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Intruder 2

Intruder 2

Titel: Intruder 2
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Mike war im Grunde seines Herzens davon überzeugt, dass sie irgendwann mit leeren Tanks liegen bleiben würden - ein paar hundert Meter vor der Staatsgrenze und genau im richtigen Moment, um von einem zufällig vorbeifahrenden Streifenwagen entdeckt zu werden. Es würde so kommen. Was immer schief gehen konnte, musste einfach schief gehen.
    Einige Minuten später passierten sie die Staatsgrenze, die nur von einem Schild am Straßenrand markiert wurde, und wieder-um wenige Minuten danach erreichten sie eine einsam gelegene Trading Post, zu der auch eine kleine Tankstelle gehörte.
    Stefan verließ die Straße, ohne auch nur den Blinker zu betätigen, und kam nach einem unnötig harten Bremsmanöver inmitten einer gewaltigen Staubwolke zum Stehen. Als Frank und Mike ihn erreichten, hatte er bereits den Tankstutzen eingeführt und blickte scheinbar konzentriert auf das Zählwerk der uralten Tanksäule.
    Mike stellte den Motor ab und ließ sich erschöpft nach vorne sinken. Die Maschine schien eine Tonne zu wiegen, und er spürte, wie seine Knie zitterten. Sie waren nur etwas über eine Stunde unterwegs gewesen, aber er war vollkommen erschöpft.
    Die Landschaft, durch die sie gefahren waren, hatte nichts mit der staubtrockenen Wüste gemein, aus der das Hochplateau herauswuchs. Es war, als wolle die Natur sie für die Lebens-feindlichkeit entschädigen, mit der sie sie zuvor gequält hatte.
    War das wirklich nur eine Stunde her? Mike kam es wie Tage vor. Er wusste selbst nicht mehr, wie er es bis hierhin geschafft hatte. Aber er spürte, dass er nicht mehr lange durchhalten würde.
    »Warum gehst du nicht rein und besorgst uns was zu Trinken?«
    Frank war von seinem Motorrad abgestiegen und hatte mit beiden Händen den Lenker von Mikes Intruder ergriffen -
    scheinbar in einer zufälligen Geste. Mike war jedoch klar, dass er in Wahrheit befürchtete, Mikes Kräfte würden nicht mehr reichen, um das Gewicht des Motorrades zu halten. Er empfand ein Gefühl von tiefer Dankbarkeit.
    »Ich mache das hier schon.«
    Mike nickte wortlos, und das Gefühl von Dankbarkeit steiger-te sich noch, als er vom Motorrad stieg. Er war so steif, dass er sich kaum bewegen konnte, und seine Knie zitterten. Ohne sich noch einmal zu den beiden umzudrehen, ging er auf die Trading Post zu und nahm unterwegs den Helm ab.
    Erst jetzt fiel ihm auf, dass er sich getäuscht hatte. Die Trading Post war gar nicht so einsam gelegen, wie er auf den ersten Blick angenommen hatte. Hinter der barackenförmigen Anlage ragten die Dächer weiterer Häuser und Nebengebäude auf, die eine regelrechte kleine Siedlung bildeten. Aber dafür hatte Mike keine Augen.
    Vollkommen fasziniert starrte er auf die Indianerzelte, die am Rande des Geländes standen. Ein einfaches Holzschild wies sie als Nachbau einer Paiute-Siedlung aus, die angeblich einst hier gestanden hatte. Als Touristenfalle taugte das nachgebaute Indianerdorf dennoch nicht, dafür waren die vier oder fünf Tipis viel zu heruntergekommen und schmuddelig. Insgesamt wirkten sie in dieser abgelegenen Gegend eher wie ein Fremd-körper, doch als Mike blinzelte, sich den Schweiß aus der Stirn wischte und dann noch einmal zu dieser lieblos gestalteten Anlage hinüberblickte, da entdeckte er erstaunliche Details, die ihm zuvor entgangen waren ...
    Zwischen den bräunlich-grauen Zelten waren Holzgestänge aufgebaut, über denen mehrere Felle zum Trocknen hingen.
    Inmitten der Tipis quoll schwacher, bläulicher Rauch aus einer Feuerstelle, und hinter den Zelten grasten so selbstverständlich ein paar Pferde, als wären ihre Reiter nur einen Steinwurf weit entfernt. Das Erstaunlichste aber war die belustigte Stimme eines Mannes, die aus einem der vorderen Zelte drang - und das Kinderlachen, das ihr antwortete.
    Wie der Geräuschsfetzen aus einer anderen Welt wehte dieses hässliche Lachen zu ihm heran. Es klang boshaft und verletzend. Und es gehörte mit der gleichen tödlichen Sicherheit dem Jungen, den er mit dem Motorrad überfahren hatte, wie die erwachsene Stimme seinem Vater gehörte, dem Indianer, der ihn mit dem schwarzen Van verfolgt hatte.
    Mit einem Ruck wandte sich Mike um. Der Junge war genauso wenig da wie sein Vater! Er musste sich getäuscht haben.
    Ein paar Kinder, die in den Tipis spielten, die die Feuerstelle nutzten, um ein paar Marshmallows zu rösten oder irgendeinen anderen Unsinn anzustellen. Mehr war es nicht. MEHR
    NICHT!
    Mit steifen Beinen ging Mike auf das Tankstellengebäude zu, das
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