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Interwelt

Interwelt

Titel: Interwelt
Autoren: Isidore Haiblum
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fünfzig, wenn Sie gelandet sind, dann erweitern Sie mit dem großen Knopf den Strahl und zielen auf das Rathaus«, wies Saß mich und Grample an.
    Drei Gruppen bildeten sich und flogen lautlos über die Kraken hinweg. Bei den Bäumen setzte ich im taufeuchten Gras auf. »Alle in Deckung!« befahl ich. »Und dicht beisammenbleiben.« Klox begann leise zu zählen. Der gute alte Klox! Ich hatte mich auch nicht einmal darum gekümmert, wer mit mir gekommen war. »Wer ist eigentlich alles da?«
    »Ich«, antwortete Gloria.
    »Johnny-Messer.« Das mußte einer der Mugger-Gang sein.
    »Rand.«
    »Hefler.«
    »Neunundvierzig – fünfzig!« zählte Klox gerade.
    Ich holte tief Luft, richtete den Aktivator auf das Rathaus und drehte den verbotenen Knopf. Wenn die anderen es gleichzeitig taten, müßte etwas Interessantes geschehen. Und es geschah!
     
    ICH, KLOX, BIN ZURÜCK IN DER STADT. LUGO HAT GEBETEN, IHN ABZUSETZEN. ALS ICH ANHALTE, UM IHN AUSSTEIGEN ZU LASSEN, LEGT ER SEINE PRANKEN UM MEINEN KOPF UND SCHRAUBT IHN AB. DER WAGEN FÄNGT ZU BRENNEN AN. DR. SPELVILLE TAUMELT HINAUS, DOCH DANN KEHRT ER TROTZ DES FEUERS ZURÜCK. ER HAT IN DEM BRENNENDEN WRACK ETWAS VERGESSEN. ABER DER GROSSE MANN MIT DEM LANGEN, FLATTERNDEN MANTEL UND DEM BREITKREMPIGEN HUT LÄSST IHN NICHT VORBEI. DAS HIER IST DIE WELT DER UNLOGIK. HIER IST AUCH ETWAS, DAS ICH BRAUCHE, DOCH JETZT IST NICHT ZEIT, DANACH ZU SUCHEN. ICH NEHME EIN PAAR MINIMALE VERÄNDERUNGEN IM STOFF VOR UND MACHE DIE GANZE SEQUENZ UNBEDEUTEND. NUN WIRD NIEMAND, DER HIER DURCHREIST, DADURCH GESTÖRT WERDEN. ICH ZIEHE WEITER, SICHER, DASS DIE WEISHEIT DEN SIEG DAVONGETRAGEN HAT – ODER FAST.
     
33.
     
    Schnell hob ich den Aktivator auf. »Keine Bewegung!« befahl ich. Die Gestalt wandte sich mir zu. Weiße Lippen grinsten in einem weißen Gesicht. Die Züge waren in dem Grau nicht zu erkennen. Sie wisperte: »Aber ich habe jetzt zwei Aktivatoren, Mr. Dunjer.«
    Gelächter kam aus der Dunkelheit. Dann war das Gesicht verschwunden und mit ihm die Gestalt. Das Autowrack lag ausgebrannt auf der Lichtung. Ich hörte das leise Rascheln von Füßen im Gebüsch. Sie bewegten sich von mir fort. Ich setzte hinter ihnen her.
    Ein Pfad führte um das Erholungsheim herum in den Wald. Etwas rührte sich im hohen Gestrüpp. Ich sah verschwommene Umrisse im Nebel, und rannte schneller.
    Der Mann vor mir, der jetzt näher war, drehte mir das Gesicht zu und hob den Arm. Als die Pistole knallte, stürzte ich. Ein gurgelnder Schrei quälte sich über meine Lippen. Ich bewegte mich nicht, denn sonst hätte ich noch mehr Blut verloren. Dunkelheit übermannte mich.
    Der Mann kam auf mich zu. Ich stützte meinen Arm auf und zielte. Mein Laserstrahl traf. Ich stand auf, um mir den Vermummten anzusehen. Doch nur Mantel und Hut lagen auf dem Boden. Wer immer sie getragen hatte, war verschwunden.
    Dr. Saß trat aus dem grauen Nebel. »Schnell!« drängte er. »Zum Erholungsheim.«
    Wir eilten zu dem alten Haus, und ich folgte ihm in den Keller.
    »Er ist in einem anderen Glied«, erklärte Saß mir. »Das Erholungsheim ist ein weiter Nexus in der Kette. Die Zeit ist aus den Fugen, Mr. Dunjer. Eine Minute hier könnten dort Stunden oder Monate sein. Zwei Aktivatoren geben ihm einen Vorteil. Diese neue Welt kann bereits ihm gehören.«
    »Wer ist er?«
    »Kommen Sie. Wir werden es sehen.« Dr. Saß nahm den Aktivator.
     
    Wir waren auf einer Wiese, auch hier grauer Nebel. In der Ferne streckte ein einsames Gebäude sich dem Himmel entgegen.
    »Sie waren schon einmal hier«, behauptete Saß. »In einem anderen Glied hat man sie durch diese Wiese gejagt. In diesen Phantomwelten bilden die Aktivatoren eine Kette; unsere Bewegungsfreiheit ist begrenzt.«
    »Ich habe Dunjer in Glücksstadt gerettet – das war kein Phantom.«
    »Stimmt. Glücksstadt ist unser Ursprung. Der einzige stabile Ort, zu dem wir Zugang haben. Aber so wie die Dinge jetzt stehen, würden wir dort zugrunde gehen. Wir sind immer noch Kreaturen des Nebels.«
    In dem Gebäude fuhren wir zum zweiten Stockhoch und betraten 3F – ein Büro. Ich schaute aus dem Fenster. Unten war eine Straßenecke. Aus dem grauen Nebel war grauer Regen geworden. Der Verkehr bewegte sich irgendwie träge, schleppend. Ein Mann schaute von der anderen Straßenseite zu unserem Fenster hoch.
    »Lassen Sie sich nicht täuschen, Mr. Dunjer«, warnte Saß. »Diese Welt ist genau so unwirklich wie die anderen. Sie ist lediglich der Aktivatorenergie zu verdanken und
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