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Interview mit einem Buchpiraten

Interview mit einem Buchpiraten

Titel: Interview mit einem Buchpiraten
Autoren: SPIEGELBEST
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seit mehr als einem Jahrzehnt digitalsiert. Epub als Nachstufe von HTML und RTF ist quasi die Hausmarke der Szene.

    Die Hausmarke der Buchdrucker ist aber PDF. Da kommst du nie zu einem vernünftigen Ebook. Die Serviceleute haben eine gute Zeit lang entschlossen jede Sackgasse betreten, die sich vor ihnen auftat. Ein Firmenschild macht noch keine Sachkunde. Da hat es lange gruselige Ergebnisse gegeben.

    Die Probleme scheinen behoben.

    Es hat sich rumgesprochen, dass der Weg zum Ebook über RTF und HTML zu Epub führt. Die Piratenszene hat immer schon gute, sehr gute Ebooks gemacht. Die Buchdrucker haben einen Service angeboten, den sie nicht ansatzsweise beherrschten. Hätten sie bei den Piraten angefragt, wäre ihnen mancher Ärger erspart geblieben.

    Ihr hättet ihnen geholfen?

    Klar, warum nicht? Wenn sie nett gefragt hätten und ausnahmsweise mal höflich gewesen wären. Warum nicht? Das Problem war aber, dass uns die Verlagsleute für Eierdiebe gehalten haben. Dass das Scannen aber eher mit Tresorknacken zu tun hat als mit Ladendiebstahl, war denen nicht klar.

    Kannst du deinen Scanner jetzt einpacken?

    Nein, sicherlich nicht. Jetzt kommen die Bücher dran, die keine Neuerscheinungen sind, die sogenannte 'Backlist'. Ganze Reihen eines Autors oder einer Person zu digitalisieren ist die unbestrittene Spezialität der Buchpiraten. Das ist eigentlich die Königsdiziplin.

    Auch diese Bücher liegen doch als RTF vor. Kein Problem für die Verlage, sie zu konvertieren ...

    Ja schon, aber die Reihen sind eine Konkurrenz zu den Neuerscheinungen. Die frühen Bände sind oft besser. Wer will den fünfzehnten Aufguss kaufen, wenn er sich an den ersten zehn Bänden sattgelesen hat? Aber die Verlage haben ja keine große Wahl: Wenn sie nicht releasen, machen wir es eben. Kein Problem. Das kennen wir schon.

    Ein letzte Frage dazu: Haben wir, die Buchpiraten, die Verlage gezwungen, zu digitalisieren. Oder wäre die Digitalisierung auch ohne uns gekommen.

    Wir Piraten sind seit mehr als einem Jahrzehnt im Geschäft. Das ist schon eine besondere Situation. Das Angebot an befreiten Büchern ist schlicht riesig. Aber erst die Hardware hat den Durchbruch gebracht. In diesem Weihnachtsgeschäft sind die eReader und Tablets zum Massenprodukt geworden. Damit sind die Verlage sehr spät dran. Sie haben zu lange geglaubt, dass sie das Tempo der Digitalierung selbst bestimmen.

Warez Ebooks - wo bleibt die Klasse?
    MITTWOCH, 14. MÄRZ 2012

    Das Angebot der Piraten wächst und wächst, aber irgendwie will mir scheinen, dass einfach nur die Masse wächst, nicht die Qualität.

    Du hast wohl recht damit. Die Klasse ist auf der Strecke geblieben. Wir sind quasi komplett in manchen Bereichen, haben aber mittlerweile im Vergleich wenig, was man noch in ein paar Jahren lesen wird. Du darfst aber nicht vergessen, dass es gerade bei den Ebooks immer einen riesigen Unterwasserbereich gegeben hat, den wir jetzt zu sehen bekommen.

    Warum das? Ebooks sind doch auch nur Bücher zum Lesen?

    Oh, nein. Wenn du ein Buch liest, zeigst du deinem Nachbarn in der Bahn oder im Cafe, was du liest. Wenn du in einem eReader liest, sieht niemand, was du gerade liest. Das ist ein sehr wesentlicher Unterschied. Die heimlichen Bestseller der Ebooks sind gerade Bücher, die du so in der Öffentlichkeit nicht lesen würdest.

    Nenn mal Beispiele.

    Ich seh das doch: Sandra Henke: Der Gebieter* liegt 50% über den andereren bei den Downloadzahlen.  [* Die Mods von der Boerse haben es fürsorglich gelöscht. Das eBook kriegt ihr aber ohne Probleme bei ebook-hell und anderen. Denkt aber dran, die Mods von der Boerse finden, dass das Buch nichts für euch ist. Die werden schon ihre guten Gründe haben ...]
    Genauso die Heftchen, wo sie - arm, aber appettitlich - ihn - Milliardär mit Esshemmung - kriegt. Auch so ein Cover mit einem endzeitliches Friseurmädel kannst du nicht unbeschadet überall rumzeigen. Das sind aber die heimlichen Best'seller' unserer Szene.

    So was wurde doch immer gelesen, denke ich.

    Gelesen schon, aber heimlich, nicht rumgezeigt. Bei den eBooks aber kann dir keiner über die Schulter schauen. Ein eReader sieht immer schlau aus. Du vergisst, dass unsere 'Kundschaft' hautpsächlich Mädchen und junge Frauen sind. Denen ist nicht egal, was andere von ihnen denken. Sieh dir die Auswahl der Bücher an, die wir hochbekommen. Die meisten Bücher will ein junges Mädchen nicht als Papierbuch ausführen, aber doch gerne lesen.

    Mädchen und
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