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Internat Lindenberg - Achtung, es spukt

Internat Lindenberg - Achtung, es spukt

Titel: Internat Lindenberg - Achtung, es spukt
Autoren: Mathias Metzger
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selbst, zu trösten und zu beruhigen.
    Vielleicht eine Minute später trafen andere Schülerinnen der Achten ein, kurz darauf auch ein paar Lehrer und Hannas Freundinnen. Zu spät, denn außer Stephanie Seiters und Hanna hatte niemand etwas gesehen. Das, was Hanna gesehen hatte, war fast nichts, und Stephanie wusste im Grunde auch nichts anderes zu berichten als das, was schon Angelika von ihrer Begegnung der unheimlichen Art erzählt hatte. Das war nicht gerade viel. Und da nicht gerade viel und fast nichts auch in der Summe nicht viel ergibt, wusste niemand etwas Genaues. Außer, dass das Gespenst erneut erschienen war.
    Für Leonie war der Unterschied zum ersten Auftritt aber gewaltig. Was Angelika erzählte, konnte man sowieso nicht ernst nehmen. Wären ihr Nina oder Sophie mit dieser Geschichte gekommen, hätte sie vielleicht noch ganz leichte Zweifel am Wahrheitsgehalt der Ereignisse haben können. Aber hier handelte es sich um Hanna! Da lag der Fall ganz anders. Hanna war keine Märchenerzählerin und ganz bestimmt nicht der Typ, der Gespenster sah. Außer, sie waren wirklich da! Und selbst dann blieb noch das klitzekleine Problem, dass Hanna nicht an Gespenster glaubte. Aber dafür wusste sie genau, was sie gesehen hatte.
    „Du glaubst nicht, es könnte doch Angelika gewesen sein?“, meinte Leonie. „Oder eine von ihren Kammerdienerinnen?“
    Hanna schüttelte energisch den Kopf. „Ausgeschlossen, die Gestalt war viel größer, bestimmt noch einen Kopf größer als Stephanie.“
    Stephanie Seiters war weit über einen Meter sechzig groß. Damit stand fest, dass es sich unmöglich um einen Streich von Angelikas Clique handeln konnte.
    Das hieß aber auch, dass es bis auf Weiteres keine Erklärung für das Vorgefallene gab. Also hatte Leonie mit ihren Versuchen, logische Erklärungen zu finden, erst einmal Schiffbruch erlitten. Kein Wunder, dass die Gerüchteküche im Internat gewaltig brodelte. Langsam, aber sicher breitete sich ein Gefühl von Angst und Bedrohung aus.
    Etwas Gutes hatte die Sache allerdings: Nachdem es diesmal Stephanie erwischt hatte, konnten sich die älteren Schülerinnen nicht mehr so leicht über die schreckhaften Kleinen lustig machen.
    Während der Spuk unter den Schülerinnen eindeutig Thema Nummer eins war, hielt sich die Aufregung bei den Lehrern in Grenzen. Na gut, man wusste noch nicht genau, wer hinter der Sache steckte. Das war schlecht, denn Lehrer wissen gerne immer ganz genau, was hinter ihrem Rücken vorgeht. Aber man war sich einig: Es handelte sich um vollkommen harmlose Schülerstreiche. Da hatte man weiß Gott schon Schlimmeres erlebt. Und da sich das Internat in einer Burg befand, war es nur naheliegend, dass irgendwann einmal irgendjemand auf die Idee kam, Burggespenst zu spielen. Jedenfalls gab es keinen Grund, ein Drama aus der Sache zu machen oder gar besondere Vorsichtsmaßnahmen zu treffen. Im Gegenteil, manche Lehrer waren sogar gespannt, ob und wie es weitergehen würde, andere schienen einen gewissen Gefallen an dem ganzen Spuk zu finden.
    Madame Bleu zum Beispiel hatte eigentlich keinerlei Verständnis für solche Späße. Aber gleichzeitig war sie entschieden der Ansicht, dass es nicht die Falschen getroffen hatte. Und anstatt am nächsten Morgen Erdkunde zu unterrichten, hatte sie das dringende Bedürfnis, der Klasse ihre eigenwilligen Gedankengänge zu diesem Thema mitzuteilen.
    „Gibt es Gespenster?“, begann sie und starrte nachdenklich an die Decke. „Ja und nein, meine isch.“
    Die gesamte Klasse blickte sie verwundert an.
    „Manschmal ist es das eigene schleschte Gewissen, das sisch als Gespenst verkörpert. Die Weltliteratür ist voll von solschen Geschischten. Aber isch glaube, dass es in diesem Fall eine viel einfachere Erklärung gibt.“
    Die Schülerinnen tauschten erneut verwunderte Blicke. Madame Bleu war immer für sonderbare Sprüche gut, aber so einen Quark hatten sie schon lange nicht mehr gehört. Vor allem Angelika schüttelte entrüstet den Kopf. Gewissen hin, Gewissen her, sie wusste genau, was sie gesehen hatte. Das war keine Verkörperung von irgendwas, das war echt! Auch Hanna verstand nicht wirklich, was ihre Beobachtungen von letzter Nacht mit „Weltliteratür“ zu tun hatten.
    „Isch bin auch ein Mensch, der Spaß versteht“, behauptete Madame Bleu, von der jeder in der Schule wusste, dass sie völlig humorlos war. „Aber wie dem auch sein mag, Scherze dieser Art sind abscheulisch“, fuhr sie fort. „Und trotzdem
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