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Intruder 2

Intruder 2

Titel: Intruder 2
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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sich tatsächlich nur ein paar zerknitterte Dollarnoten. Er wagte es nicht, sie zu berühren, sondern schüttelte fast entsetzt den Kopf.
    »You don't want it?«, vergewisserte sich der Polizist.
    »Tip«, antwortete Mike. Das Wort für Trinkgeld war ihm gerade noch rechtzeitig eingefallen. »Take it as tip.« Er deutete zum Laden.
    Der Cop sah ihn geschlagene drei Sekunden lang mit beinahe noch größerem Misstrauen an, aber dann hob er die Schultern und schloss die Hand um die Geldscheine. Er ging jedoch nicht zum Laden zurück, wie Mike erhofft hatte, sondern stellte eine Frage, die Frank an seiner Stelle beantwortete.
    »Wunderbar«, sagte Stefan.
    »Was?«
    »Er hat gefragt, was mit dir los ist«, antwortete Stefan.
    »Frank versucht ihm gerade zu erklären, dass du dich nicht wohl fühlst. Stimmt ja wohl auch, oder?«
    Frank und der Cop redeten eine gute Minute miteinander -
    eine weitere Ewigkeit -, ehe der Beamte sich fast widerwillig herumdrehte und zum Laden zurückging. Frank atmete hörbar auf.
    »Alles in Ordnung«, sagte er. »Ich habe ihm versprochen, dass wir nur noch bis zu diesem Motel fahren und dort übernachten. Anscheinend hat er es mir geglaubt.« Er machte ein finsteres Gesicht. »Ich schätze, er ist davon überzeugt, dass du betrunken bist oder vollkommen high. Wenn dein zerschramm-tes Knie nicht wäre, hätten wir jetzt eine Menge Ärger. Ich habe ihm gesagt, dass du gestürzt bist. Verdammt, was ist denn nur mit dir los?«
    »Ich ... nichts«, murmelte Mike. Ohne es zu merken, zer-quetschte er die Aluminiumdose in der Hand. Klebrige Cola lief über seine Finger und tropfte zischend auf den noch immer heißen Auspuff des Motorrads.
    »Na wunderbar«, sagte Stefan abermals. Sein flüchtiger An-fall guter Laune war wie weggeblasen. »Bisher sind wir der Polizei in diesem Bundesstaat ja noch nicht aufgefallen.«
    »Und das wird auch so bleiben«, sagte Frank.
    »Und wovon träumst du nachts?«, erwiderte Stefan böse.
    »Was wollen wir wetten, dass er jetzt schon unsere Kennzeichen überprüfen lässt? So ein verdammter Irrsinn!«
    »Jetzt reg dich wieder ab«, sagte Frank. »Das hat er vermutlich schon getan, als er angekommen ist - oder warum glaubst du, hat er so lange in sein Mikrofon gesprochen? Nichts wird passieren. Wir fahren jetzt zu diesem Motel, nehmen ein Zimmer und schlafen uns gründlich aus, und morgen früh sehen wir weiter.«
    »Falls wir dann nicht schon in einer gemütlichen Gefängniszelle sitzen«, grollte Stefan. »So ein Irrsinn! Ich weiß allmählich nicht mehr, welcher Teufel mich geritten hat, mit euch beiden auf diese Tour zu gehen!«
    »Du kannst es ja noch bleiben lassen«, antwortete Frank gereizt. »Du kannst jederzeit allein weiterfahren.«
    »Das ist vielleicht gar keine so schlechte Idee«, sagte Stefan heiser. Er starrte sie noch eine Sekunde lang finster an, dann setzte er sich auf sein Motorrad und raste los.
    Das Desert Inn war deutlich mehr Desert als Inn - eine An-sammlung windschiefer Bretterbuden, die sich wie eine Herde verängstigter Tiere um einen schlampig gepflasterten Platz drängelten. Der dadurch entstandene Eindruck von Enge, der angesichts des Überangebots an Platz geradezu bizarr erschien, passte zu den verzerrten Dimensionen des Nestes, in dem sie gelandet waren. Seit sie von der Trading Post losgefahren waren, war das Grün beiderseits der Straße allmählich dünner geworden und schließlich ganz verschwunden. Jetzt lag wieder die rote Felsenwüste vor ihnen, die einen Großteil des Mormonenstaates Utah beherrschte. Das Dutzend kleiner Motelgebäu-de wirkte in dieser ungeheuren Leere verloren, deplatziert und irgendwie kläglich, als warte die Wüste nur darauf, es zu verschlingen.
    Natürlich hatte Stefan auf sie gewartet. Seine Intruder stand bereits entladen vor einer der Hütten, von ihm selbst war jedoch keine Spur zu sehen.
    Frank und Mike lenkten ihre Maschinen vor das nicht weniger schäbige Empfangsgebäude und stiegen ab. Mike war erschöpft. Die wenigen Meilen, die sie noch hatten zurücklegen müssen, hatten ihn fast überfordert, und seine Energie begann nun ebenso rasch und unaufhaltsam zu verschwinden wie das Tageslicht an dem wolkenlosen Himmel über ihm. Die Däm-merung hatte noch nicht ganz eingesetzt, schickte aber ihre Vorboten. In einer halben Stunde würde es dunkel sein. Franks Entschluss war mehr als vernünftig gewesen. Wären sie wei-tergefahren, hätten sie Moab kaum vor Mitternacht erreicht; wahrscheinlicher
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