick warf noch ein Stück Holz ins Feuer. Es würde keine Kinder geben.
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