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Invasion (Orion 07)

Invasion (Orion 07)

Titel: Invasion (Orion 07)
Autoren: Hans Kneifel
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war.«
    Professor Sherkoff lächelte vage und erklärte:
    »Das haben Sie sehr genau beobachtet. Die Extraterrestrier hatten natürlich nicht nur die Mechanik seines Hirns, sondern auch seinen Verstand, und wenn ich es noch genauer ausdrücken soll, seine Seele verändert. Sie hatten ihr einen gewaltigen, platzergreifenden Traum eingepflanzt.«
    »Ein Traum ...«, flüsterte Cliff vor sich hin.
    Er hatte die Realisation dieses Traumes am eigenen Leibe miterlebt und hatte für diese Art von Träumen sehr wenig übrig.
    »Einen Traum von einem gigantischen intergalaktischen Reich, dessen terranischer Statthalter er werden sollte.«
    Schaudernd wandte sich Sir Arthur um und sah Kublai-Krim an.
    »Gut, daß es ein Traum blieb ... aber Villa war der Verwirklichung dieses Traumes verdammt nahe. Näher, als wir es alle wissen.«
    Leise sagte Sherkoff:
    »Ich hoffe, wir ziehen aus diesen Vorkommnissen die gebührende Lehre.«
    »Aber man kann doch nicht einfach die Seele eines Menschen mit auswechselbaren Träumen dieser Größenordnung ausstatten!« rief Kublai-Krim laut.
    »Man darf nicht, aber man kann«, erwiderte Professor Sherkoff ernst. »Selbst für uns ist es heute schon denkbar, die Seele oder den Verstand eines Menschen auf psychopharmazeutischem Weg zu verändern. Denken Sie an all die Medikamente, die dazu führen können, daß das Weltbild umkippt – Heroin, Haschisch, Opium oder LSD –, allerdings sind das nur vorübergehende Störungen.
    Die ausschließliche Beeinflussung wäre ein überaus komplizierter, langwieriger Prozeß, der vor allen Dingen moralisch nicht zu verantworten wäre. Wir Wissenschaftler lehnen darum Versuche in dieser Richtung mit aller Entschiedenheit ab.
    Die Extraterrestrier aber hatten diese Skrupel nicht ... Und sie waren in der Lage, durch uns unbekannte Methoden diesen Prozeß in kürzester Zeit durchzuführen. Innerhalb von rund vierundzwanzig Stunden. Das ist der ganze Unterschied.«
    Wieder herrschte ein betretenes Schweigen.
    Dann fragte Sherkoff, indem er die einzelnen Gesichter vor ihm studierte und versuchte, die verschiedenartige Impressionen zu erkennen:
    »Gibt es noch Fragen?«
    Einige Sekunden Schweigen.
    Dann fragte Wamsler:
    »Was ist mit Villa? Kann er binnen einer gewissen Zeit in sein Amt zurückkehren?«
    Sherkoff schüttelte den Kopf.
    »Sie werden sich mit dem Gedanken abfinden müssen, daß Villa als Chef des Galaktischen Sicherheitsdienstes nicht mehr in Frage kommen kann. Auch dürfen Sie dabei nicht vergessen, daß ein gewisses Mißtrauen sich niemals wieder ganz aus der Welt schaffen lassen wird.«
    Wamsler nickte. Das hatte er wissen wollen. Was die Erdregierung für Konsequenzen zog, mußte ihm leider gleichgültig bleiben – aber er kannte einige Männer, die für dieses Amt hervorragend geeignet waren. Der massige, schwarzgekleidete Mann lehnte sich wieder zurück und blickte hinüber zu McLane, der wie stets ein ausdrucksloses Gesicht zur Schau trug. Wamsler grinste. Mit McLane hatte er noch eine private Rechnung zu begleichen.
    »Keine weiteren Fragen? Dann möchte ich mein Referat hier abschließen«, sagte Sherkoff. »Der hier anwesende Personenkreis und selbstverständlich auch die Regierungsbehörden werden über die Ergebnisse unserer Untersuchungen auf dem laufenden gehalten.
    Ich danke Ihnen.«
    Sessel wurden gerückt, einzelne Personen standen auf, unterhielten sich leise und gingen in kleinen Gruppen zum Ausgang. Durch den Lärm des Aufbruchs hörte man Wamslers Stimme. Seine Heiserkeit war vergangen – und seine Stimme klang in diesem Moment wie eine Tuba des Jüngsten Gerichtes.
    »Ich bitte die ORION-Besatzung, noch einen Moment hierzubleiben.«
    McLane wechselte mit seiner Crew einige bedeutungsschwere Blicke. Offensichtlich würde hier ein Kapitel geschlossen werden. Degradiert und in die Raumpatrouille versetzt konnte er nicht mehr werden, aber Wamsler beherrschte die Klaviatur der Vorgesetzten-Schikane meisterhaft.
    »Was hat er sich jetzt schon wieder einfallen lassen?« fragte Hasso Sigbjörnson laut.
    Der sechsundfünfzigjährige Raumschiffingenieur konnte am leichtesten aus der Mannschaft aussteigen, wenn sie sich auflöste. Er flog ohnehin nur noch aus reiner Sympathie zu Cliff in der ORION mit.
    »Da fragst du noch?« brummte Mario de Monti. Er war trotz seines offen zur Schau getragenen Phlegmas aufgeregt wie selten; auch er wußte nicht genau, welchen Weg Wamsler einschlagen würde. Er war der nicht unbegründeten Ansicht, es
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