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Irische Hochzeit

Irische Hochzeit

Titel: Irische Hochzeit
Autoren: MICHELLE WILLINGHAM
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grüner, fruchtbarer Erde.
    Nahe der walisischen Grenze zauberte die Nachmittagsonne einen hellen Glanz auf die Spitzen der grau-grünen Berge, die schön und mächtig aus der Landschaft aufragten. Hie und da grasten Schafherden an den Hügeln, weiße Flecke in diesem Meer aus Grün. Die Frühlingsluft kühlte Isabels Haut und mahnte die kommende Nacht an.
    Vielleicht sah Isabel England zum letzten Mal. Sie versuchte ihrer Panik Herr zu werden. Du musst keine Angst haben, sagte sie sich. Verliere jetzt nicht den Kopf. So schlecht kann Erin nicht sein .
    Doch ihre Gedanken schweiften immer wieder zur Hochzeitsnacht. Sie betrachtete Mac Egans Hände, die von der Arbeit rau waren und nicht so glatt wie die Hände eines Edelmannes. Seine Arme, die die Zügel führten, zeigten eine verhaltene Kraft.
    „Die Nacht bricht an“, wagte Isabel zu sagen. „Habt Ihr vor, in der Dunkelheit weiterzureiten?“
    Keine Antwort. Sie versuchte es noch einmal, diesmal lauter.
    „Wenn es zu dunkel ist, um den Weg zu erkennen, wird Euch ein Ast vielleicht bewusstlos schlagen. Dann könnte ich fliehen.“
    Wieder Stille. Seinem stoischen Verhalten nach hätte der Mann auch eine Statue sein können.
    „Wenn ich Glück habe, fressen uns vielleicht auch die Wölfe.“ Sie dachte darüber nach und versuchte, sich vorzustellen, was diesen Tag noch schlimmer machen könnte.
    „Ihr redet viel zu viel. In ein paar Stunden schlagen wir unser Nachtlager auf.“
    Isabel presste die Lippen zusammen. Der Gedanke, die Nacht allein mit diesem Mann zu verbringen, beunruhigte sie. Und während sie an ihn geschmiegt mit ihm ritt, steigerte die Wärme seines Körpers noch ihre Unruhe. Er schützte sie, hielt sie fest mit der Kraft eines Kriegers.
    Sollte es wirklich so schwer zu ertragen sein, wenn sich sein Körper mit dem ihren vereinigte? Ihre Zofe hat von den Freuden geschwärmt, die man in den Armen eines Mannes genoss. Doch Isabel war nicht überzeugt. Ihr kriegerischer Gatte zeigte so gar keine Spur von Sanftheit. Der Gedanke, das Bett mit ihm zu teilen, ließ sie erschauern.
    Nach einiger Zeit hielt Patrick sein Pferd an. Dicke, dunkle Wolken zeigten sich an dem lavendelblauen Himmel. Isabel konnte spüren, wie die Luft feuchter wurde. Vor sich sah sie keine Unterkunft, nur noch mehr Bäume.
    Mit einer eleganten Bewegung sprang ihr Ehemann aus dem Sattel und hob sie dann vom Pferd. „Versucht nicht fortzulaufen.“
    Sie musste fast lachen. „Und wohin sollte ich laufen?“
    „Dorthin, wohin Ihr hattet flüchten wollen, als Ihr mir mein Pferd stehlen wolltet.“ Er nahm sie bei der Hand und führte sie in den Wald. Aus seinem Gepäck zog er einen dicken Packen schweren Stoffs, der sich als ein kleines Zelt herausstellte. Es war kaum groß genug für eine einzelne Person, geschweige denn für sie beide. Er baute das Zelt auf und deutete darauf. „Warte hier. Ich gehe auf die Jagd nach etwas Essbarem.“
    Isabel sah zu den dicken Wolken hinauf und hoffte, dass er vorhatte, sie in dem Zelt allein schlafen zu lassen. Sie wollte zu dem Unterschlupf gehen, als Patrick sie aufhielt. Er sah ihr fest in die Augen, ein beutegieriger Mann, der keine Gnade kannte. „Ihr solltet Euch bis zu meiner Rückkehr ausruhen. Wir müssen noch eine Strecke reiten, bevor wir uns ein Lager für die Nacht bereiten.“
    Isabel rang um Fassung. „Habt Ihr denn keine Vorräte bei Euch? Es ist nicht nötig, auf die Jagd zu gehen.“ Mehr als nur ein wenig ängstlich sah sie zu dem langsam dunkel werdenden Himmel hinauf. Was, wenn er sie an diesem Ort einfach zurückließ?
    Patricks Gesicht war ihr so nahe, dass sie seinen warmen Atem auf ihrer Wange fühlen konnte. „Ich werde bald zu Euch zurückkommen.“
    Gegen ihren Willen wurde es Isabel ganz warm. Sie zwang sich, zur Seite zu schauen.
    Er brachte sie ins Zelt und warf ihr ein Stück Wollstoff zu. „Deckt Euch mit dem brat zu, damit Ihr es warm habt.“
    Während er zum Pferd ging, wuchs Isabels Angst. Was, wenn ein Dieb oder ein Mörder sie überfallen würde? Sie wäre allein und hilflos. „Ich hätte gerne eine Waffe“, bat sie hastig. „Bitte.“
    Er drehte sich um und warf ihr einen zweifelnden Blick zu. „Wozu?“
    „Falls ich überfallen werde. Oder um mich gegen ein Tier zu wehren.“ Isabel schlüpfte aus dem Zelt und deutete auf seinen Köcher. „Ich weiß mit Bogen und Pfeilen umzugehen.“
    „Keine Waffen. Ich habe nicht vor, weit zu gehen, und ich möchte lieber nicht, dass Ihr mich bei meiner
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