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Invasion der Götter

Invasion der Götter

Titel: Invasion der Götter
Autoren: Jason Atum
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Enzyklopädie, wenn ich mich nicht irre«, reagierte Jonathan noch entrüsteter. »Wir haben eine ganze Menge für eBooks ausgegeben, die jeder nur annähernd wichtige Mitarbeiter dieser Exkursion auf seinem Notebook hat. Zudem zahlen wir Unsummen von Geld für einen relativ stabilen Internetzugang.«
    »Das auf Papier Gedruckte ist mir lieber, als ständig auf den Bildschirm zu starren«, antwortete Morty. »Lass deinen Frust nicht an meinen Büchern aus, wenn du eigentlich über andere Dinge verärgert bist. Du hast all deine Hoffnung in die Sage von Murad Al Redir gesetzt. Doch du weißt ebenso gut wie ich, dass Erzählungen dieser Art über die Jahrhunderte hinweg meist stark verändert werden. Dass dabei unter Umständen wichtige Details verloren gehen und, noch viel gewichtiger, die Sache übernatürlich aufgeblasen wird. Murad Al Redir könnte auch nur ein Spinner gewesen sein, der seinen Bruder auf irgendeine tragische Weise verloren hatte und aus einem Schockmoment heraus einfach eine fantastische Geschichte erfand.«
    Jonathan kniff die Augen zusammen, wie er es immer tat, wenn jemand seine Theorien anzweifelte.
    »Und wie erklärst du dir die präzise und detaillierte Beschreibung des Raumes, die nachweislich von ihm persönlich verfasst wurde? Es mag durchaus sein, dass er über die Jahre hinweg seinen Verstand verloren hatte, doch seine Angaben erscheinen mir zu absurd und gleichzeitig zu genau, als dass sie nur ein Hirngespinst gewesen sein könnten. Seltsam geformte Gänge, fluoreszierende spiegelglatte Wände und ein Stein, aus dem Flügel herausragen, das kann sich kein Mensch aus dem 16. Jahrhundert einfach zusammenfantasieren. Zudem waren wir uns von Anfang an darüber im Klaren, dass es nicht einfach werden würde. Denn wenn es das wäre, hätten ihn schon andere vor uns entdeckt.«
    Morty sah Jonathan mit einem Lächeln im Gesicht an. Da war es wieder, das Glühen in seinen Augen, der Wille, der den jungen Doktor antrieb, der Grund, warum sie hier waren. Jonathan verstand plötzlich, dass Professor Hall alles andere als ins Zweifeln geraten war. Er wollte einzig das Feuer wieder in seinem ehemaligen Studenten entfachen, und dies war ihm auch gelungen.
    »Ich bin ganz deiner Meinung, Jona. Also gib dir und der Sache noch Zeit. Wir werden Erfolg haben und diesen verfluchten Eingang finden. Außerdem rate ich dir, dich bei Iris zu melden. Auch wenn sie im Moment andere Prioritäten hat als du, ist auch sie ebenfalls voll und ganz von dieser Exkursion überzeugt. Also gib ihr eine Chance.«
    Jonathan wusste, dass der Professor recht hatte, dennoch war die Sache nicht so einfach. Schließlich waren er und Iris beide gewaltige Starrköpfe und selten dazu in der Lage, einen Fehler oder eine überzogene Reaktion sich selbst – und schon gar nicht dem anderen – gegenüber einzugestehen.
     
    Jonathan stand auf einer Erhöhung und blickte in das weitläufige Tal vor sich. Es sah grandios aus, wie die untergehende Sonne ihr rötliches Licht über die Ruinenstadt Uruk warf. Er konnte sich beinahe vorstellen, wie sie einst ausgesehen hatte, die mächtigste aller Städte ihrer Zeit. Manch andere Stadt der Frühzeit, die in die Annalen der Geschichte eingegangen war, verblasste im Vergleich zu Uruk. Schon die Entstehung dieser sumerischen Metropole war faszinierend. Man schätzte sie auf eine Ausdehnung von mindestens fünfeinhalb Quadratkilometern, und einige Sektoren konnten bis dato noch nicht vollständig erforscht werden. So manche Kenner behaupteten sogar, dass die Sumerer Hilfe hatten, da man sich nicht erklären konnte, wie dieses Volk, abgesehen von den architektonischen Meisterleistungen, dazu in der Lage war, eine vollkommen isolierte Sprache und die erste bekannte Schrift zu entwickeln. Sie schienen ihrer Zeit weit voraus gewesen zu sein, weiter, als es eigentlich möglich gewesen sein dürfte. Angeblich hatten sich die fortschrittlichen Sumerer zum Ende ihrer Epoche mit den barbarischen Akkadiern, einem überaus blutrünstigen und gewalttätigen Volk, vereint, und das gänzlich, ohne dabei Blut zu vergießen. Manche Theoretiker stellten äußerst fragwürdige Thesen auf, etwa dass die Akkadier eigentlich nur leere Städte besetzt und Teile der sumerichen Bräuche und ihre Religion übernommen hatten. Die Sumerer waren ihrer Meinung nach einfach verschwunden – heimgekehrt!
    Was gäbe Dr. Blanchard dafür, nur einen Blick in die Vergangenheit erhaschen zu können und mit eigenen Augen Zeuge von
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